38 Filme zur Auswahl im Angebot

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2. Etappe des Astrafilm-Festivals 2020: Dokumentarfilme online bis Sonntag zu sehen

Ausgabe Nr. 2695

 

Szene aus dem Film „Garagenvolk“ von Natalija Yefimkina.      Foto: AFF

Die 21. Auflage des Dokumentarfilmfestivals „Astrafilm“ hat heuer zwei Etappen. Die erste fand im Freien zwischen dem 4. und 13. September an verschiedenen Orten in Hermannstadt statt. Der zweite Teil hat am 6. Oktober begonnen und dauert noch bis Sonntag, dem 25. Oktober, und ist ausschließlich online, im Internet zu sehen. Gezeigt werden Filme aus folgenden Kategorien: „Voci emergente ale documentarului“ (Neue Generation der Filmemacher), „Zentral- und Osteuropa“, „Remember competiția România“,  „AFF Memorabilia“ und „Eveniment“.

 

Um sich die Filme ansehen zu können, muss man zuerst auf der Internetseite www.festhome.tv ein Konto erstellen und dann eine Gebühr bezahlen – eine Karte für einen Film kostet 10 Lei und ein Abo für alle Filme 100 Lei. Bei jedem Film kann man eine kurze Beschreibung lesen und sich eine Vorschau ansehen. Insgesamt stehen 38 Dokumentarfilme im Programm, die wann immer rumänienweit bis Sonntag abgerufen werden können. Die Auswahl ist ziemlich groß, also haben wir im Folgenden ein paar Filme ausgesucht, die sehenswert sind:

„Gangster of Love“ – da ist der Titel so einprägsam, dass man einfach hinsehen muss. Der Film von Nebojsa Slijepcevic handelt von dem Heiratsvermittler Nediljko Babic, der versucht, einer alleinerziehenden bulgarischen Mutter einen Ehemann in Kroatien zu finden. Keine leichte Aufgabe in einem Land mit einer ausgeprägten Machokultur.

Um ein Ferienlager geht es in „Return to Epipo“ von Judit Oláh (Ungarn). Ende der 1980-er Jahre gingen viele Jungendliche ins „Epipo“-Ferienlager, in Ungarn, wo ein charismatischer Pädagoge zusammen mit seiner Ehefrau ein fiktives Land mit eigenen Regeln und eigener Sprache für die Kinder erfunden hatte. Was nach Spaß und harmlosen Spielen aussieht, entpuppt sich als versteckte Demütigung und sogar Missbrauch von Seiten des Pädagogen. Jahre später versucht Judit Oláh das in der Kindheit Geschehene zusammen mit anderen Ferienlager-Freunden zu verarbeiten.

,,Toate râurile se varsă în mare și marea nu se umple niciodată“ (Alle Flüsse fließen ins Meer und das Meer füllt sich nie) von Claudiu Mitcu ist einer der Filme in der Rumäniensektion, bei dem die Schönheit des Donaudelta nicht enttäuschen kann. Dabei wird eine kleine Gemeinde in Sfântu Gheorghe vorgestellt, wie die Menschen dort leben, lieben und trauern. Der rote Faden des Films ist der kleine örtliche Chor, der überall dabei ist und die Gemeinde unterstützt. Auch wenn in dem Film keine hundertprozentige Spannung vorkommt, kein Krieg, kein Geschrei und auch sonst kein Drama, so ist der Film trotzdem durch die schönen Landschaftsbilder und die gute Musik sehenswert.

„Songs from the Nickel” (rum. „Povești din fundături uitate”/ „Geschichten aus vergessenen Sackgassen”) von Alina Skrzeszewska (USA, Deutschland, 2010) zeigt das dramatische Leben in einem Hotel im amerikanischen Slum. Porträtiert werden Menschen, die dort wohnen, Armut und Gewalt sind bei sich zu Hause. Da sind Menschen, die Wochen oder Monate hier verbringen, aber auch Menschen, die seit Jahrzehnten hier wohnen. Die Regisseurin hat während der Dreharbeiten anderthalb Jahre lang selber in diesem Hotel gewohnt.

„Garagenvolk“ von Natalija Yefimkina zeigt die zahlreichen Garagen im unwirtlichen Norden des postsowjetischen Russland, die die geheimen Zufluchtsorte russischer Männer sind. Von außen sehen die Blechhütten nicht einladend aus, aber die Innenräume wurden abseits aller Regeln nach eigenem Geschmack und mit Erfindungsgabe zu alternativen Lebensräumen umgestaltet, denn hier hat die korrupte oder reglementierende Regierung keine Macht. Schrottsammler Ilja nutzt die Garage als Produktionsstätte, Roman für seine Wachtelzucht, Pavel schnitzt kunstfertig Heiligenfiguren und Viktor hat die seine in jahrzehntelanger Arbeit um vier unterirdische Stockwerke ergänzt. Der Film erzählt in witzigen, skurrilen, unvorhersehbaren Szenen tragische und zugleich heitere Geschichten aus dem Eigenleben russischer Männer, die dem Regelungsdrang der Politik entfliehen und sich dem Individualismus und dem Konsum zuwenden.

Die 21. Auflage des Astrafilm Dokumentarfilmfestivals dauert noch bis Sonntag, dem 25. Oktober. Das gesamte Programm ist auf https://www.astrafilm.ro/filme-online/ zu finden.

Cynthia PINTER

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.