Zum 125. Geburtstag des Fotografen Josef Fischer
Ausgabe Nr. 2801

Haltestelle Rozdești der Schmalspurbahn des Sägewerks Feltrinelli im Zoodt-Tal. Foto: Josef FISCHER
„Foto Fischer“ – das ist nicht nur in Hermannstadt ein Begriff. Die beiden Brüder Emil Fischer (1873–1965) und Josef Fischer (1898–1985) haben mit ihren professionellen Fotografien einen unermesslichen Schatz geschaffen. In unzähligen Bildern haben sie das vielfältige Gesicht Siebenbürgens – Menschen, Landschaft, Architektur, Ereignisse – festgehalten. So porträtierte der HZ-Redakteur Horst Weber die beiden Brüder treffend: ,,Die Fischers wurden so etwas wie die Chronisten dieses Jahrhunderts (Anm. d. Red: gemeint ist das 20. Jh.). Wann immer in der ,Haupt- und Hermannstadt‘ eine Musik- oder Theateraufführung war, ein hoher Würdenträger in sein Amt eingesetzt wurde oder ein Volksfest stattfand, wo immer in Siebenbürgen etwas Wichtiges passierte – ,der Herr Fischer‘ (Emil oder Josef) war dabei und betätigte den Auslöser.“ (In: ,,Bildchronist, nicht Fotoreporter“, DW Nr. 645/25. April 1980)
Josef Fischer, genannt Pepi, war der um Vieles jüngere Halbruder des bereits renommierten Emil Fischer. Im Atelier seines großen Bruders lernte Pepi die Grundlagen des Fotohandwerks und vervollständigte seine Ausbildung an der höheren Fachschule für Fototechnik in München mit dem Erwerb des Meistertitels. Ab 1925 war Josef Fischer fester Mitarbeiter im Fotoatelier Fischer.
Der Nachlass der beiden Fotografen befindet sich heute an unterschiedlichen Orten, der Großteil davon im Bildarchiv des Brukenthalmuseums. Ein Teil des Nachlasses von Josef Fischer wurde von der evangelischen Kirchengemeinde Michelsberg im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, in Hermannstadt, deponiert.

Sächsische Bäuerin aus Großau beim Hanfschlagen. Foto: Josef FISCHER
Vor gut zehn Jahren wurde dieser bisher unerschlossene Teil des Nachlasses – es handelt sich um etwa 12.000 fotografische Objekte – im Rahmen des von der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung unterstützten Projektes „Erschließung und Präsentation des Gebr. E. und J. Fischer-Ateliernachlasses” im Zentralarchiv der evangelischen Kirche von Fachleuten verzeichnet und digitalisiert. Der Bestand enthält auch wertvolle Fotografien von Oskar Pastior sen. Die archivarische Erschließung des Materials bewältigte die Archivarin Julia Moldenhawer zwischen Oktober 2011 und September 2012.
Zum Erschließungsprojekt aus den Jahren 2011 bis 2012 gehörte auch eine Ausstellung, die unter dem Titel „Jenseits des Verschwindens. Aus dem fotografischen Nachlass der Gebrüder Fischer, Hermannstadt/Sibiu“ von Christian Lindhorst kuratiert wurde. Die Ausstellung wurde erstmals im Winter 2012/13 in Hermannstadt und danach als Wanderausstellung in mehreren Orten im In- und Ausland gezeigt, beispielsweise in Bistritz, München und Dinkelsbühl.

Die ,,Babele“ (Die Greisinnen) genannten Pilzfelsen im Butschetsch/Bucegi-Gebirge.Foto: Josef FISCHER
Heuer, zum 125. Geburtstag von Pepi Fischer, ist die Ausstellung erneut im Terrassensaal des Teutsch-Hauses in Hermannstadt zu sehen. Die von Christian Lindhorst aus der großen Fülle von Bildern ausgewählten Exponate sind den Themen Berglandschaft und Menschen in ihrem Umfeld zuzuordnen und bestechen auch heute durch ihre meisterhafte Ausführung.
Dass das Hermannstädter Publikum sehr interessiert ist, zeigten die bisherigen Besucherzahlen; dass die Besucher auch sehr genau hinschauen, bewies ein Herr, der feststellte, dass das Foto auf dem Ausstellungsplakat spiegelverkehrt ist. Das nicht-gespiegelte Originalbild ist in der Ausstellung zu sehen, die noch bis zum 4. April d. J. zu besichtigen ist.
G.R.