Streiflichter von der 17. Auflage der Ars Hungarica
Ausgabe Nr. 2797
,,Der mit roten Seidentapeten ausgeschlagene Raum mit der Stuckdecke und den barocken Möbeln an den Wänden ist der stilvoll-stimmungsvolle Rahmen für die Aufführung gerade vorklassischer und klassischer Musik (…) und auch von der Akkustik her sei für Formationen mit höchstens zwanzig Mitgliedern dieser Saal ideal: die leichte natürliche Reverberation lasse die hohen und die tiefen Töne gleich voll klingen.“ So schwärmte Horst Weber in seinem den seit Herbst 1982 im Barocksaal im Brukenthalpalais veranstalteten Kammerkonzerten gewidmeten Beitrag ,,Barockmusik im Barocksaal“ (Die Woche Nr. 800 vom 15. April 1983)
Der Barocksaal, das Musikzimmer im Brukenthalpalais, wurde bei der Eröffnung der 17. Auflage der Ars Hungarica, dem Festival der ungarischen Kultur, am 11. November d. J. im Thaliasaal mehrmals erwähnt. Schließlich ehrten die Veranstalter vom Ungarischen Kulturzentrum Hermannstadt (HID) eine Musikerin, die ab 1982 bis 1989 in diesem Raum Kammerkonzerte veranstaltet hat und dafür sogar ein Klavier der Marke Grotrian Steinweg gekauft hatte. Es handelt sich um die Pianistin und Klavierlehrerin Enikő Orth, die mit dem EMKE-Preis für besondere Verdienste im Bereich der Kultur ausgezeichnet wurde. EMKE steht für Erdélyi Magyar Kösművelődési Egyesület, den Verein für Ungarische Kultur in Siebenbürgen. In seiner Laudatio erwähnte der HID-Vorsitzende und Initiator der Ars Hungarica, Levente Serfőző das Musikzimmer als den musikalischen Mittelpunkt des Hermannstädter Musiklebens in den 80er Jahren. So habe Ferenc László (1937-2010), der Musikwissenschaftler und Professor an der Klausenburger Musikakademie die Verdienste der Geehrten in einem Beitrag hervorgehoben. Damals musste sich die Staatsphilharmonie den Theatersaal mit dem Hermannstädter Staatstheater teilen, die sinfonischen Konzerte fanden am Dienstag statt. Nachdem die Staatsphilharmonie wie schon erwähnt ab Herbst 1982 auch im Barocksaal Kammerkonzerte anbieten durfte, übernahm das Brukenthalmuseum die Konzertreihe dank der rührigen Musikpädagogin die Veranstaltung in eigene Regie. So konnte das Hermannstädter Publikum jede zweite Woche ein Konzert der gehobenen Klasse erleben. Das erste war ein Abend mit Liedern von Robert Schumann, bestritten von dem Tenor Szilagyi Zsólt und der Initiatorin der Konzertreihe. Dazu schreibt die Hermannstädter Musipädagogin Inge Wittstock ebenfalls in der Hermannstädter Zeitung, die damals Die Woche heißen musste: ,,Orth Enikő war sich ihrer mitgestaltenden Begleiterrolle sehr wohl bewusst. Unverkennbar trat in ihrem Spiel Schumanns selbständige, eigenwillige Tonsprache zu Tage, ohne dass sie dabei der Gefahr des solistischen ,Im-Vordergrund-Stehens‘ anheimfiel.“ (Nr. 810/24. Juni 1983)
Genau das macht auch die Persönlichkeit der mit dem EMKE-Preis Gewürdigten aus. Sie will nicht im Vordergrund stehen, aber ihre Schülerinnen und Schüler, die es zu etwas gebracht haben, und derer gibt es nicht wenige, erinnern sich stets daran, wie es ihre Klavierlehrerin verstanden hat, sie zu fördern und anzuspornen. Und das tut sie auch heute noch mit viel Leidenschaft. Auch für die jüngsten Nachwuchspianisten, denen zuliebe sie die Hermannstädter Filiale der Kulturstiftung „Pro Piano România“ gegründet hat, die regelmäßig Wettbewerbe veranstaltet.
Wenn sie von ihren ehemaligen Schülerinnen spricht, die, um nur einige zu nennen, wie Livia Holló am Mozarteum in Salzburg, Teodora Oprișor in Weimar und Ioana Ilie in Basel unterrichten, leuchten die Augen der Musikpädagogin.
Wahrscheinlich hätte sich Enikő Orth gewünscht, dass zumindest im Rahmen dieser Auflage der Ars Hungarica ein Konzert im Brukenthalpalais hätte veranstaltet werden können. Das gesamte Festival stand allerdings im Zeichen guter Musik. Angefangen schon mit dem Konzert des aus Ungarn angereisten Peter Sárik-Trios, das die Gewürdigte offensichtlich auch genossen hat. Egal, ob als Gesangssolistinnen Falusi Mariann, Bajka Brigitta oder Luiza Zan auftraten.
Beatrice UNGAR