Prächtige Blüten edler Pflanzen

Teile diesen Artikel

Das ,,Festival der Tuberosen“ lockte auch in diesem Jahr viele Besucher nach Halvelagen

Ausgabe Nr. 2782

Blick aus einem Tuberosengarten in Halvelagen/Hoghilag: Im Hintergrund ist der 35 Meter hohe Glockenturm der evangelischen Kirche zu sehen, wo am vergangenen Wochenende ein Teil der Veranstaltungen im Rahmen des „Festivals der Tuberosen” stattgefunden haben. Foto: Cynthia PINTER

Vier Kilometer von Elisabethstadt/Dumbrăveni entfernt liegt das Paradies. Das Reich der Tuberosen aus Halvelagen. Das verschlafene Dorf Halvelagen/Hoghilag im hohen Norden des Kreises Hermannstadt wird einmal im Jahr vom „Festival der Tuberosen“, das vom Bürgermeisteramt organisiert wird, zum Leben erweckt. Der süße Duft der exotischen Blume lädt die Besucher aus dem ganzen Land ein, am ersten Wochenende im August, die Gärten der Halvelagener zu besuchen. Die Tuberosen wurden auch heuer als Schnittblumen, Topfpflanzen oder Knollen am 6. und 7. August im Hof der evangelischen Kirche verkauft.

„Ich kenne diese Blumen aus meiner Kindheit. Man hat sie früher unter der Hand in Kronstadt und Bukarest verkauft. Die Tuberosen aus Halvelagen waren berühmt“, erinnert sich ein Besucher aus Kronstadt, der gerade den Tuberosengarten von Elena Todea, Diplom-Agronomin und Tuberosenzüchterin, bewundert. Beim Festival der Tuberosen öffnen alle Tuberosenzüchter im Dorf ihre Tore und zeigen voller Stolz die prächtigen Blüten der edlen Pflanze. Insgesamt sind es etwa 30 Gärten. So auch Elena Todea, die sehr viel über die Züchtung und Geschichte der Tuberose erzählen kann.

Die Diplom-Agronomin Elena Todea präsentierte allen Interessierten ihren Garten, in dem sie seit vielen Jahren Tuberosen züchtet.                                                                      Foto: Cynthia PINTER

Das in Rumänien einmalige Tuberosen-Festival findet auf dem Gelände um die evangelische Kirche statt, das anlässlich des Festes zu einem kleinen Markt umgestaltet wird. Rings um die alten Kastanienbäume reihen sich Verkaufsstände mit traditionellen kulinarischen Produkten aus der Region, Handwerks- und Handarbeitserzeugnisse und florale Ornamente. Im Schatten der Kastanien konnte man am Wochenende auf Heuballen eine leckere Limonade oder einen Holundersaft genießen oder an einer der Veranstaltungen – Buchvorstellungen, Konzerte, Werkstätten – teilnehmen.

Wie die Tuberose nach Halvelagen kam, ist immer noch ein Rätsel. Die Herkunft der Blume selber ist ebenfalls unbekannt. Manche legen die Herkunft der Tuberosen nach Mexiko, von wo sie „vermutlich“ stammen soll. Andere wieder meinen, die Tuberose stamme aus Ostindien und sei von dort über den Orient nach Europa gekommen. Die Tuberose war im Barockzeitalter in Europa sehr begehrt wegen ihres besonderen Dufts. Das aus ihr gewonnene Öl wird auch heute zur Herstellung hochprozentiger Parfums verwendet und ist eines der kostbarsten, seltensten und teuersten Öle.

In Halvelagen wurden Tuberosen vor 1990 ausschließlich von Siebenbürger Sachsen gezüchtet, die keine Knollen verkauften und das Geheimnis der Züchtung dieser besonderen Blume hüteten. Nach der Auswanderung übernahmen die Rumänen die Züchtung der Tuberosen, die übrigens nur jedes dritte Jahr blühen und sehr aufwändige Arbeitsgänge benötigt.

Cynthia PINTER

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.