Hungarikum-Tage 2018: Rekordzahl von Mannschaften beim Gulaschwettbewerb
Ausgabe Nr. 2585

Der Riesengulasch blieb aus bei den Hungarikum-Tagen, die vom 5. bis 8. Juli stattgefunden haben. Unser Bild: 500 Liter Gulasch kochte am Sonntag der „Gulaschkönig“ Csányi Sándor selbst. Foto: Werner FINK
Die Hungarikum-Tage wurden vergangene Woche zum 9. Mal in Hermannstadt veranstaltet. Der Höhepunkt der Tage war auch dieses Mal der Gulaschwettbewerb im Bereich des Dorfmarktes im Freilichtmuseum im Jungen Wald, wobei als Präsident der Jury wieder Csányi Sándor, in Ungarn auch als der „Gulaschkönig“ bekannt, eingeladen war. Eine Rekordanzahl von 41 Mannschaften waren anwesend, wobei 38 davon am Kochwettbewerb teilnahmen. Zum Unterschied zu anderen Jahren gab es dieses Mal gleich drei Kategorien: „Gulasch“, „Reinterpretierter Gulasch“ und „Andere ungarische Gerichte“. Der erste Preis in der Kategorie „Gulasch“, der Hauptpreis, ging in diesem Jahr an das Team „H-Gulyás“.
„Hermannstadt ist seit 1191 jung, weil die Zivilgesellschaft die Stadt nicht alt werden lässt”, so ähnlich lauteten die einleitende Worte von Hauptveranstalter Serfőző Levente, dem Leiter des ungarischer Kulturbüros in Hermannstadt. Die Stadt halte Schritt mit der Geschichte, „reinterpretiere“ sich selber immer wieder neu und könne bahnbrechende Vorhaben auf Landesebene umsetzen. Womöglich ist Reinterpretation eines der Stichworte des Jahres 2018 sein”. Serfőző lud die Anwesenden ein, das Fest im Zeichen der Reinterpretation zu genießen.

Den besten traditionellen Gulasch hat das Ehepaar Dana und Horațiu Armenciu gekocht.
Foto: Werner FINK
Selbstverständlich war die Gastronomie auch dieses Mal mit einem reichen Kulturprogramm verbunden. Der erste Tag war Hermannstädter Werten gewidmet. Eröffnet wurde das Fest mit der Vernissage der Ausstellung „Organische Portraits” von Szegedi-Kosza Torella Alice im multikulturellen Pavillon. Zu sehen waren u. a. mit Hilfe von Rohrkolben gestaltete Portraits von Hermannstädter Persönlichkeiten, darunter Samuel von Brukenthal oder Stefan Orth.
Die Hermannstädter kannten die Künstlerin bereits, da sie auch im Rahmen anderer Veranstaltungen des Kulturbüros ausgestellt hatte. Sie stammt aus einer Volkskünstlerfamilie aus einer Ortschaft bei Neumarkt, lange Zeit verbrachte sie in Hermannstadt und nun lebt sie in Budapest, wo sie in ihrer Freizeit künstlerisch tätig ist.

Die Mannschaft des Kreisrates Hermannstadt kam auf Platz drei in der Kategorie „Andere ungarische Gerichte“).
Foto: Werner FINK
Im Weiteren führte Mitveranstalterin Takács Gyöngyi ein Gespräch mit Kovács Géza aus Hermannstadt über seinen Reiseführer „Erdélyi városok. Nagyszeben” (Siebenbürgische Städte. Hermannstadt). In dem Reiseführer wird u. a. kurz die Geschichte der Stadt vorgestellt, die Hauptsehenswürdigkeiten, sowie Festivals. Der Reiseführer ist vorläufig bei der evangelischen Stadtpfarrkirche erhältlich oder kann über die Anwendungen Google Play oder iBooks heruntergeladen werden. Ein Ziel ist, den Reiseführer auch in rumänischer, englischer und deutscher Fassung herauszugeben. Möglicherweise soll daraus eine Reiseführerreihe werden und somit sollen vielleicht auch andere siebenbürgische Städte folgen. Anschließend führte Takács Gyöngyi die Gäste durch die Stadt.
Am nächsten Tag ging es mit einer Vernissage einer Malereiausstellung von Petrla Ferenc (Senior) aus Oberungarn in der Reformierten Kirche weiter. Später gab es in der Johanniskirche das Konzert des Erdődy Kammerorchesters.
Szebeni Zsuzsa, vom Büro des Balassi-Kulturzentrums in Sankt Georgen, die sich mit Leben und Wirken der Freifrau Szilvássy Karola, der Ehefrau von Bornemissza Elemér beschäftigt, stellte das Rezeptbuch vor, in dem die Rezepte aus der siebenbürgischen Magnatenküche beschrieben sind. Im Laufe der Jahre sei das Buch immer dicker geworden, von Zeit zu Zeit habe Bánffy Farkas je ein Heft hervorgenommen. Das Buch beinhaltet Rezepte aus einer Zeitspanne von 200-300 Jahren aus Italien bis Skandinavien. Szilvássy Karola soll sich in Hermannstadt zur Zeit des Ersten Weltkrieges um 70 Kinder des Waisenhauses gekümmert haben.

