Hermannstadt hat allen gut gefallen

Teile diesen Artikel

Zur Pop-up-Ausstellung ,,Archäologie und Politik“ auf dem Huetplatz

Ausgabe Nr. 2745

Projektleiterin Dr. Polly Lohmann (rechts) und Assistent Sascha Marschner vor den Tafeln der Ausstellung auf dem Huetplatz in Hermannstadt.                               Foto: Beatrice UNGAR

Die Pop-up-Ausstellung ,,Archäologie und Politik. Die zwei Geschichten des Tropaeum Traiani zwischen Heidelberg und Adamklissi”, die am Beispiel des römischen Siegesdenkmals Tropaeum Traiani verschiedene Perspektiven, Interpretationen und Inszenierungen von kulturellem Erbe zeigt und von Studierenden der Universität Heidelberg unter Leitung von Dr. Polly Lohmann, in Zusammenarbeit mit rumänischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen gestaltet wurde, befand sich vom 26. September bis 6. Oktober auf Reisen. Erste Station war am 26. September in Wien vor dem Ephesos Museum. Danach ging es nach Rumänien, wo die Ausstellung in Klausenburg, Hermannstadt, Bukarest und Konstanza zu besichtigen war. Näheres unter aup.hypotheses.org. Über die Station Hermannstadt, wo die Ausstellung am 30. September auf dem Huetplatz aufgestellt war, berichten im Folgenden die Studentinnen Mia Knoch und Henrike Wachsmuth.

 Sibiu, auf Deutsch Hermannstadt, liegt wie Klausenburg/Cluj ebenfalls in Transsylvanien/Siebenbürgen, umringt von zahlreichen Hügeln, und ist unter anderem für seine Population von Siebenbürger Sachsen bekannt, die einen Teil der deutschen Minderheit in Rumänien bilden. Da unser zweiter Stopp Klausenburg nicht weit von Hermannstadt entfernt war, konnten wir an diesem verregneten Mittwoch etwas länger schlafen und hatten nach unserer Ankunft in Hermannstadt Zeit, uns die Stadt anzuschauen. So grau es auch war, die vielen bunten Häuser gaben ein farbenfrohes Bild im Kontrast zum verregneten Himmel. Hermannstadts Straßen bestehen aus alten Wackersteinen, die uns zu großen Plätzen führten, auf denen man von den Häusern „beobachtet“ wurde – beobachtet, weil viele Häuser in ihren Dächern Ausbuchtungen mit Fenstern haben, die den Häusern gewissermaßen Augen verleihen und deshalb auch die „Augen von Hermannstadt“ genannt werden.

Nachdem alle Gruppenmitglieder flanierend schon ein wenig die Altstadt erkundet hatten, trafen wir uns anschließend um 17 Uhr alle im Friedrich Teutsch-Begegnungs- und Kulturzentrum, in dem uns Kuratorin Heidrun König und Direktorin Dr. Gerhild Rudolf eine Führung durch das Museum über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen gaben. Als Mitglieder der deutschen Minderheit und der evangelischen Kirche in Rumänien gaben sie uns außerdem einen Einblick in die kulturelle Vielfalt des Landes, Identitätsfragen, politische und etliche weitere Fragen, die wir in einer Diskussionsrunde bei Saft und Käsestangen stellen konnten. Erst weit nach 20 Uhr verließen wir, mit vielen neuen Eindrücken und neuem Wissen, die „Casa Teutsch“.

Das römische Siegesdenkmal Tropaeum Traiani wurde 108/109 n. Chr. errichtet, um den Sieg Kaiser Trajans über die lokalen Daker zu zelebrieren. In der Heidelberger Antikensammlung befinden sich 54 Gipsabgüsse dieses Denkmals, die im Kontext der deutschen Besatzung des Königsreichs Rumänien von der Universität Heidelberg 1918 vor Ort hergestellt worden sind.

Für den nächsten Tag war die Ausstellung auf dem Huetplatz geplant; dabei stellten sich uns beim Aufbau am Morgen jedoch mehrere Hürden in den Weg. Zunächst einmal konnte unser Bus die engen Gassen der Oberstadt nicht durchfahren, um unser Equipment zum Ausstellungsort zu fahren. So mussten wir kurzerhand alles in zwei Taxis umladen und so den Transport des Materials organisieren. Endlich auf dem Huetplatz angekommen, zeigte sich der Wind als zu stark, um die Panels freistehend zu platzieren. Nach mehreren Versuchen an unterschiedlichen Stellen des Platzes entschieden wir uns für eine Aufstellung entlang des Zaunes der evangelischen Stadtpfarrkirche. Während wir, aufgrund der Zeitknappheit, weitere Teammitglieder per Whatsapp kurzfristig zur Mithilfe akquirierten, wurden drei Leute aus dem Aufbauteam ausgesandt, um Schnur aufzutreiben, mit der wir die Panels am Zaun festbinden könnten, damit sie nicht vom Wind umgestoßen würden. Dank der gut funktionierenden Teamarbeit war die Ausstellung tatsächlich um kurz nach 11 Uhr fertig aufgebaut, als auch schon Heidrun König vom Teutsch-Haus als erste Besucherin auftauchte. Mitten auf dem Huetplatz befindet sich die evangelische Stadtpfarrkirche mit dem Standbild des Bischofs Georg Daniel Teutsch, dem Vater von Friedrich Teutsch, nach dem auch das Kultur- und Begegnungszentrum vor Ort benannt ist, sowie das deutsche Samuel-von-Brukenthal- Gymnasium.

Der Wind vertrieb die Wolken am morgendlich grauen Himmel bald, sodass sich der Huetplatz in seinen schönsten Farben zeigte. Die Sonne brachte uns viele interessierte Besucherinnen und Besucher, die interessanterweise hauptsächlich die deutschsprachigen Panels und nur in wenigen Fällen auch die rumänischen Texte lasen. Überhaupt schien unsere Ausstellung gerade unter den Deutschsprachigen großen Anklang zu finden, und so kamen gleich zwei Pressevertreterinnen persönlich vorbei, welche die Ausstellung auch im Voraus bereits in der Hermannstädter Zeitung und der Siebenbürgischen Zeitungangekündigt hatten. Projektleiterin Polly Lohmann und Assistent Sascha Marschner wurden zudem von Christa Richter für Radio Bukarest interviewt. Auch Gerhild Rudolf nahm sich die Zeit, die Ausstellung zu besuchen, und auch Heinke Fabritius, die Kulturreferentin für Siebenbürgen, kam vorbei.

Zum Abbau nach 18 Uhr fand sich fast die gesamte Ausstellungstruppe ein, um den Abtransport des Ausstellungsmaterials zu unterstützen, der wieder per Taxi erfolgen musste. Trotz der erschwerten Bedingungen war der Ausstellungstag ein voller Erfolg und wir gingen, um darauf anzustoßen und in den Geburtstag von Teammitglied Greta bei rumänischen Delikatessen zu feiern, alle zusammen ins Restaurant „Kulinarium“ am Kleinen Ring. Da Hermannstadt allen so gut gefallen hatte, wurde entschieden, erst am Abend des nächsten Tages weiter nach Bukarest zu fahren. Diesmal sollte die Fahrt sechs Stunden dauern.

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte.