Orgelaussegnung in der evangelischen Kirche in Kirchberg
Ausgabe Nr. 2761
Seit geraumer Zeit arbeitet der Orgelausschuss der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien daran, die Orgel in der evangelischen Kirche in Kirchberg/Chirpăr sichern zu lassen. Es handelt sich um ein Instrument von Johannes Hahn sen. aus dem Jahre 1778. Die Orgel wurde 1988 von dem Hermannstädter Orgelbauer Hermann Binder restauriert und befand sich daher lange in gutem Zustand.
Leider ist die Kirchberger Kirche zwar nicht ganz unbeaufsichtigt, doch nicht mehr in Gebrauch. U. a. ist der Strom abgekoppelt. Da der Aufgang zum Turm auch dem Aufgang zur Orgelempore entspricht, war der Zugang zur Orgel zufällig und das Instrument litt neben einem starken Holzwurmbefall auch unter menschlichen Einflüssen. Die Orgel wurde unspielbar und beschädigt.
Zum Glück konnte der Hermannstädter evangelische Kirchenbezirk dafür gewonnen werden, das Instrument zur Sicherung und Benutzung als Langzeitleihgabe an die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in Klausenburg weiterzureichen: Dort wird es an einem prominenten Standort gegenüber der Kanzel mitten in der zentral gelegenen Kirche die Gemeinde erfreuen können. Die Klausenburger Kirchengemeinde verpflichtete sich vertraglich, für den Abbau, den Transport, die Restaurierung, die Sicherung und die Wartung aufzukommen. Ebenfalls sind sich die Vertragspartner darüber einig, dass das Instrument im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Kirchberg verbleibt und somit bei Bedarf wieder zurückgeführt werden kann.
Erich Türk, der in Klausenburg an der Musikhochschule unterrichtet und sich seit Jahren als Mitglied des Orgelausschusses der EKR verdient gemacht hat, ist Bürge dafür, dass das Instrument in guten Händen ist. Es wird auch bei der Ausbildung von Nachwuchsorganistinnen und -organisten zum Einsatz kommen.
Am Sonntag, dem 6. März, machte sich am Nachmittag ein vollgeladenes Kleinfahrzeug des Landeskonsistoriums auf den Weg nach Kirchberg, um an der Aussegnung der Orgel teilzunehmen. Pfarrerin Astrid Hofmann empfing uns mit dem Schlüssel vor dem Kirchhof. Zum Glück mussten wir diesmal keine nennenswerte Verschlechterung des Zustandes der Orgel feststellen, waren aber weiterhin sehr bekümmert über den Verfall der eindrücklichen Kirche.
Wir versammelten uns zu fünft auf der Orgelempore, wo Pfarrerin Astrid Hofmann, nachdem eine Kerze angezündet wurde, die Aussegnungsliturgie leitete. Mit drei Liedern, Bibellesung, Gebeten und je einem erklärenden Wort des Landeskirchenkurators Friedrich Philippi und des Musikwartes Jürg Leutert verabschiedeten wir die Orgel von ihrem Standort: Mit einem weinenden Auge, weil damit allzu deutlich sichtbar wird, dass eine Epoche zu Ende geht; mit einem lachenden, da wir einsehen, dass diese Liturgie zur Rettung der Orgel beiträgt ohne auszuschließen, dass die Orgel eines Tages wieder vor Ort zur Ehre Gottes erklingen wird.
Der gut geplante Aufenthalt in Klausenburg wird ihr die Möglichkeit geben, dort ebenfalls gemäß ihrem Auftrag zu erklingen – dank dem Einsatz der Kirchberger Kirchengemeinde: Diese investierte 1778 in dieses Instrument, damit es bei Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen die Gemeinde bei ihren Ritualen unterstützen möge.
Zum Schluss stimmten wir „Verleih uns Frieden gnädiglich“ an – in der Zuversicht, dass das Instrument Frieden fördern und verkünden wird. Ilse Philippi, Mitglied des Bezirkskonsistoriums und Kuratorin und Stadtkantorin Brita Falch Leutert der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde vervollständigten das Kleeblatt, das nach Kirchberg fuhr, um dem Anlass beizuwohnen.
Während des anschließenden Besuchs auf einem der Kirchberger Höfe sangen wir gemeinsam unter freiem Himmel, bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Das Lied vermittelt nur zu treffend, dass alles in Bewegung ist , und dass, solange wir davor Respekt haben, diese Bewegung durchaus Sinn macht. Wir wünschen der Orgel eine gute, erlebnisreiche und sinnstiftende Wanderung!
Eine Youtube-Dokumentation dazu findet sich unter https://youtu.be/X7UITG7oHvw
J. L.