Dr. Kurt Thomas Zieglers neues Buch ist im Schiller Verlag Bonn-Hermannstadt erschienen
Ausgabe Nr. 2821
Ein Ansporn, über sein bisheriges Leben zu sinnieren und schreiben, war für den Autor Kurt Thomas Ziegler die vielen erschienenen Erinnerungen so mancher siebenbürgischer Autoren, wie die der europa- und weltweit geschätzten Schriftsteller Hans Bergel und Eginald Schlattner. Gleichzeitig macht er uns Lesern klar, kein professioneller Autor spannender Fiktion zu sein, sondern im musikalischen und literarischen Bereich eher ein ,,kennender Zuhörer”, als ein ,,kennender Spieler”. Es ist ihm aber gelungen, in seinem 479 Seiten fassenden Band den Leser durch seine faszinierende Schreibweise so zu erfassen, dass dieser es nicht lassen kann, immer weiter im Fesselzustand den Lebenserinnerungen des Autors zu folgen.
Der in Hermannstadt geborene Kurt Thomas Ziegler macht bereits im ,,irdischen Prolog” genannten Vorwort darauf aufmerksam, dass jener Leser, der seinen Exkursionen im Zauberland der Märchen, Legenden und Mythen, seinen Streifzügen durch die Gefilde der Künste, seinem unermesslichen Wissensquell nicht folgen mag, diese ruhig weg lassen mag und nur dem eigentlichen Lebensweg des Autors folge. Er argumentiert auch, dass die essayistischen Abschweifungen keinesfalls als Zurschaustellung seines außerordentlichen Wissens gelten sollen. Sein Buch soll in erster Linie ein Vermächtnis für seine Kinder und Enkel sein, aber gleichzeitig auch für alle interessierten Leser. Ziegler zitiert in seinem ,,irdischen Prolog“ u. a. Aristoteles, der schon vor 2.300 Jahren gemeint habe, dass ,,angenehm an der Gegenwart die Tätigkeit, an der Zukunft die Hoffnung und an der Vergangenheit die Erinnerung“ sei.
Sein Heimatort Hermannstadt, vor mehr als 850 Jahren vom legendären Hermann gegründet, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem blühenden Wirtschafts- und Kulturzentrum. Hermann rammte kreuzweise zwei Schwerter in den Boden, als Zeichen der Landnahme. Die Schwerter wurden dann später westwärts nach Broos und ostwärts nach Draas gebracht, deshalb auch im Titel des Buches der Name ,,Doppelschwerter”. ,,Der Doppeladler” bezieht sich auf die zweite Heimat von Dr. Kurt Thomas Ziegler, Österreich.
Kurt Thomas Ziegler: Von den Doppelschwertern zum Doppeladler. Der transsilvanisch-austriakische Nährboden meiner Erinnerungen. Episoden eines Bildungs- und Lebensweges. Band II ,,Wien, Wien, nur du allein“. Schiller Verlag Bonn-Hermannstadt 2023, 511 S., ISBN 978-3-200091566, 19,90 Euro/89 Lei.
Wer ist Kurt Thomas Ziegler und welches sind seine Familienwurzeln? Am 13. August 1949 erblickt Kurt Thomas Ziegler in der Geburtenklinik in Hermannstadt das Licht der Welt. Die Mutter Eva entstammte einer angesehenen armenischen Kaufmannsfamilie aus Reußmarkt, die es zu einem beachtlichen Wohlstand gebracht hat. Die Armenier, bekannt als fleißiges und kaufmännisch veranlagtes Volk, hatten im Laufe der Geschichte durch Verfolgung und Vertreibung sehr viel zu leiden. Der Vater Kurt Ziegler war ein bekannter und beliebter Hermannstädter Arzt, der auch musisch und dichterisch veranlagt war und in seinem Haus in der Hochmeisterstraße oft Gäste empfing wie Musiker, Schriftsteller, Schauspieler oder Stadtpersönlichkeiten. Er führte akribisch ein Gästebuch, das der Sohn bis auf den heutigen Tag weiterführt. Persönlich durfte ich mich mit meiner Gattin Rose-Marie eintragen. Sein Onkel, der Bruder seiner Mutter, Karl-Ernst Kabdebo, auch ,,Bulz” genannt, war Berufsmusiker bei der Hermannstädter Philharmonie, in der auch Zieglers Mutter Geigerin war. Ich durfte mit ,,Bulz” noch in der Senioren-Blasia musizieren und Herr Kabdebo erteilte meinen Söhnen auch Akkordeon-
unterricht.
