Ausgabe Nr. 2832
Franz Hodjak und sein neuer Gedichtband
Nach der seit 2017 bis 2022 andauernden Schreibpause ist in diesem Jahr nun ein neuer Gedichtband von Franz Hodjak erschienen. Unter dem Titel ,,Im Ballsaal des Universums“ stehen insgesamt 92 Gedichte, die alle durch ein großes Thema verbunden sind.
In seinen Gedichten beschreibt Franz Hodjak das Leben, welches sich stetig bewegt und verändert. Das ist das Hauptthema seines neuen Gedichtbandes, der neben den Gedichten auch ein Nachwort umfasst.
Diese stetige Bewegung und Veränderung wird in einigen Gedichten in Form eines Tanzes immer wieder aufgegriffen und zieht sich so durch den gesamten Band, der wie das Leben selbst alles behandelt, was alltäglich zu sein scheint: Tiere, Menschen, Städte, Veränderung, Emotionen etc..
Während man als Leser bei manchen Gedichten das Gefühl bekommt, Anfang und Ende hätten keinen Zusammenhang, da der Autor seine Gedichte gerne mit einer Überraschung beendet, fügt sich doch jedes Gedicht in das große Gesamtbild des Buches mit ein und lässt so die teils chaotischen Gedichte am Ende alle Teil einer darüberstehenden Ordnung werden, ähnlich wie auch das Universum Chaos und Ordnung zugleich ist.
Im Gegensatz zu den vorangehenden Werken Franz Hodjaks ist dieses jedoch bedeutend schärfer in den Ausdrücken. Nicht nur der Zynismus und die Ironie kommen noch stärker zur Geltung, auch die Sozialkritik hat sich im Vergleich zu der früheren Arbeit des Autors verstärkt.
Die bittere Süße und die Melancholie, die die Gedichte ausstrahlen, machen deutlich, dass die Kritik an der Welt und deren Geschehnissen nicht länger eine hin und wieder auftauchende ist, sondern in Hodjaks Gedichten vielmehr Teil des Alltags und somit allgegenwärtig wird, so wie auch der Gedanke an die Endlichkeit, der immer wieder eine Rolle spielt. Der Zynismus ist also eine Art des Umgangs mit dem Bewusstsein, dass nichts bleibt wie es ist und alles irgendwann ein Ende findet. Das lyrische Ich, welches durch den gesamten Band hindurch immer wieder in Bewegung ist, strahlt diese innere Unruhe aus, die einen großen Teil der Gedichte und auch anderer Werke des Autors ausmacht.
Wie die Herausgeberin Enikő Dácz es im Nachwort zusammenfasst, ist das Buch eine Wanderung durch die menschliche Existenz, mit allen alltäglichen Emotionen, Erinnerungen, der Suche nach dem Glück und vor allem der Veränderung.
Somit bietet Franz Hodjak nach langer Zeit wieder einmal neuen Lesestoff. Sehr zu empfehlen für all diejenigen, die seine früheren Werke bereits kennen, aber auch für die, die ein Interesse an Lyrik haben und gerne etwas Neues lesen wollen.
Für alle, die gerne noch ein paar Erläuterungen zum neuen Werk des Autors haben möchten, bietet das Nachwort „Das Glück von der Seite antanzen“ eine gute Grundlage zum Verständnis der Arbeit Hodjaks. Zum Schluss heißt es hier: ,,Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns Franz Hodjak zu einer ‚Wanderung hinaus aus den/Klischees, vorbei an der Blässe der Randviertel‘ unserer Existenz einlädt, so die Zeilen des Gedichts ‚Es muss nicht einfach sein‘. Dabei dürfen wir zuschauen, wie ‚das Glück mit dem Zufallsgenerator spielt, in/dem wir alle eingetragen sind‘ (‚Blindgänger‘), oder wir können mit Hilfe einer ‚Räuberleiter‘ der Erinnerung ‚durchs Fenster steigen und/sehen, ob wir noch die/sind, die wir waren‘.“
Maria RUDOLPH
Brunch
Auf den Dächern
rascheln Sonnenstrahlen,
italienische Musik
lockt die jungen Meisen an,
die gerade erst
begonnen haben
deutsch zu lernen. Beim
Brunch hat man den Eindruck,
die Hälfte isst man
umsonst. Man fühlt sich
besser, wenn man die
Wahrheit
nicht kennt. Und
die Blätter, bevor sie zu
Boden fallen, rollen sich ein
damit sie nicht frieren
im Tod.
Franz HODJAK