Lesung mit Peter Biro im Erasmus-Büchercafé
Ausgabe Nr. 2774

Peter Biro und Ruxandra Stănescu hatten ein aufmerksames Publikum bei der Buchvorstellung und Lesung im Erasmus-Büchercafé. Foto: Michael Adrian PANDURU
„Auf zum fröhlichen Weltuntergang“ ist der Titel eines der drei Bücher, die der Autor Peter Biro am Dienstag der Vorwoche im Erasmus-Büchercafé vorstellte. Bezugnehmend auf den Titel war es eine fröhliche Runde, die sich um die sehr verschmitzte, eloquente Person Peter Biro versammelt hatte. Ruxandra Stănescu, stellvertretende Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, verstand es sehr gut, in ihrer Moderation Beispiele für „die hohe Kunst des angewandten Chamäleonismus“ von dem Autor zu fordern. Chamäleonismus ist der von Peter Biro im Prolog des im Zentrum der Buchvorstellung stehenden Buches „Vom Taumeln zwischen den Kulturen“ verwendete Begriff, wenn der Autor über seinen Geburtsort Großwardein/Oradea sprach.
Die ihn prägenden Wesensmerkmale, er kommt aus diesem Grenzbereich der Kulturen und Ethnien, sind eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit, die Peter Biro als Chamäleonismus beschreibt.
Seine „Lebens-Laufbahn“ begann als städtisches ungarisches Kleinkind während den Ferien in Răbăgani, wo er eine dörfliche-bäuerliche rumänische Identität erfährt, die dann noch im familiären Umfeld mit einer, so der Autor, bruchstücksweise jüdischen Identität, aber nicht im religiösen Sinn, vermischt wurde.
Diese Melange aus Kulturen und Sprachen – Peter Biro spricht fließend ungarisch, rumänisch und deutsch – ermöglicht es ihm als Autor, eben nicht zu „taumeln“ zwischen den Kulturen und Sprachen. Chamäleonismus, die Anpassungsfähigkeit und Verwandelbarkeit, dieses sich in die Situation Hineinversetzen, ist eine Grundkompetenz, um übergangslos zwischen den Kulturen zu beobachten und zu schreiben. Nachdem Peter Biro mehrere Kapitel aus seinen Büchern gelesen hatte, konnte der Schreiber der Zeilen, der nie zuvor vom Begriff des ,,Chamäleonismus“ gehört hatte, verstehen, was der Autor meinte: ein humoresker, empatischer, aber auch den vergangenen Schwierigkeiten berücksichtigenden Schreibstil, der die vielfältige Region um Großwardein abbildet.
Jederzeit authentisch, auch mit Witz, stellte sich mit Peter Biro, ich darf es so schreiben, ein Neuschriftsteller vor, der mit seinem, dabei zitiere ich Dr. Markus Fischer aus dessen Rezension zu dem Buch ,,Vom Taumeln zwischen den Kulturen“, erschienen in der Hermannstädter Zeitung Nr. 2767 vom 29. April 2022, ,,flüssigen, humoristischen, ironischen, satirischen anekdotischen Erzählstil“, eine große Leserschar verdient.
Zur guten Atmosphäre des Nachmittags trugen die wohlformulierten Fragen aus dem Publikum bei, die vom Autor sehr freundlich und wohltuend verständlich beantwortet wurden.
Der Moderatorin der Buchvorstellung und Übersetzerin einiger Texte von Biro, Ruxandra Stănescu, gebührt ein besonderes Lob, war doch die Übersetzung, man ahnt es, ins Rumänische sicher nicht einfach.
Bei den drei Büchern, die Peter Biro vorgestellt hat, handelt es sich um: „Vom Taumeln zwischen den Kulturen – Eine Kindheit in Transsylvanien” (Werd & Weber, Thun, Oktober 2021, deutsch), „Auf zum fröhlichen Weltuntergang – Achtundzwanzig hanebüchene Humoresken von der Apokalypse und andere erbauliche Texte” (Blitz-Verlag, Windeck, Frühjahr 2022, deutsch) und „Incredibila poveste a lui Jean-Jacques Récamier, omul-canapea – și alte multe satire pentru cititori curajoși” (UZP-Verlag, Bukarest 2021, rumänisch, Übersetzungen von Simona Fuchs, Hava Oren, Ruxandra Stănescu und dem Autor selbst).
Lothar SCHELENZ