Schwarzer Humor im neuesten Film des TNRS
Ausgabe Nr. 2682
Es geht weder um ein Stück Käse, noch um eine Schüssel Milch in diesem „Tom und Jerry“. Tom und Jerry sind keine lustigen Zeichentrickfilmhelden sondern kaltblütige Mörder. Die einzige Ähnlichkeit zwischen dem Zeichentrickfilm und dem Film ist der schwarze Humor. Die Verfilmung des Stücks „Jerry and Tom“ von Rick Cleveland wurde vergangene Woche drei Mal online, unter dem Titel ,,Tom și Jerry 2.0″ im Rahmen der „Digitalen Spielzeit“ des Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheaters (TNRS) gezeigt, am 15., 16. und 17. Juli. Es spielten die Schauspieler Marius Turdeanu, Ali Deac und Ioan Paraschiv, Regie führte Florin Piersic Jr. Wiederholt wird der Film am 2., 3. und 4. September.
„Beim ersten Mal bist du zufällig dabei, wenn es passiert. Beim zweiten Mal ist es ein Versehen, das dritte Mal ist es deine Entscheidung“. So erklärt Tom, der erfahrene Auftragskiller Jerry dem tollpatschigen Neuling, wie man zu einem Mörder wird. Marius Turdeanu spielt den ruhigen, nicht aus der Fassung zu bringenden Profi Tom. Ali Deac, der den meisten Hermannstädtern aus Theaterstücken der deutschen Abteilung bekannt ist, schlüpft in die Rolle des erst scheuen, unerfahrenen Amateuren, der sich dann zu einem blutrünstigen Killer entwickelt. Beide arbeiten für einen gewissen Billy. Ioan Paraschiv spielt immer wieder das Opfer der beiden Gangster.
In der ersten Szene befinden sich Jerry und Tom mit einem gefesselten Mann in einer ansonsten leeren Bar. Sie warten auf einen Anruf von Billy, der den Auftrag bestätigen soll. Jerry ist recht nervös. Um die Zeit zu überbrücken, erzählen sie sich Witze. Doch die Witze des gefesselten Mannes, dessen Kopf zudem abgedeckt ist, gefallen Jerry nicht. Es erfolgt eine Rückblende. Die nächsten drei Szenen zeigen die beiden Auftragsmörder bei der Arbeit. Mal wird ein Mann von Tom im Mafia-Stil von hinten in einem Auto erwürgt, mal muss im Kino einer dran glauben. Was den Film witzig macht, sind die vielen Dialoge zwischen den Auftragsmorden und ein bisschen Situationskomik ist auch dabei, z.B. als Jerry versucht mit der Kettensäge eine Leiche zu zerkleinern, er aber das Gerät nicht zum Laufen bekommt. Darauf hält Tom einen köstlichen Vortrag über die richtige Handhabung eines Elektrowerkzeuges: „Du musst mit der Kettensäge verschmelzen, Herz und Seele mit ihr sein. Und falls sie kaputt sein sollte, immer den Kassenzettel behalten für die Rückgabe.“
Die Zeit vergeht. Vic, ein anderer Auftragskiller und Angestellter von Billy, der von John F. Kennedy damit beauftragt worden sein soll, Marilyn Monroe zu töten, dann aber eine Affäre mit ihr hatte und aus Rache für ihren Tod den Präsidenten erschossen haben soll, geht in Pension und beabsichtigt unter Pseudonym ein Buch über sein Leben zu veröffentlichen. Billy passt dies nicht und beauftragt Tom und Jerry damit, Vic von seinen Plänen abzubringen oder ihn zu ermorden. Als Vic sein Projekt nicht aufgeben will, weicht Jerry vom üblichen Vorgehen ab und tötet ihn mit einer Spritze. Tom, der mit Vic befreundet war, ist darüber verärgert.
Jerry fällt immer mehr aus dem Rahmen. So erzählt er, dass er, als sein Baby nicht zu schreien aufhören wollte, den Lauf seiner Waffe an dessen Kopf gehalten hat. Bei einem Auftrag erschießt er eine Unbeteiligte. Später reisen sie mit ihren Familien wegen eines Auftragsmordes nach Florida. Entgegen Toms Protesten erschießt Jerry das Opfer vor den Augen der Öffentlichkeit.
Die Handlung kehrt zur Eingangssequenz zurück. Tom nimmt Billys Anruf entgegen. Doch statt den Gefesselten zu erschießen, ersticht er Jerry, dann befreit er den Gefesselten und geht zur Jukebox. Der Gefesselte kündigt an, nun auch Tom zu töten.
Der gesamte Film ist schwarz-weiß gedreht worden und hat Ähnlichkeit mit Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“, in dem die beiden Auftragskiller genauso menschlich rüberkommen, wie zwei normale Männer, die zufällig beruflich morden. Laut Rick Cleveland, soll er das Drehbuch zu „Jerry and Tom“ vor dem Erscheinen von „Pulp Fiction“ begonnen haben. Cleveland ist bekannt für die Produktion der bekannten Serien: „Mad Men“ und „Six Feet Under“. Florin Piersic Jr. hat dasselbe Theaterstück schon 2013 beim Metropolis Theater in Bukarest inszeniert, in dem er selber die Hauptrolle Tom übernahm. Diesmal ist er nur in einer Nebenrolle zu sehen, als Billy, der zwischen den Szenen rauchend in die Kamera starrt.
„Tom und Jerry“ ist eine gelungene schwarze Komödie, ein Katz und Maus Spiel, bei dem zum Schluss beide draufgehen. Sehr unterhaltsam und empfehlenswert.
Cynthia PINTER