Ein Elektroauto für das Altenheim

Teile diesen Artikel

Abschiedsbesuch der bayerischen Politikerin Barbara Stamm im Dr. Carl Wolff-Heim

Ausgabe Nr. 2782

Gruppenbild im Eingangsbereich des Dr. Carl Wolff-Altenheims (v. l. n. r.): Josef Eichert, Projekt-architekt der Stiftung Bavaria-Romania, Barbara Stamm, ehemalige Bayerische Landtagspräsidentin und Vorsitzende der Stiftung Bavaria-România für soziale Assistenz in Rumänien Ortrun Rhein, Leiterin des Carl Wolff-Altenheimes, Sibylle Lux, Vertreterin des Bayerischen Landtags, Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen.             Foto: der Verfasser

Das Dr. Carl Wolff-Heim wurde am 1. August von einer Delegation aus Deutschland besucht, bestehend u. a. aus Delegationsleiterin Barbara Stamm, ehemalige Bayerische Landtagspräsidentin und gegenwärtig Vorsitzende der Stiftung Bavaria-Romania für soziale Assistenz, Sibylle Lux, Vertreterin des Bayerischen Landtags, Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Architekt Josef Eichert und Uwe Fabritius, Regierungsberater im Bayerischem Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales,  zuständig für die humanitären Projekte in Rumänien. Unterstützt wird dieses Mal das Carl Wolff-Altenheim durch die Mitfinanzierung eines Elektroautos.

Die Reise nach Rumänien hatte gleich drei Anlässe. Erstens wurden am 29. Juli vier der Persönlichkeiten aus Deutschland von Präsident Klaus Johannis ausgezeichnet für ihre Tätigkeit in den letzten 30 Jahren. In diesem Jahr werden nämlich 30 Jahre bilaterale Freundschaftsbeziehungen gefeiert. Ausgezeichnet wurden mit dem Verdienstorden für die Förderung von Menschenrechten und soziale Dienste Barbara Stamm, Wolfgang Schramm und Uwe Fabritius. Stamm unterstützte aktiv die deutsch-rumänischen Beziehungen und förderte den politischen Dialog auf Ebene des Freistaates  Bayern. Seit 1990 engagiert sie sich für soziale und humanitäre Projekte in Rumänien. Sie gründete 1991 die „Bayerische Kinderhilfe Rumänien e. V.” mit dem Ziel, institutionalisierten Kindern und Jugendlichen in Rumänien zu helfen. 2002 gründete der Verein zusammen mit dem Arbeitsministerium die Stiftung Bavaria-România. Der Arzt Wolfgang Schramm unterstützt seit 30 Jahren Projekte zur Behandlung von Kindern u. a. mit Diabetes oder Hämophilie über den Verein „Bavarian Children’s Aid România”. Uwe Fabritius engagierte sich in der Zusammenarbeit zwischen Rumänien und Bayern sowohl in seiner Funktion im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, wo er für die Unterstützung Rumäniens zuständig ist, als auch als Mitglied der Verwaltungsräte von ,,Bayerische Kinderhilfe Rumänien e. V.” und „Bavaria-România pentru Asistență Socială în România” wo er sich für die humanitären Projekte in Rumänien einsetzte und u. a. das Image Rumäniens in Deutschland förderte.

Bernd Fabritius, zwischen April 2018 und April 2022 der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten, wurde von Johannis mit dem Treudienst-Orden ausgezeichnet. Er engagierte sich in zahlreiche politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Projekten und unterstützte Rumäniens ,,europäischen Weg” und förderte die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen.

Der zweite Anlass des Besuches war die Haferland-Kulturwoche, wo die Delegationsmitglieder an der Eröffnungsveranstaltung teilnahmen. ,,Das ist eine sehr große kulturelle Veranstaltung, die wir sehr gerne unterstützen, weil sie in die rumänische Gesamtgesellschaft hineinwirkt,  dort wird siebenbürgisch-sächsische Kultur gelebt, gezeigt und aufbereitet”, meinte Bernd Fabritius. Der dritte Anlass war der Besuch im Carl Wolff-Heim, das von Anfang an mit Mitteln des Steuerzahlers in Deutschland aber auch mit vielen Spendenmitteln unterstützt wurde. ,,Das hat angefangen mit Möbel-
einrichtungen vor 30 Jahren und hat sich fortgesetzt über die Finanzierung eines der drei Aufzüge im Haus”, erinnerte sich Fabritius.  Zu Beginn der Corona-Krise wurden die Zimmer mit Kabelanschlüssen für digitale Kommunikationsmöglichkeiten ausgestattet um den Heimbewohner, die wegen Corona nicht herauskönnen, den Kontakt zu Familienmitgliedern zuermöglichen. Gegenwärtig wurde ein Elektroauto für das Heim mitfinanziert, das nun dem Team des Altenheims beim Erledigen von Aufgaben in der Stadt behilflich sein soll.

