Wo sind sie geblieben?

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Ausstellung zum Gemäldediebstahl aus dem Jahr 1968

Ausgabe Nr. 2801

Anthony van Dyck (1599-1641): Tod der Kleopatra (Öl auf Leinwand, 120×198 cm)

,,Diese Bilder wurden auch Ihnen gestohlen!“ heißt es auf einem quadratischen Transparent in der Heltauergasse, auf dem alle vier Bilder abgebildet sind, die nach dem Gemäldediebstahl im Jahr 1968 aus dem Brukenthalmuseum noch nicht aufgetaucht sind. Vier der damals acht gestohlenen Gemälde waren nämlich 1998 quasi aus dem Nichts in den USA aufgetaucht und wurden nach Rumänien zurückgebracht. Das geschah sogar mit der Präsidialmaschine des damaligen Staatspräsidenten Emil Constantinescu.

Ob Dr. Alexandru Constantin Chituță, der das Brukenthalmuseum ad interim leitet, die Suche nach den noch immer fehlenden Gemälden zur Chefsache machen will, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall hat er im Multimediasaal im Blauen Stadthaus eine Ausstellung eröffnet, in der bis zum 28. Februar d. J. so ziemlich alles zu sehen und zu lesen ist, was den Kunstraub aus dem Jahr 1968 betrifft. Dazu ist auch ein Katalog in rumänischer und englischer Sprache gedruckt worden. Mit den Reproduktionen der damals geraubten Gemälde, die nun auch im öffentlichen Raum  zu sehen sind wie auf den schon erwähnten ,,Werbequadraten“, wirbt das Brukenthalmuseum derzeit für Aufmerksamkeit und vielleicht gibt es bald Hinweise zu dem Verbleib der vier Gemälde.

Christoph Amberger (um 1530-1561/62): Männerbildnis (Öl auf Holz, 56×50 cm)

Zurück ins Jahr 1968. Die Hermannstädter Zeitung Nr. 17 vom 7. Juni 1968 berichtete Folgendes unter dem Titel ,,Gemäldediebstahl im Brukenthalmuseum“: ,,Acht weltbekannte Gemälde von großem Wert wurden aus dem Brukenthalmuseum in Hermannstadt gestohlen. Es handelt sich um Tizians ,Ecce Homo‘, ,Der Tod der Kleopatra‘ von Van Dyck sowie Gemälde deutscher, flämischer, holländischer und italienischer Meister. Der Raub wurde vom Dienstpersonal des Museums Dienstag, den 28. Mai vor Eröffnung der Galerie entdeckt, worauf die Milizorgane verständigt wurden, die sofort die Untersuchung einleiteten. Nach den ersten Nachforschungen stellte man fest, dass die Diebe eine Türe mit Gewalt geöffnet hatten. Die Tatsache, dass die Sicherheitsmassnahmen zum Schutz der Gemälde ungenügend waren, begünstigte den Raub. Das Generalinspektorat der Miliz ruft alle Bürger auf, die irgendwelche Auskünfte im Zusammenhang mit diesem Diebstahl geben können, mitzuhelfen, die Täter zu fassen. Wir bringen die Abbildungen der acht geraubten Gemälde.“

Jörg Breu (um 1480-1537): Männerbildnis (Öl auf Holz, 40,5×31 cm)

Der damalige Direktor des Brukenthalmuseums, Nicolae Lupu, wurde gefeuert. Die Ermittlungen blieben erfolglos und wurden 1971 eingestellt.

1968 tauchten fast auf den Tag genau vier Gemälde in den USA bei einem Mike Oprisi auf, der angeblich nicht gewusst hatte, dass es sich bei den vier Bildern, die er 1971  für 1.200 Dollar von einer Bilderhändlerin in Wien gekauft hatte, um Hehlerware handelte. Es waren Tizians ,,Ecce Homo“, Rosalba Carrieras ,,Weibliches Bildnis“, Frans van Mieris‘ d. Ä. ,,Mann mit Pfeife am Fenster“ und ,,Mann mit Totenkopf“ vom Maler der Legende des Hl. Augustin.

Anonym (Schule des Hans Holbein d. J.): Männerbildnis (Öl auf Holz, 34×27 cm)

Nachdem der Bilderraub am 1. Juni 1983 verjährt ist, käme es einem Wunder gleich, wenn die vier hier abgebildeten Bilder auch noch gefunden würden.                           B. U.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.