Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Ausgabe Nr. 2857
Dankbar denke ich zurück an die vielen Gelegenheiten, bei denen mir das Lied 435 aus unserem Gesangbuch im Laufe meines Lebens begegnet ist. Es ist das wohl bekannteste deutsche Abendlied: „Der Mond ist aufgegangen“. Matthias Claudius (1740-1815) schrieb es als Gedicht, vertont wurde es von Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800). Von beiden gibt es noch je ein Lied in unserem Gesangbuch. Von Schulz das sehr bekannte Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet…“
Gerne erinnere ich mich an die fröhliche Kinderrunde der „Sommerfrischler“ in Wolkendorf, die sich am Abend um Frau Era Nussbächer im Garten versammelte, um mit ihr Volkslieder zu singen! Oder an die vielen mehrtägigen Ausflüge und Schulreisen als Schüler beziehungsweise später als Lehrer, auf denen am Abend viel gesungen wurde, zum Abschluss meistens dieses Lied. Besonders meine Päda-Klassen konnten auf unseren Ausfahrten oft stundenlang ein Lied nach dem anderen singen. Das hat auch ihre Gemeinschaft geprägt!
Ein großes Erlebnis war dann das Nachtgebet auf dem Altmarkt in Dresden anlässlich des Evangelischen Kirchentages 2011, als wir mit mehreren Tausend Gleichgesinnten eine brennende Kerze in der Hand „Der Mond ist aufgegangen…“ mitsingen durften.
Da das Lied im Gesangbuch steht, konnten wir auch bei den Abendandachten der Lektorenrüstzeiten auf dieses schöne Abendlied zurückgreifen.
In meinen letzten Unterrichtsjahren staunten meine mehrheitlich rumänischen Schüler, wenn ihr Geographielehrer plötzlich bei der Lektion über die Mondphasen zu singen begann: „Schaut ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen, und ist doch rund und schön…“ Eine Woche später hatten sie dann aus dem Internet den Text vor sich und wir lernten dieses schönste deutsche Abendlied gemeinsam singen.
Und in den letzten Jahren kenne ich auch andere Großeltern, die ihren kleinen Enkeln in Deutschland zum Einschlafen per Telefon Abendlieder vorsingen. „Der Mond ist aufgegangen…“ zum Abschluss!
Und wer die letzten beiden Verszeilen singt, kann nicht umhin, auch an seine Nachbarn zu denken: „Verschon uns, Gott, mit Strafen und lass uns ruhig schlafen. Und unsern kranken Nachbarn auch!“
Friedrich PHILIPPI