Vom ,,Mietling“ zum Hirten

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Einführung von Pfarrer Zoran Kézdi in Michelsberg

Ausgabe Nr. 2758

Gruppenbild mit Presbytern und Geistlichen vor der Kirchentür: Prebyter Klaus Reisenauer, Dechant Hans-Georg Junesch, Pfarrer Zoran Kézdi,  Presbyter Gabriel Tischer, Kurator Michael Henning und Presbyter Daniel Fleps.

Eine Fortsetzung und doch einen Neuanfang feierte die evangelische Kirchengemeinde A. B. in Michelsberg am Sonntag Septuagesimae. Das Michelsberger Presbyterium hatte sich nach dem Ende 2021 erfolgten Abschied von Pfarrer Stefan Cosoroabă, erfolgreich darum bemüht, den Heltauer Pfarrer Zoran Kézdi als Pfarrer in voller Verantwortung zu gewinnen. Nun wurde er von Dechant Hans-Georg Junesch offiziell  in sein zusätzliches Amt eingeführt.

Pfarrer Zoran Kézdi hatte schon zehn Jahre lang immer wieder Pfarrer Cosoroabă vertreten, kennt also die Kirchengemeinde, für die dieser Tag, wie Dechant Hans-Georg Junesch in seiner Predigt zu Jeremia 9 sagte, ,,bedeutsam“ war. Junesch erwähnte, dass er ,,mit Dank und Erleichterung“ auf die letzten fünf Monate zurückblicke, in denen das Michelsberger Presbyterium mit Kurator Michael Henning an der Spitze darum gerungen habe, einen Pfarrer in voller Verantwortung zugeteilt zu bekommen.  Dies sei in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien nicht mehr die Regel. Die Michelsberger Kirchengemeinde sei auf den Vertretungspfarrer aus Heltau, Zoran Kézdi, zugegangen und ihn darum gebeten, auch diese Nachbargemeinde zu betreuen. So seien die Michelsberger ihrem Prinzip treu geblieben, sichtbar zu sein, über ihre Grenzen hinweg. Diese Entscheidung zeige aber auch, dass diese Kirchengemeinde ,,kein Heimatverein, kein Immobilienverwalter und auch kein Interessenvertreter der Menschen von nah und fern sei“ sondern sich in den ,,Dienst der weltweiten Kirche Christi“ gestellt habe und insofern auch Vorbild sein könnten dafür, was es bedeutet ,,auf eigene Größe, Stärke, Weisheit, Willen und Kraft zu verzichten aufgrund der Einsicht, dass Gott der Herr der Welt ist und wir im Dienst seiner Gemeinde stehen“. Abgesehen davon, hätten sich die Michelsberger auch als klug erwiesen, seien sie doch bereit, sich einen Pfarrer mit einer anderen Kirchengemeinde zu teilen.

Im Quartett umrahmten Theresa Braisch, Maximilian Braisch, Stefan Tobler und Zsuzsanna Molnár (v. l. n. r.) von der Orgelempore aus den Gottesdienst musikalisch. Fotos: die Verfasserin

Pfarrer Zoran Kézdi dankte für das Vertrauen und stellte fest, er habe erst vor kurzem genau gelesen, wie es mit dem Dienst Heltauer Pfarrer in Michelsberg jahrhundertelang bestellt war. Sie mussten zuweilen unter Personenschutz anreisen, weil der Zwist um den Besitz der Michelsberger Burg die beiden Ortschaften quasi auseinandergetrieben hatte. Nun stehe er auch vor einer, wie Dechant Junesch sagte, ,,großen Aufgabe“, nämlich (mehr) Einigkeit zu stiften. Für Pfarrer Kézdi persönlich war es auch der Tag, an dem er vor 29 Jahren in seiner Heimatstadt Schäßburg konfirmiert worden ist.

Kurator Michael Henning überreichte dem neuen Hirten und früheren ,,Mietling“ als ,,Stab“ den Stempel der Michelsberger evangelischen Kirchengemeinde A. B., und wies dabei auf die Bibelstelle aus Johannes 10 hin, wo es heißt: ,,Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht“.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.