Barbara Stamm ist europaweit womöglich diejenige Politikerin,  die Rumänien am besten kennt und seit 30 Jahren am heufigsten hier war und wie sich Fabritius ausdrückte ,,die gute Seele der Projekte”. ,,1989 ist die Revolution gewesen und da war ja die ganze Welt in Aufruhr, es hat auch Tote gegeben. Und dann sind die Bilder um die ganze Welt gegangen von den sogenannten Niemandskindern”, erinnerte sich Stamm. Der Bayerische Landtag hatte spontan eine bedeutende Summe zur Verfügung gestellt und Stamm wurde als Staatssekretärin im Sozialministerium beauftragt die Summe entsprechend auszugeben. ,,Wir haben dann gemerkt, dass dieses Geld ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, deswegen kam es zur Vereinsgründung, wir haben zwei Vereine sogar”, erklärte Stamm. ,,Und jetzt hilft uns sogar dieser Verein, dass wir Hilfe für die ukrainischen Kinder und deren Mütter auf die Beine stellen”.

Die Zentren für die nichtrehabilitierbaren Kinder sollen damals eigentlich ,,Sterbezentren” gewesen sein, wo Kinder mit neuromotorischen Schäden, womöglich nackt an Bettgestelle gebunden nicht sehr lange überlebten. ,,Das Hauptzentrum wo wir aktiv sind, ist in der Moldau, in Păstrăveni, das ist ein Zentrum, das damals behinderte Kidner hatte, die nur wenige Wochen überlebt haben. Nachdem das Zentrum von der Truppe um Frau Stamm betreut wurde, sind die Kinder plötzlich nicht mehr gestorben”, sagte Fabritius. Die Kidner, die damals vorgefunden wurden, leben heute noch. Und dadurch ist das Zentrum heute, ein Erwachsenenzentrum geworden.

Projekte gab es viele, wo man sich im Laufe der Zeit eingesetzt hat. Die meisten Mittel sollen in das Zentrum für Hämophilie und HIV-Patienten in Busiasch geflossen sein. Das Projekt einer Fachschule für Heilerziehungspflege, wo heute das Kinderhospiz ist, musste leider nach wenigen Jahrgängen wegen zu wenig Verständnis fallen. Das AMG-Haus in Temeswar, das ,,Bruder-Projekt” des Dr. Carl Wolff-Heims war auch ein Ziel der Förderungen. In einem Zentrum in der Nähe von Bukarest hat man sich um die ,,Kanal-Kinder” gekümmert, den ,,Niemandskindern”, um die sich weder Eltern noch der Staat gekümmert hat. Zur Zeit als der amtierende Staatspräsident Klaus Johannis Bürgermeister war, wurde in Hermannstadt ein Nachtasyl für Obdachlose in Neppendorf ins Leben gerufen, das heute von der Stadt betrieben wird. Im Rahmen eines Afterschoolprojekts in Hermannstadt, bekamen Kinder ein warmes Mittagessen, mit der Bedingung, dass sie vorher die Schule besucht haben, was zu einer Besserung der Schulergebnisse der Romakinder führte.

Unterstützt wurde auch der Beitritt Rumäniens zur NATO und zur EU. ,,Wir haben uns durchaus bemüht, dass man ehrenamtliche Arbeit schätzen lernt und dass auch der Staat das Vereinswesen fördert. Das ist heute noch defizitär in Rumänien, aus meiner Sicht ein Fehler des rumänischen Staates, seit vielen Jahren”, meinte Bernd Fabritius. Die Erfüllung von Aufgaben, die für die gesamte Gesellschaft wichtig sind, könnten auch im Vereinswesen abgedeckt werden. ,,Und deswegen ist es auch ein Ansatz unserer Arbeit, dass man bei der rumänischen Regierung Verständnis dafür entwickelt, dass man ein gutes soziales Vereinswesen aus staatlichen Mitteln fördern muss, so gut man kann”, sagte Fabritius.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Soziales.