Spiel mir den Blues

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Erstes Blues-Festival „Sibiu Blues Nights“ – ein Erfolg

Ausgabe Nr. 2812

George Baicea Blues Band.

Who’s got the blues? Hermannstadt has got the blues. „Sibiu Blues Nights“ fand zum ersten Mal am vergangenen Wochenende, am Freitag und Samstag (31. März und 1. April) im Thaliasaal statt und war ein Riesenerfolg. Lokale und internationale Künstler, Albumveröffentlichungen, fesselnde Blues-, Pop- und Rockrhythmen, lebendige Improvisationen, geniale Riffs und Soli gab es auf der Philharmoniebühne zu sehen und zu hören. Die Organisatoren vom Verein „5F – Concerts & More“ versprachen  „eine unvergesslichen Erstausgabe“ und sie hielten ihr Wort. Jubelnder Stehapplaus beendete fast jedes Konzert. 

 

Etwas scheu trat Alina Bâgiu am Freitagabend auf die Bühne des Thaliasaals, um die Highlights des ersten Blues-Festivals in Hermannstadt vorzustellen. Sie hat mit vier Freunden und Blues-Liebhabern vor einem Jahr den Verein ,,5F – Concerts & More“ gegründet und immer wieder Konzerte in Hermannstädter Clubs und Pubs organisiert. Da sei den fünf Freunden aufgefallen, wie beliebt der Blues bei des Hermannstädtern sei und dass dieses Musikgenre so gut wie nie in der Stadt am Zibin gespielt werde. So entstand die Idee zu „Sibiu Blues Nights“.

Mit Zylinder und Sonnenbrille traten Radu Cârlan und seine Bandkollegen Codrin Buliga, Ionuț Nistor und Marius Dumitrescu am Freitag auf die Bühne. Die „Ride On Band“ aus Bukarest war die erste Band des Festivals und die Erwartungen waren dementsprechend groß. Stilprägend für die Gruppe ist neben dem Blues-Rock-Fundament die Funk-Mischung, die sehr subtil mit Progressive Rock gefärbt ist und die auch in Hermannstadt zu erkennen war. Enttäuschend war eher das Publikum, das – wahrscheinlich weil es noch früh am Abend war – eher halbherzig nach jedem Song Applaus klatschte.

Marius Dobra Blues Band.

Etwas besser drauf und zahlreicher waren die Konzertgänger beim nächsten Gig der „George Baicea Blues Band“. Kein Wunder, denn George Baicea gilt als einer der besten Gitarristen Rumäniens. Die Band besteht aus dem Dreiergespann Cătălin Răsvan (Bass), Nicu Georoiu (Schlagzeug) und George Baicea an ihrer Spitze, alle drei großartige Bluesmusiker. Sie spielten eigene Kompositionen aber auch internationale Hits wie Jimi Hendrix „Hey Joe“. Langsam kam auch das Hermannstädter Publikum in Blues-Stimmung. Das merkte auch George Baicea, der aussprach, was alle dachten: „Es ist hier wie zu Hause unter Freunden“.

Geniale Gitarrenriffs und –soli, verrückte Keyboardeinlagen und einen kompakten Sound brachte die letzte Band am Freitag zu Gehör. Die „Marius Dobra Blues Band“, bestehend aus dem in Österreich lebenden aus Großwardein stammenden Marius Dobra (Gesang, E-Gitarre), Matthias Ihrybauer (Keyboard), Martin „Schützi“ Wagner (Schlagzeug) und Roman Kovacs (Bass) heizte dem Publikum so richtig ein. So sehr, dass dem Frontmann mitten im Konzert eine Saite riss, die er, ohne den Song abzubrechen problemlos wechselte. Seine Kollegen improvisierten auf ihren Instrumenten weiter und der Groove wurde auf die Gäste im Publikum übertragen, die die Österreicher mit Stehapplaus für die Performance beglückwünschten. Der Freitagabend ging im Keller der Philharmonie (Chimnița) weiter mit einem Gig der Gruppe „Sharp Fusion“, die bis spät nachts spielte.

Berti Barbera & Nicu Pațoi.

Am Samstag machten die „The Groovy Bastards“ aus Bukarest mit funky Blues-Rhythmen den Anfang. Weiter ging es im Programm mit „Rareș Totu & The Panic Depression“. Rareș Totu, der mehrfach als bester Gitarrist des Jahres prämierte Musiker, begeisterte das Publikum im Thalia-Saal mit Gitarrensoli und uminterpretierten Songs von Jimi Hendrix und Bob Dylan. Mit „Voodoo Child“ von Jimmy Hendrix beendete Totu das Konzert und gab das Mikro an Berti Barbera weiter, der zusammen mit Nicu Pațoi ein gefühlvolleres und ruhigeres Konzert bot. Berti Barbera schien eine kleine aber feine Fangemeinde im Saal zu haben, die zu seinen Songs tanzte und mitsang. Das Duo bewies, dass man auch ohne große Band und vielen Musikinstrumenten gute Musik und gute Stimmung machen kann. Nicu Pațoi spielte E-Gitarre und Berti Barbera schlug eine Kistentrommel und blies die Mundharmonika, aber am meisten überzeugte Barbera mit seiner warmen Stimme. Amerikanische Folk-Songs wie „I Wish I Was a Mole In the Ground“ oder der „Diving Duck Blues“ ließ die Zuschauer zum Rhythmus mitklatschen. Zum Schluss gab Berti Barbera den Zuschauern einen Rat „Verpasst keine Konzerte mehr! Liebt die Musik!“, und stimmte das Lied „I Love the Life I Live“ von Muddy Waters an, ein Bluessong, wie kein anderer.

Wille and the Bandits.                                            Fotos: Cynthia PINTER

Höhepunkt des Samstagabends war der Auftritt der britischen Band „Wille and the Bandits“. Individualität ist in der Musik etwas Seltenes und Schönes. Viele Künstler scheinen froh zu sein, wenn sie auf den ausgetretenen und erfolgreichen Pfaden ihrer Vorgänger wandeln können. Nicht so „Wille and the Bandits“, die ihre eigene Mischung aus Hard Rock und Blues mit anderen Elementen aufpeppen, die gleichzeitig vertraut, aber auch überwältigend frisch sind. Die Mischung aus Wille Edwards‘ Gitarre und Gesang mit den Tasten von Matthew Gallagher ist live eine kraftvolle Alchemie, und zusammen mit Schlagzeuger Matthew Partridge und Bassist Harry Mackaill, die einen mächtigen Groove einbringen, ist die Band eine beeindruckende Erscheinung.

Der Abend und das Festival ging mit einer Blues-Party mit der Band „Liviu Stanciu Blues Explosion“ im Keller der Philharmonie zu Ende. Die Organisatoren versprachen nächstes Jahr weiterzumachen und luden jetzt schon zur zweiten Ausgabe der „Sibiu Blues Nights“ ein.

Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.