Ausgabe Nr. 2832
Jede und jeder können weltweit mitwählen bis zum 20. September 2023
Die Wahl zur „Auslandsdeutschen des Jahres“ findet 2023 zum vierten Mal statt. Es ist eine Gemeinschaftsaktion der deutschsprachigen Medien in aller Welt und mittlerweile der bedeutendste internationale Wettbewerb von und für Auslandsdeutsche. Dabei geht es nicht in erster Linie um Schönheit, sondern vor allem um das Engagement für die eigene Kultur.
In diesem Jahr haben vier Bewerberinnen die Endausscheidung erreicht – darunter eine Ukrainedeutsche, eine Deutschamerikanerin, eine Deutschkanadierin und eine Elsässerin aus Frankreich.
Björn Akstinat, Leiter des Netzwerks der deutschsprachigen Auslandsmedien (IMH-Internationale Medienhilfe) und Ideengeber für die Aktion: ,,Der Wettbewerb soll speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisherigen Aktivitäten belohnen bzw. für eine Mithilfe bei deutschsprachigen Kultur- und Medieninstitutionen motivieren. In vielen deutschen Institutionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbewerbs ist außerdem, in Deutschland auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Auslandsdeutschen stärker aufmerksam zu machen. Viele Bürger der Bundesrepublik wissen so gut wie nichts von den deutschen Minderheiten und Gemeinschaften weltweit, da diese im Unterricht der Schulen und Hochschulen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen kaum thematisiert werden. Beim ersten Wettbewerbsdurchlauf erhielt eine Ungarndeutsche die meisten Stimmen. Beim zweiten Mal gewann eine Rumäniendeutsche und beim dritten Mal holte eine Namibiadeutsche den Titel. Unterstützer der besonderen Aktion ist die Stiftung Deutsche Sprache.“
Wenn Sie eine Favoritin für den Titel haben, dann schreiben Sie einfach eine Nachricht mit dem Vornamen und dem Land der jeweiligen Kandidatin an presse@imh-service.de. Die Wahl läuft bis zum 20. September. Abstimmen kann jeder aus jedem Erdteil. Diejenige Kandidatin, die am meisten Stimmen erhält, hat gewonnen. Das Ergebnis wird Ende September bekanntgegeben.
Die vier Kandidatinnen werden im Folgenden kurz vorgestellt:
Diana (Ukraine)
Sie ist Ukrainedeutsche und wohnt in Munkatsch/Mukatschewo, einer Stadt im äußersten Westen des Landes, die vom Krieg bislang noch verschont blieb. In der Region von Munkatsch, auch als Transkarpatien bekannt, lebt seit rund 300 Jahren eine größere Anzahl von Deutschstämmigen, die man ursprünglich aus Franken holte. Sie besitzen in der Stadt ein eigenes Kulturzentrum, das von Dianas Großmutter gegründet wurde. Diana leitet den preisgekrönten deutschsprachigen Mädchenchor des Zentrums. Er trägt den schönen Namen ,,Singende Herzen“ und hat schon einige Auslandsauftritte absolviert. Diana versucht nicht nur mit dem Chor die Sprache ihrer Vorfahren am Leben zu erhalten, sondern arbeitet auch noch als Deutschlehrerin. Der Fortbestand des deutschen Kulturzentrums in Munkatsch ist leider gefährdet, da die Besitzverhältnisse ungeklärt sind. Landesweit gesehen bedroht der Krieg die Existenz der deutschen Minderheit insgesamt. Viele der über 30.000 Ukrainedeutschen befinden sich auf der Flucht und in einigen Regionen wurden deutsche Kulturzentren durch Beschuss komplett zerstört.
