„Das Beste aus der gegebenen Situation machen“

Teile diesen Artikel

Onlinepressekonferenz der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT)

Ausgabe Nr. 2695

S. E. Botschafter Cord Meier-Klodt.Foto: der Verfasser

Vergangenen Montag fand die jährliche Pressekonferenz der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) dieses Mal erstmals online statt. Die beiden Hauptredner waren  Cord Meier-Klodt, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, und Cristian Sallai, Marketingleiter der DZT. Als Direktor des Regionalbüros in Belgrad ist Sallai zuständig für sechs Länder aus denen Besucher nach Deutschland reisen, darunter auch Rumänien. Gesprochen wurde über die aktuelle Lage in der Tourismusbranche in Deutschland und die verschiedenen Strategien, mit der die DZT die Krise zu überbrücken versucht. Der Fokus liegt in diesen schwierigen Zeiten eher auf Natur und Erholung. Die Tourismusbranche ist schließlich in Deutschland der größte Arbeitgeber.

 

Botschafter Cord Meier-Klodt nimmt seit vier Jahren jedes Mal an der Konferenz teil. Erstens werde jedes Jahr eine neue Seite  Deutschlands präsentiert, sei es kulturell, geografisch, geschichtlich, die unbedingt erforscht werden müsse. Zweitens werde man daran erinnert, dass der Tourismus an sich einen wichtigen Anteil daran habe, das Image und den Ruf eines Landes zu beeinflussen. Drittens sei es ein Beweis dafür, dass eine zentrale Tourismusorganisation nicht nur bei der Förderung des Tourismus sehr nützlich sei, sondern auch bei der Förderung von Image und Ruf eines Landes.

Meier-Klodt erinnerte daran, dass Deutschland eine Hauptattraktion geworden sei  für Touristen aus der ganzen Welt. Für 2020 seien die Erwartungen hoch gewesen und nun sei aber alles anders gekommen. Als eine gute Nachricht könne eingestuft werden, dass trotz der gegebenen Situation fast eine halbe Million Übernachtungen seitens rumänischer Touristen registriert worden seien, was einen Rückgang von bloß etwa einem Drittel ausmache. Meier-Klodt unterstrich, dass es wichtig sei, sowohl in Deutschland als auch in Rumänien nach vorne zu blicken und das Beste aus der gegebenen Situation zu machen und die Opportunitäten zu erkennen.

DZT-Marketingleiter Cristian Sallai war aus Belgrad zugeschaltet.Foto: der Verfasser

Cristian Sallai bot einen Überblick des Jahres 2019. Im vergangenen Jahr wurde nämlich in Deutschland ein Rekord von 10 Jahren stetigen Wachstums der Übernachtungen von Touristen verzeichnet.  Registriert wurden insgesamt 89,9 Millionen Übernachtungen. 2018 waren es noch 87,7 Millionen Übernachtungen gewesen. Von Januar bis Dezember 2019 gab es ein Wachstum von 2,6 Prozent, von Januar bis Juli 2020 hingegen einen Rückgang von 59,9 Prozent.

Auch im Falle der Besucher aus Rumänien wurden 10 Jahre Wachstum verzeichnet. Seit 2010 wurde neun Jahre lang  ein Wachstum  der Übernachtungen von 185,4 Prozent registriert. 2019 wurde noch ein zusätzlicher Anstieg von 1,3 Prozent verzeichnet und somit insgesamt über 1,5 Millionen Übernachtungen seitens rumänischer Besucher in Deutschland registriert.

Die meisten Reisen von Rumänien nach Deutschland waren Ferienreisen (40 Prozent), einen geringeren Anteil haben die Geschäftsreisen (30 Prozent) sowie Reisen mit dem Ziel,  Freunde und Verwandte zu besuchen bzw. private Reisen (30 Prozent). Das Durchschnittsalter der Besucher betrug dabei etwa 39 Jahre.

Im Falle der Haupttransportmittel sind in den letzten Jahren Veränderungen zu bemerken. Das Flugzeug ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. 40 Prozent der rumänischen Staatsbürger besuchen  Deutschland per Flugzeug, 53 Prozent per PKW und nur noch 5 Prozent per Reisebus.

