Interview mit dem Skeleton-Trainer Wilfried Schneider
Ausgabe Nr. 2761

Wilfried Schneider (rechts) freut sich mit Yan Wengang, der in Beijing Bronze für China geholt hat. Foto: Privat
Der am 12. März 1963 in Mediasch geborene Skeleton-Trainer Wilfried Schneider war als Trainer des chinesischen Nationalteams bei der Winterolympiade 2022 in Beijing dabei. Aus diesem und aus Anlass seines morgigen Geburtstages richtete die HZ-Redakteurin Cynthia P i n t e r einige Fragen an ihn. Diese beantwortete Wilfried Schneider per E-Mail.
Sie sind gebürtiger Mediascher. Wie lange lebten Sie in Mediasch und welche sind Ihre schönsten Erinnerungen aus der Zeit?
Bis Dezember 1980 lebte ich in Mediasch. Ganz klar, die Kindheit war unbeschwert und ich denke gerne an sie zurück.
Haben Sie auch schon in Mediasch eine Sportart praktiziert? Welche war das?
In den letzten sechs Jahren in Rumänien widmete ich mein Leben dem Radsport, zuerst im Pionierhaus, dann drei Jahre in Neumarkt/Târgu Mureș, hier konnte ich auf Landesebene beachtliche Erfolge erzielen.
Wie oft haben Sie Mediasch nach Ihrer Aussiedlung besucht? Kommen Sie gerne in Ihre Heimat?
Anfangs bin ich öfter nach Mediasch gefahren, aber da sich die Interessen der Freunde beidseitig veränderten, wurden die Besuche auch seltener. Mein letzter Besuch war im Jahre 1989. Dazu muss ich sagen, ein Besuch ist dieses Jahr geplant mit einer kleinen Motorrad-Rundreise.
Wie kamen Sie zum Skeleton?
Den Radsport habe ich auch in Deutschland weiter betrieben, dann durch den Freundeskreis wurde ich überredet im Winter Skeleton zu probieren. Das hat von Anfang an Spaß gemacht und ich bin dabei geblieben.
Sie waren in den 1990-er Jahren einer der besten Skeleton-Sportler der Welt. Welches waren Ihre größten Erfolge?
Meine größten Erfolge waren: neun Mal deutscher Meister, 1998 Weltcup-Sieger in der Gesamtwertung, 1998 Weltmeister in St. Moritz, 2002 Olympiateilnahme in Salt Lake City (Platz 9). 2002 wurde diese Disziplin erstmals nach 1948 wieder bei Olympischen Winterspielen zu gelassen, also vor genau 20 Jahren.
Seit mehr als 15 Jahren sind Sie erfolgreicher Skeletontrainer für die Nationalmannschaften von Kanada, später Russland gewesen und nun trainierten Sie für die Winterolympiade in Peking die Damenauswahl der Nationalmannschaft der Volksrepublik China. Wie viele Medaillen haben Ihre Lehrlinge unter Ihrer Obhut gewonnen?
In meiner Karriere als Trainer habe ich an zwei Olympiaden als Trainer für Kanada teilgenommen, dann war ich zwei Jahre lang als Trainer für die Vereinigten Staaten von Amerika tätig, vier Jahre für Russland, sechs Jahre für China (all die Jahre immer Damen und Herren). In der Zeit haben wir bei Olympiaden Gold, Silber (Herren) und Bronze (Damen) in Turin 2006, Gold (Herren) in Vancouver 2010, Gold (Herren) und Bronze (Damen) in Sotschi 2014, und Bronze (Herren) 2022 in Beijing gewonnen.
Was macht Ihnen an der Arbeit als Skeleton-Coach am meisten Spaß?
Es ist die Herausforderung, mit Athleten und Material so lange zu arbeiten, bis das Ergebnis ein Weltklasseniveau erreicht. Wenn Hobby zum Beruf wird, ist doch schön, oder?
Wie groß ist das Interesse der Kinder, Skeleton fahren zu lernen? Wie würden Sie in einem Satz für Skeleton werben?
Leider nicht so einfach, um es spontan probieren zu können (da die Bahnen nicht überall sind). Obwohl die einfachste Form des Schlittenfahrens als Kind ist ein Anfang, den Schlitten mit zwei Händen zu schieben, nach einigen Schritten, bäuchlings den Berg runter zu rutschen.
Wer ist Ihr größtes Vorbild aus der Sportwelt?
Eigentlich bin ich raus aus dem Alter der Vorbilder (lacht). Wenn, dann Dirk Nowitzki.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären die?
Gesundheit, Frieden, mehr Sport mit weniger politischem Einfluss.
Welches sind Ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigungen?
Motorradfahren (Ducati Streetfighter und DKW250 Bj,1955). Gerne und gutbürgerlich essen.
Welches sind Ihre Zukunftspläne, Ihren Beruf befreffend?
Nach China stehen weitere Anfragen und Herausforderungen vor der Tür, es sind aber noch keine Entscheidungen diesbezüglich gefallen.
Vielen Dank für das Gespräch, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und viel Erfolg weiterhin!
Skeleton (englisch skeleton = Skelett) ist eine Sportart, bei der die Athleten mit Geschwindigkeiten bis zu 145 km/h bäuchlings und mit dem Kopf voran auf einem speziellen Rodelschlitten durch einen Eiskanal fahren.