In seinem neuen Buch berichtet Gerhard Bonfert über seine Reise durch Peru
Ausgabe Nr. 2802
Im Mai 2016 hat sich Gerhard Bonfert auf eine mehrtägige Reise ins südamerikanische Peru begeben. Dort besuchte er unter anderem die Hauptstadt Lima, lernte Einheimische im Regenwald kennen, fuhr auf schmalen Booten über einen Nebenfluss des Amazonas, besuchte die mystischen Ruinen der Inkas und übernachtete in einer Lehmhütte am Titicaca-See. Seine Erinnerungen an diese Reise hat Bonfert 2022 aufgeschrieben und nun unter dem Titel „Land aus Feuer und Wasser – Peru: Amazonien und Altiplano – Im Reich der Sapa Inka“ veröffentlicht. In den 123 Seiten nimmt der gebürtige Hermannstädter die Leserinnen und Leser mit auf seine Reise. Er erzählt nicht nur von seinen Eindrücken vor Ort, sondern füttert diese auch mit spannendem Hintergrundwissen an.
Nach einem Flug um den halben Globus beginnt Bonferts Reise in Lima, der pulsierenden Hauptstadt Perus. Dort schließt er sich einer Reisegruppe an, mit der er in den kommenden Tagen Land und Leute kennenlernen wird. Insgesamt vier Tourguides werden sich abwechselnd um die Reisenden kümmern. Im „centro historico“ besichtigt die Truppe die Plazas „de Armas“ und „San Martin“ sowie die „Catedral“, das Kloster „San Francisco“ und den „Palaciao Muncipal de Lima“. Geschichtsträchtige Orte, die – das verraten schon die spanischen Namen – unter dem Einfluss der spanischen Kolonisatoren stehen. Gerhard Bonfert beschreibt nicht nur die historischen Gebäude, sondern auch die Kehrseite. Etwa ein Drittel der peruanischen Bevölkerung ist in der Metropolenregion um Lima zu Hause. Die meisten davon sehen sich als Nachkommen der spanischen Eroberer an, schreibt Bonfert. Aber: „Auf die Urbewohner, die Indios, sehen sie auch heute noch herab. Im Allgemeinen diskriminieren die Küstenbewohner jene im Altiplano und die im Tiefland Wohnenden. Die Indigenen. Ein Land, verschiedene Welten. Kulturwelten. Auch heute noch.“
Die Reisegruppe macht sich auf ins Landesinnere. Vom Flughafen in Puerto Maldonado aus geht es in die Natur und in den Regenwald. Das anvisierte Dschungelcamp kann nur über den Wasserweg erreicht werden. „Im Boot auf dem Rio Madre de Dios. Flußaufwärts. Hauptverkehrsader durch eine grüne Welt.“ Der Rio Madre de Dios ist ein Nebenfluss des Río Beni, welcher ein Zufluss des Amazonas ist. Der Fluss verläuft durch den Südosten Perus und den Norden Boliviens. „Die Flussbreite hier? 300 bis 400 Meter breit. Vielleicht mehr? Schwer zu schätzen, die von Ufer zu Ufer sich träge dahinwälzende, trübe Wassermasse.“ Untergebracht werden die Reisenden in dschungeltypischen Holzhäuschen. Bonfert beschreibt seine ersten Begegnungen mit dem Regenwald. Flora und Fauna: „Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Berauschend und furchteinflößend gleichermaßen.“
Auf einer Tour durch den Dschungel trifft die Reisegruppe auch auf Urwaldbewohner. Das erste Zusammentreffen beschreibt Bonfert wie folgt: „Begrüßung. Ich verstehe natürlich die Bohne. Seine Gesten sind allerdings nicht zu missverstehen. Aus einem länglichen Gefäß (…) entnimmt er rote Farbe. Mit dem Zeigefinger trägt er mir rechts und links einen Streifen auf die Wange auf. (…) Gehört zum Begrüßungszeremoniell. Ob wir so in die Sippe, den Stamm als aufgenommen gelten?“ Die Ureinwohner präsentieren Selbstgemachtes, verkaufen Schmuck an die Touristen. „Zum Abschied ein Tanz. Alle. Gäste und Gastgeber. Auch die Frauen reihen sich ein. Lebhaftes Abschiednehmen.“