Der Buchautor erinnert sich gerne an seine vierjährige Kindergartenzeit. Heiß liebt er seine Illi-Kindergartentante. Als fast Fünfundzwanzigjähriger besuchte er sie im Dr. Carl-Wolff-Altenheim in Hermannstadt und sie erkannte ihn auf Anhieb wieder. Ja, es gibt auch Wunder!
An die verbrachte Zeit in der Grundschule denkt Kurt Thomas Ziegler gerne zurück. An seinen alten Lehrer, Herr Thieß, hat er sehr angenehme Erinnerungen. Von der ,,kleinen Erde” ging es anschließend in die Allgemeinschule Nr. 15, dem heutigen Octavian Goga-Lyzeum unweit der Soldischbastei.
Der Buchautor erinnert sich auch an seine Pionierfähigkeit mit dem roten Halstuch, sowie an die jährlichen beschwerlichen Erntezeiten in der Landwirtschaft. Auch machte der junge Ziegler in seiner jugendlichen Sturm- und Drangzeit bei so manchem Spaß und Unfug mit. Er war ja beliebt und hatte viele Freunde. Mit dabei war auch stets seine kleinere Schwester Sybille. Außerdem las er unheimlich gerne. Das waren recht fruchtbare Jahre seiner Jugendlektüren. Besonders genoss er die drei Monate dauernden Sommerferien mit vielen Freizeitbeschäftigungen, vor allem die Bäder bei der Schreyermühle, die es heute leider nicht mehr gibt. Es folgte der Sprung ins Lyzeum, eine Stätte des Wissens, die ehrenwerte Brukenthalschule – 1380 gegründet. Nach zwei Schuljahren erfolgte dann die Trennung in eine Real- und eine Humanabteilung.
Kurt Thomas Ziegler war nun in der Humanklasse, wo 21 Mädchen und nur 7 Jungen inskribiert waren. Die musikalische Ausbildung des zielstrebigen Kurt Thomas Ziegler ging ebenfalls weiter, sowie die Perfektionierung der erlernten Fremdsprachen. Dr. Thomas Ziegler spricht fließend fünf Fremdsprachen.
Der künstlerisch veranlagte Vater hat seinem Sohn Thomas klargemacht, sich nicht von seinem Talent verleiten zu lassen und einen brotlosen Beruf als Orchestergeiger auszuüben, sondern den eines angesehenen und gut verdienenden Arztes. Es hat sich dann bewiesen, dass es gut war, auf die mahnenden Worte des Vaters zu hören.
Nach der Matura-Prüfung folgte die Aufnahmeprüfung an der Medizinfakultät in Klausenburg, die Kurt Thomas Ziegler im zweiten Anlauf erfolgreich schaffte. Auch Schwester Sibylle hatte beim ersten Versuch den Einstieg ins Päda nicht geschafft. Es sollte ihr dann im zweiten Anlauf ebenfalls gelingen.
Die folgenden sechs Jahre Studienzeit der Medizin in Klausenburg waren sehr lehrreich und mit Erfolg gekrönt. Es waren die ,,Klausenburger Lichtjahre 1968-1974″. Hier entfaltet Kurt Thomas Ziegler auch seine journalistisch-literarische Seite mit Persönlichkeiten wie Peter Motzan, Stefan Sienerth, Michael Markel und Franz Hodjak.
Nach Abschluss der Hochschule war Kurt Thomas Ziegler in Neithausen im Harbachtal tätig, um dann bald darauf in den niederösterreichischen Marktflecken Aspang zu emigrieren. Wie? Weshalb? Dazu kann man mehr in Band II lesen, der vor kurzem erschienen ist und seit gestern ebenfalls in der Schiller-Buchhandlung und im Erasmus-Büchercafé vorliegt.
Helmut LEONBACHER