Die beliebtesten Reiseziele der rumänischen Besucher in Deutschland sind Bayern (26,6 Prozent), Baden-Württemberg (16,1 Prozent), Nordrhein-Westfalen (11,9 Prozent) und Hessen (11,7 Prozent).

Eine Tatsache die positiv gewertet wird, ist, dass im Falle von Reisenden aus Rumänien, die Deutschland besuchen, von Januar bis Juli 2020 ein Rückgang von nur 33,1 Prozent verzeichnet wurde, was genauer 219.287 Übernachtungen weniger bedeutet.  Im Allgemeinen gibt es in Deutschland nämlich einen Rückgang von 59,9 Prozent und die Anzahl der Übernachtungen von Besuchern die aus bestimmten anderen Ländern kommen, sollen sogar Rückgänge von 80-90 Prozent aufweisen.

Was die Übernachtungen von Besuchern aus Rumänien betrifft, soll sich dieser Markt mit 70,9 Prozent unter den Top 10 der sich am schnellsten erholenden Märkten befinden. Ein Grund ist, dass das Ziel relativ nah ist, viele Leute besuchen Freunde und Verwandte. Weiterhin sind die Reisen mit dem eigenen Wagen, die Ferien in der Natur und die individuellen Reisen mit einem geringen Risiko verbunden. „Der Vorteil von Deutschland ist, dass es als ein sicheres Reiseziel wahrgenommen wird, was die Corona-Gefahr betrifft“, bemerkte Sallai.

Viele Organisationen sollen zu Beginn der Krise die Kommunikation gestoppt haben.  Die DZT war eine der wenigen Organisationen, die beschlossen hat, die Kommunikation weiterzuführen. „So haben wir die Kampagne ‚Discover Germany from Home‘ gestartet, wo Deutschland virtuell erforscht werden sollte und wo wir Inhalte auf sozialen Netzwerken veröffentlichten“, erklärte Sallai. „Wir wissen, dass die Reisen aus unserer Gegend schwieriger waren, aber als der Westen Europas etwas entspannter dastand, haben wir die nächste Kampagne gestartet: ‚Germany Awaits You‘ und ‚Dreams Become Reality‘, wo wir starke Impulse für den Moment der Freigabe der Reisen am 15. Juni gegeben haben“.

Dann wurden einige Werbekampagnen gestartet mit dem Schwerpunkt  „Off the beaten Track“ (Abseits der ausgetretenen Pfade), Schlösser und Burgen für Wandern und Radfahren rückten ins Augenmerk. „Die Dinge, die für Reisende in diesen Zeiten wichtig werden, sind andere als vorher: Sicherheit, Natur, individuelle Reisen“, betonte Sallai.

Eine weitere Kampagne lautet „Wanderlust Germany“, die Deutschland mit seinen natürlichen Gegebenheiten fördert: 104 Naturparks, 16 Nationalparks, 16 UNESCO-Biosphärenreservate, drei UNESCO-Weltnaturgebiete. Hier gibt es auch insgesamt 200.000 Kilometer markierte Wanderwege, 70.000 Kilometer Radwege, 100 thematische Routen, 13 Weinregionen mit mehr als 80.000 Produzenten u. a.

Gefördert werden natürlich auch die Städte und die Kultur allerdings eher auf einer inspirierenden Ebene. Schwerpunktthemen sind die Nachhaltigkeit und die Zugänglichkeit für benachteiligte Personen.

Vor einem Monat wurde die DZT mit dem Preis „Top Innovator 2020“ ausgezeichnet. „Noch vor dieser Krisenperiode haben wir begonnen, moderne Marketingtechniken zu implementieren, neue Technologien zu verwenden wie Mixed and Augmented Reality. Wir haben Gesichtsfilter in Förderungskampagnen auf Facebook und Instagram benützt. Ausschlaggebend war vor allem aber unsere Werbekampagne ‚Celebrating Bauhaus‘ und die digitale Präsentation und Implementierung dieser Kampagne“, erklärte Sallai.

Werner FINK

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tourismus.