Vielfältig und doch hochkarätig

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Vorbericht zu der Dezemberauktion im Auktionshaus Dr. Fischer

Ausgabe Nr. 2745

Der elegante Ring der Spätrenaissance.

Als vielfältig und doch hochkarätig beschreibt die Kunsthistorikerin Franziska Seibel das Angebot in der traditionellen Dezemberauktion  des Auktionshauses Dr. Fischer in Heilbronn, die am 3. und 4. Dezember d. J. geplant ist. An zwei Tagen werden 2.000 Objekte unter den Hammer kommen, darunter auch ein eleganter Ring der Spätrenaissance und ein Silberbecher mit partieller Vergoldung aus Siebenbürgen.

 Beginnend mit der russischen Kunst schließt der erste Auktionstag mit qualitätsvollen Schmuckstücken ab. Eine monumentale Ikone mit der Gottesmutter der Passion ist ein Highlight in der starken Ikonensparte. Die ins 18. Jahrhundert datierte Ikone zeigt die Gottesmutter mit Christus auf dem Arm und besticht durch die sehr weiche Modellierung der Gesichtszüge – ein starker Ausdruck, der sich auch im Preis von 10.000 bis 12.000 Euro niederschlägt.

Aus der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg der Regierungsperiode von Zar Nikolaus I. entstammt ein seltener Teller aus einem Militärservice. Solche Teller zählen zweifellos zu den qualitätsvollsten Erzeugnissen der Manufaktur und wurden als Dessertteller bei Galadinnern verwendet. Aufgrund ihrer meisterlichen Ausführung und auch ihrer genauen Abbildung der russischen Armee, waren und sind sie begehrte Sammlerobjekte (Taxe: 7.000 bis 8.000 Euro).

Liebhaber von Zigaretten und Zigarren werden in dieser Auktion in der Schmucksparte fündig: Eine umfangreiche Sammlung von S.T. Dupont-Feuerzeugen lässt keinerlei Wünsche mehr offen. Für jeden Geschmack finden sich aufwendig gearbeitet und in limitierten Auflagen produzierte Feuerzeuge, die teils unbenutzt noch in ihrer Originalverpackung auf ihren Einsatz warten. Aber auch für das Frauenherz bietet die Schmucksparte einige interessante Stücke. Darunter ein eleganter Ring der Spätrenaissance, der von der Expertin des Auktionshauses Dr. Fischer nach Siebenbürgen um 1650 bis 1670 eingeordnet wird. Ein historisches Stück also, das nicht nur selten ist, sondern auch durch schlichte Eleganz nichts an seiner Tragfähigkeit eingebüßt hat. Gemälde aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigen Damen mit Ringen dieser Form und verleihen dem hier in der Auktion angebotenen Ring einen historischen Kontext. Der moderate Schätzpreis von 1.500 bis 2.500 Euro wird das Interesse vieler Bieter wecken, die Wert auf getragene Kostbarkeiten mit historischem Background haben.

Der siebenbürgische Becher aus Silber mit partieller Vergoldung.

Der zweite Tag wartet mit gleich mehreren integrierten Sammlungen auf, die jede für sich auf eindrucksvolle Weise die Liebe eines Sammlers zeigt, darunter so exotische Sammlungsgebiete wie Apothekengefäße, Mörser oder Jugendstilbüsten von Goldscheider aus Wien.

Das Highlight einer süddeutschen Privatsammlung ist eine wunderschöne Marienskulptur mit dem Christuskind auf dem Arm. Die außerordentliche Qualität des Gesichtes ist mit großem künstlerischem Können gefertigt. Ihr gesamter Ausdruck, das von der Haarpracht gerahmte Gesicht und die frontale Gesamtkomposition ziehen den Betrachter in seinen Bann, was die ehemalige Aufstellung in einem Altarschrein vorstellbar macht. Laut der kunsthistorischen Einschätzung soll die Skulptur in Schwaben, wohl Ulm, im Umkreis von Michel und Gregor Erhart um 1490 entstanden sein. Das Formenvokabular ist durchaus vergleichbar mit jenem von Tilman Riemenschneider, unterscheidet sich jedoch in den Details. Diese Parallele ist in der neueren Forschung bereits dargelegt worden, so dass eine Schulung Riemenschneiders um 1480 in der Ulmer Werkstatt Erhart angenommen wird. Ein spannender Kontext also, in dem diese Darstellung von Maria mit Kind einzuordnen ist, und der sicherlich viele Sammler für Skulpturen auf den Plan rufen wird (Taxe: 10.000 – 15.000 Euro).

In einem spannenden Kontext entstand fast zweihundert Jahre später eine Rarität aus der Silberschmiede des Meisters „DNC“. Der siebenbürgische Becher aus Silber mit partieller Vergoldung lässt sich nicht nur nach Schäßburg verorten. Neben der Datierung 1677 legt eine Gravur auf der Unterseite nicht nur das exakte Entstehungsjahr fest, sondern auch den Auftraggeber und damit Inhaber – „Andreas Bertram“. Dieser ist historisch als Apotheker der Stadt Schäßburg von 1637 bis 1677 belegt. Die Qualität seines Bechers schlägt sich in der Taxierung von 8.000 bis 10.000 Euro nieder.

Neben all diesen klassischen Antiquitäten sticht ein Aquarell des großen deutschen Nachkriegskünstlers Ernst Wilhelm Nay ganz besonders aus der Auktionsofferte hervor. Es entstand im Jahr 1959 und fällt damit in die bekannteste Schaffensphase des Künstlers, die der sogenannten „Scheibenbilder“. Die Kreisform der Scheibe ist dabei das vorherrschende Bildmotiv dieser Zeit, existiert in Öl und als Aquarell in zahlreichen Farbvarianten und spiegelt auch Nays zunehmend theoretische Reflektion seiner Kunst wider. Das schlichte und kleinformatige Werk in Grün- und Brauntönen repräsentiert diese wichtigste Schaffensphase im Oeuvre von Ernst Wilhelm Nay und wird mit 8.000 Euro äußerst moderat aufgerufen werden.

Auktionshaus Dr. Fischer

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Allgemein.