Archäologen gaben Ergebnisse ihrer Forschungen bekannt
Ausgabe Nr. 2663
Wo Archäologen am Werk sind, kommen immer große Geheimnisse zum Vorschein. So geschehen im Heltauer Kultursalon am Mittwochabend, dem 26. Februar, wo die Archäologin Dr. Maria Crângaci Țiplic vom Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften Hermannstadt im Rahmen des Gemeindeabends der Evangelischen Kirchengemeinde Heltau zum Thema „Die Geheimnisse der Evangelischen Kirche in Heltau: Archäologie und Geschichte“ sprach. Die Forscherin stellte die bisherigen Ergebnisse der archäologischen Grabungen in der Heltauer Kirchenburg vor. Die wissenschaftlich sehr informative Veranstaltung wurde von vielen neugierigen Heltauern aber auch Historikern und Forschern aus Hermannstadt besucht.
Die archäologischen Forschungsarbeiten fanden außerhalb und innerhalb der Kirche, im Chorraum, in der Sakristei, in den Seitenschiffen und im Mittelschiff statt, sowie an den Grundmauern des Glockenturms.
Das größte Geheimnis, das am Mittwochabend gelüftet wurde: Es gab eine kleinere Kirche oder Kapelle in der Nähe der jetzigen Kirche, und die romanische Kirche aus dem 13. Jahrhundert wurde auf dem Areal eines alten Gräberfelds erbaut. Das Archäologenteam von der Lucian Blaga-Universität und vom Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften fand nämlich Gräber unter dem Fundament der Basilika, einige wurden von den Grundmauern überlagert oder gar durchschnitten. Das heißt, dass es zur Zeit, als man die romanische Kirche gebaut hat, dort schon einen Friedhof gegeben hat. Die Historiker vermuten, dass der Speckturm die alte Gräfenkapelle ist, die ähnlich wie in Broos und Hermannstadt, als Rotunde gebaut wurde.
Ein besonders gut konserviertes Grab ist den Hermannstädter Archäologen aufgefallen. Sogar Hautfragmente der Leiche sind erhalten geblieben und könnten nach einer DNA-Analyse aufschlussreiche und einzigartige Informationen über die Einwohner aus dem 12. Jahrhundert ergeben. Das Grab wurde von der Grundmauer der Kirche überlagert und in den Sarg sind Mörtel und Kalk – die als gute Konservierungsstoffe bekannt sind – vom Bau der Mauer hineingeronnen.
Auf der Südseite der Kirche entdeckten die Forscher Fundamente der 1886 abgetragenen gotischen Taufkapelle, während auf der Ostseite der Kirche, in der Nähe der Apsis ein mittelalterlicher, eingestürzter Brunnen zum Vorschein kam.
2017 wurde der Vertrag zur Renovierung der Heltauer Kirche unterschrieben, Ende August 2019 begannen die archäologischen Forschungsarbeiten. Zum Forschungsteam gehören Prof. Dr. Ioan Marian Țiplic (Forschungsleiter), Dr. Maria Crângaci Țiplic, Dr. Corina Hopârtean, Dr. Alexandru Cioltei und Oana Dichel sowie zeitweilig Volontäre von der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt.
In ihrem Vortrag am Mittwochabend unterstrich Dr. Maria Crângaci Țiplic, dass die Heltauer romanische Basilika Mitte des 13. Jahrhunderts eine der größten und wichtigsten in Siebenbürgen gewesen ist. Es gab während der Jahrhunderte viele Umstrukturierungen der Kirche. Der große Brand von 1591, der nach einem Blitzschlag entstand, war der Auslöser für eine der vielen Renovierungsarbeiten. Außerdem gab es mehrere Modernisierungsarbeiten, eine davon Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Gestühl in neugotischem Stil angefertigt wurde und der mittelalterliche Flügelaltar mit einem neugotischen Altar ersetzt wurde.
Die archäologischen Arbeiten begannen schon 2017 mit einer Prospektion und wurden 2019 vertieft. Schon damals kamen interessante Funde zum Vorschein. So zum Beispiel mehrere schwarze Brandschichten, eine davon an den Grundmauern, was darauf deutet, dass es einen Brand gegeben haben muss, bevor man die Kirche gebaut hat. Eine andere schwarze Kohleschicht haben die Archäologen heuer innerhalb der Kirche entdeckt. Diese hatte allerdings eine grüne Bronzeschicht, was darauf schließen lässt, dass es an jenem Ort vor dem Bau der Kirche eine Glockengießstelle gegeben haben könnte.
Die Hermannstädter Archäologen fanden auch einige Haushaltsgegenstände wie Keramikscherben und Eisengegenstände, wie z.B. Nägel, eine Schere, eine Axt und Kleidungszubehör, sowie eine Goldmünze aus dem Jahr 1670.
Im Inneren der Kirche, sowohl im Chorraum als auch im Hauptschiff, sind mittelalterliche Fresken aus dem 13. Jahrhundert zum Vorschein gekommen. Sie sind, laut Freskenrestaurator Kiss Lorand, die ältesten Fresken Siebenbürgens, vermutlich um die gleiche Zeit entstanden, wie jene aus Großschenk. Diese sollen nun alle freigelegt und konserviert werden. Die Restaurierung der wertvollen Fresken soll in einem zukünftigen Projekt erfolgen.
Cynthia PINTER