Gemalte und malende Frauen

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Neue Sonderausstellung im Multimediasaal im Blauen Stadthaus eröffnet

Ausgabe Nr. 2824

Bei der Vernissage (v. l. n. r.): Dr. Alexandru Constantin Chituță, Manager ad interim des Brukenthalmuseums, Emese Bonta, Dr. Iulia Mesea und Robert Strebeli.                                                                        Foto: Răzvan NEGRU

,,Wenn bis heute keine Frau ein Dante geworden ist, so ist das der Tatsache zu verdanken, dass sie es vorgezogen hat, Beatrice zu bleiben“, behauptete die rumänische bildende Künstlerin Olga Greceanu (1890-1978) zu Beginn des 20. Jahrhunderts.  So jedenfalls zitiert sie die Hermannstädter Kunstkritikerin und Museologin Dr. Iulia Mesea in dem Vorwort zum Katalog der Ausstellung ,,Die Frau. Vom Modell zur Berufskünstlerin“, die am Freitag der Vorwoche im Multimediasaal im Blauen Stadthaus des Brukenthalmuseums eröffnet worden ist.

Als die Künstler Hollósy Simon, Réti István, Iványi-Grünwald Béla, Thorma János und Ferenczy Károly 1896 die Künstlerkolonie in Baia Mare/Nagybanya/Frauenbach in Österreich-Ungarn gründeten, dachten sie auch an die Förderung der Frauen im Bereich der bildenden Kunst.

Damals gab es nämlich für Frauen kaum Möglichkeiten, ein Kunststudium zu machen. Es gab einige Ausnahmen, hierzulande z. B. die viel zu früh verstorbene Hermannstädterin Hermine Hufnagel (1864-1897), die in Wien studiert hat und Schülerin von Carl Dörschlag gewesen ist, oder die Kronstädter Goldschmiedetochter Lotte Goldschmidt (1871-1925), die ab 1890 private Kunstschulen in Wien, München und Paris besuchte.

Mihai Bădiță (rechts oben das Werk, ,,Michelsberger Mädchen mit Apfelteller“ von Grete Csaki-Copony).

In Deutschland gilt Marie Ellenrieder (1791–1863), als erste Frau, die sich einen Studienplatz an einer deutschen Kunstakademie erkämpfte. Das war 1813.

Die Ausstellung präsentiert in 52 Exponaten die Frau als Modell oder Motiv  für Maler und Bildhauer und 27 Exponate sind Werke bildender Künstlerinnen aus den Beständen des  Kunstmuseums ,,Centrul Artistic Baia Mare“ aus Frauenbach bzw. des Bruken-thalmuseums.

Árpád Deák hat die fünf Gründer der Künstlerkolonie – Hollósy Simon, Réti István, Iványi-Grünwald Béla, Thorma János , Ferenczy Károly bildhauerisch verewigt und auf dem Millenium-Platz in Baia Mare aufgestellt. Foto: Privat

Die Kuratoren der Ausstellung, Robert Strebeli, der Direktor des Frauenbacher Museums, und Dr. Iulia Mesea vom Brukenthalmuseum gingen in ihren Ansprachen vor allem auf die Exponate ein und wiesen auf den Ausstellungskatalog hin, wo die Werke und der Kontext, in dem sie entstanden sind, ausführlich beschrieben werden. Desgleichen sagten sie, diese Ausstellung sei auch als Ansporn gedacht für weitere Forschungen zu bildenden Künstlerinnen hierzulande. Hier herrsche Nachholbedarf. Sozusagen als Vertreterin der Künstlerinnen hatte die Frauenbacher Museografin Emese Bonta erklärt, es komme nicht auf das Geschlecht an sondern auf die Qualität, auf die Vision und die Durchsetzungskraft der Personen, die sich in der Kunstszene behaupten wollen. Gute Kunst hat Erfolg, meinte Bonta. Die Ausstellung selbst hat trotzdem eine ,,männliche Schlagseite“, wie alle Vernissage-Besucherinnen und -Besucher feststellen konnten. Nicht bloß zahlenmäßig.

Der Hermannstädter Klarinettist Mihai Bădiță brachte zum Abschluss die lautmalerisch ausgefeilte Komposition ,,Fum“ (Rauch) von Doina Rotaru zu Gehör.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.