Irmgard (USA)
Sie ist Gründungsmitglied der ,,Gesellschaft für zeitgenössische amerikanische Literatur in deutscher Sprache“ und Herausgeberin der einzigen Zeitschrift für deutschsprachige Gegenwartsliteratur in den USA namens ,,TRANS-LIT2″. Nachdem Irmgard als geborene Schlesierin 1963 von Deutschland in die Vereinigten Staaten auswanderte, studierte sie dort Germanistik. Danach war sie über Jahrzehnte als Universitätsdozentin sowie Professorin für deutsche Sprache und Literatur tätig – zuletzt an der Staatsuniversität Colorado in Fort Collins, wo sie sich noch immer am örtlichen Deutschklub engagiert. Ihre Muttersprache begeistert sie so sehr, dass sie diese nicht nur wissenschaftlich gefördert hat und zig Deutschlehrer ausbildete, sondern in ihrer neuen Heimat noch selbst Lyrik und Prosa auf Deutsch verfasste. Die Sprache Goethes ist in den USA lebendiger als man denkt. Rund 100 deutschsprachige Magazine, Mitteilungsblätter oder Zeitungen erscheinen dort. Darunter befinden sich die älteste Zeitschrift und die älteste Wochenzeitung in deutscher Sprache weltweit. Über 50 Mio. US-Amerikaner sind deutschstämmig. Sie stellen damit die größte ethnische Gruppe des Landes dar – weit vor den Bevölkerungsteilen mit irischen, mexikanischen oder englischen Wurzeln. Etwa 10 Prozent der Deutschamerikaner – zu denen u.a. auch Sandra Bullock, Leonardo DiCaprio und Kirsten Dunst gehören – sprechen oder verstehen noch Deutsch. In den Bundesstaaten Pennsylvania, Ohio oder Indiana hört man Deutsch nicht selten auf den Straßen. Die dort lebenden Amischen, die ursprünglich aus Südwestdeutschland einwanderten, benutzen ihre althergebrachte Muttersprache ganz selbstverständlich im Alltag.
Heidi (Kanada)
Die gebürtige Nürnbergerin lebt seit 1961 in Kanada und ist seit 25 Jahren Moderatorin des deutschsprachigen Senders RADIO HERZ in Waterloo bei Toronto. Der Sender wurde von ihrem Lebenspartner Paul gegründet. Er und Heidi betreiben ihn zusammen mit einer Gruppe engagierter Ehrenamtlicher. Anfangs strahlte man das Programm mit ausschließlich deutscher Musik über Antenne, Kabel und Satellit im Großraum Toronto aus, wo besonders viele Deutschsprachige leben und auch mehrere Städte von Deutschen gegründet wurden. Seit vielen Jahren aber schon sendet man übers Internet, um die über drei Millionen Deutschstämmigen in ganz Kanada erreichen zu können. Die Deutschkanadier sind die drittgrößte Bevölkerungsgruppe des Landes nach den Einwohnern, deren Vorfahren ursprünglich aus Großbritannien und Frankreich kamen. An einigen Orten, wo deutschstämmige Mennoniten konzentriert leben, ist Deutsch bis heute Alltags- und Umgangssprache. Leider ist der Fortbestand des einzigartigen Hörfunkprojektes RADIO HERZ mit Wunschkonzerten, Interviews deutscher Schlagersänger oder Live-Veranstaltungen in deutsch-kanadischen Klubs gefährdet, da Heidi und Paul die Arbeit aus Altersgründen kaum noch stemmen können. Nachfolger werden gesucht.
Manon (Elsass/Frankreich)
Sie ist studierte Deutschlehrerin. Nachdem sie fünf Jahre lang an zweisprachigen Grundschulen im Elsass tätig war, hat sie sich seit 2022 ganz auf das private Unterrichten des Elsässer Dialektes spezialisiert. Um Kindern das Elsässische auf spielerische und lustige Art zu vermitteln bzw. das Interesse zu reaktivieren, nutzt sie zwei selbst gestaltete regionaltypische Figuren namens „Hafele und Storichele“. Demnächst soll ein zweisprachiges Kinderbuch von ihr mit den beiden bereits preisgekrönten Figuren erscheinen. In ihrer Freizeit engagiert sich Manon zudem als Schauspielerin und Autorin bei einem deutschsprachigen Dialekt-Theater. Als Kind war Französisch für sie eine Fremdsprache, denn ihre Eltern, die seit Generationen in der Region leben und deutsche Vorfahren haben, redeten mit ihr zu Hause nur „Elsässerditsch“. Obwohl die über 1 Mio. deutschsprachigen Elsässer im Osten Frankreichs die größte deutsche Minderheit Europas sind, werden sie weder von der französischen noch von der deutschen Regierung als solche entsprechend anerkannt und gefördert. Bis heute hat die Pariser Zentralregierung die Europäische Minderheitencharta sowie die Europäische Charta der Regionalsprachen nicht ratifiziert. Die Situation der Elsässer ist damit erheblich schlechter als die von deutschen Minderheiten in Rumänien oder Ungarn. Medien und Schulen, die komplett in Hochdeutsch berichten bzw. unterrichten, waren früher verboten und werden weiterhin erheblich behindert oder fast gänzlich verhindert. Gegen die vollzogene Eingliederung des Elsass in den vorwiegend französischsprachigen Riesenbezirk ,,Großer Osten“ wehrt man sich bis heute mit Demonstrationen.
Internationale Medienhilfe