Szenenwechsel. Mit dem Flugzeug begibt sich die Reisegruppe nach Cusco, von wo aus sie die Ruinen der Inka besichtigen werden. Mit der Bahn geht es von Cusco an die berühmte Ruinenstadt Machu Picchu. „Bewältigend schon der erste Anblick“, schreibt Bonfert. „216 Häuser und Anlagen sowie über 3000 Treppen sollen die Wissenschaftler festgehalten haben. Das Wohnviertel mit der gerade ausgerichteten Häuserzeile. Eine Symmetrieachse. Spitze Dachgiebeln, nur das Stroh- oder Blätterdach, Schilfgras, ist verwittert. Fort. Neugedeck könnten sie morgen bezogen werden.“ Die Stadt wurde vermutlich während der spanischen Eroberung um 1530 verlassen. „Steinquader glatt, verfugt ohne Mörtel – eine Anlage, deren Architektur in Harmonie mit der Landschaft gebaut wurde. Licht und Schatten. Und wenn ich bedenke, dass die Inka keine Werkzeuge aus Metall hatten, das Rad nicht kannten, so übersteigt manches hier Gesehene meine Vorstellungskraft. (…) Der Himmel hat aufgeklart. Makellos. Ein reines Blau. Vereinzelt ein paar Nebelschwaden. (…) Sollte daher die Bezeichnung ‚Stadt in den Wolken‘ herrühren? Sie reißen mich aus meiner Gedankenwelt. Aus einer faszinierenden, sagenumwobenen Welt. Steinerne Heiligtümer eines naturverbundenen Volkes. Machu Picchu hat noch nicht all seine Geheimnisse freigegeben.“
Bei der Reise hat Gerhard Bonfert auch kulinarische Erfahrungen gesammelt. Eine ganz besondere sei hier erwähnt: „Mittagessen. Peruanisches Nationalgericht. Cuy. Das Beste vom Besten. (…) Ich spreche mich mit meinem Tischnachbarn ab. Wir teilen uns ein Meerschweinchen.“ In Peru isst man die Tiere, die in Europa gerne als Haustier gehalten werden, seit vielen Jahren. Dort sind sie fülliger und größer als die Exemplare aus Europa. „Zaudernd mache ich mich an mein Gericht. Knusprige Haut. Lecker. Wie ein siebenbürgisches Spanferkel. Zart. Milchig. Etwas glitschig das Fleisch.“
Nach einer Stadterkundung in Cusco geht es für die Gruppe auf ihre letzte Etappe der Reise an den Titicaca-See. Der See ist etwa 15,5 Mal so groß wie der Bodensee und mit 3812 Metern ü.N. der höchstgelegene kommerziell schiffbare See der Erde. „Mythische Wiege der Inka. Gespeist von Legenden und Sagen“, schreibt Bonfert. Hier ist weniger los als an den vorherigen Stationen der Reise. Die Menschen sind ärmer: „Vergessene Menschen. Hartes, karges Leben. Nur die Muster ihrer Trachten sind farbenfroh. (…) Menschen von Wind und Wetter gebräunt. Gegerbte Gesichter. Ruhiger Menschentyp. (…) Mit sich und der Natur sind sie eins“, beobachtet der Autor. Übernachten werden die Reisenden in Lehmhütten am Ufer des Sees, da es keine sonstige touristische Infrastruktur gibt. Während ihres Besuchs am Titicaca-See besuchen sie auch eine Schilfinsel, die seit Jahrhunderten von den Einheimischen gebaut werden. Auch hier werden sie herzlich Willkommen geheißen.
Am letzten Abend der Reise lässt es sich die Gruppe noch einmal gutgehen. Nach der üppigen Mahlzeit traditionelle Folklore: „Fünf Mann. Gitarre, Ukulele, Blockflöte, Panflöte und Hochtrommel. Dann wirbeln die Tänzerinnen und Tänzer über die Bühne. Immer neue Tänze. Immer neue Gewänder. (…) Allein in Puno sollen 400 Tänze gezählt worden sein. (…) Die Anwohner legen großen Wert auf ihre alten Traditionen. Geboren aus ihren Legenden und Sagen. Gerettet, bewahrt und gepflegt.“
Gerhard Bonfert schafft es, einem beim Lesen das Gefühl zu geben, selber Teil der Reisegruppe gewesen zu sein. Mit simplen, szenischen Sätzen beschreibt er das Erlebte treffend – spannend sind auch die Hintergrundinformationen und die persönlichen Einschätzungen des Autors. „Land aus Feuer und Wasser – Peru: Amazonien und Altiplano – Im Reich der Sapa Inka“ ist beim Autor selbst unter gm.bonfert@gmx.de oder in Hermannstadt im Erasmus- Büchercafé (erasmus@buechercafe.ro) zu bestellen.
Hannah WEIDEN
Über den Autor: Gerhard M. Bonfert wurde am 11. November 1942 in Hermannstadt geboren. Der Autor war von 1974 bis 1990 als Redakteur bei der Hermannstädter Zeitung tätig. Mittlerweile lebt er in Augsburg/Deutschland. Der begeisterte Weltenbummler hat bereits mehrere Reiseberichte veröffentlicht.