Kovács Géza (links) bei der Vorstellung seines Buches „Erdélyi városok. Nagyszeben“ (Siebenbürgische Städte. Hermannstadt) in der Habitus-Buchhandlung im Gespräch mit Takács Gyöngyi.
Foto: Werner FINK
Einige Spezialitäten des Kochbuches konnten dann gleich am Samstag im Freilichtmuseum verkostet werden, denn die Mitglieder des reformierten Frauenkreises erwarteten die Gäste mit einer traditionellen Gurkensuppe. Echt reges Treiben herrschte hier während des Kochwettbewerbs. Wer nicht rechtzeitig da war, hatte Mühe an diesem Tag hier einen Parkplatz zu finden. Über 8.000 Besucher sollen die Pforten des Freilichtmuseums an diesen Tagen betreten haben. Dieses Mal wurde der Reinterpretation Raum gewährt, so dass es außer dem gewöhnlichen Gulasch auch die Kategorie „Reinterpretierter Gulasch” gab. Der erste Preis in der Kategorie „Reinterpretierter Gulasch” ging an das Team von Cabana Nora mit einem aus Rinderzunge zubereiteten Gulasch. Der Gewinnner des ersten Preises in der Kategorie „Andere ungarische Gerichte” war das Team von „Èrmihályfalva”. Den besten traditionellen Gulasch kochte laut Jury das Team von H-Gulyás aus Hermannstadt. Horațiu Armenciu, der Hauptkoch des Teams pflegt nur hobbymäßig zu kochen. Die ungarische Küche lernte er in der ungarischen Gegend Siebenbürgens und in Ungarn im Laufe der Jahre kennen. „Ich habe das selbe Rezept wie auch im vergangenen Jahr benutzt, allerdings haben wir die Mengen besser angepasst“, sagte Horaţiu.
„Meine Erfahrung war, als ich die Gulaschvarianten verkostete, dass das Niveau viel besser war als in den Vorjahren”, schlussfolgerte Jurypräsident Csányi Sándor. „Als ich durch die Kesselreihe ging, wurde ich ein wenig traurig. Was wird schon daraus, dachte ich mir. Zum Schluss muss ich aber sagen, dass sehr viele gute Gerichte dabei waren. Es gab nur wenige solche, die nicht essbar bzw. die angebrannt waren. Das Niveau war gut“, unterstrich Csányi. Auf die Frage, was er von der Reinterpretation von Gulasch halte, antwortete er, dass dies etwas Fremdes für ihn sei, vor allem wo es um ein nationales Gericht geht und dieses somit zugleich auch zur Identität gehöre. „Wichtig ist aber, solche Tiere zu züchten, die nicht mit Kraftfutter ernährt wurden. Daraus werden dann die echt guten Gerichte”, meinte der Gulaschkönig.
Für gute Stimmung sorgte das Ensemble „Gobé”, das ein kleines Konzert gab und von den Gästen aus Sankt Georgen wurden ungarische Tänze gezeigt.
Leider konnte Csányi am Sonntag wegen dem launigen Wetter nicht wie geplant den größten Gulasch, der je in Rumänien gekocht wurde, in dem 2.000 Liter fassenden Kessel zubereiten. Csányi war dann trotzdem in seinem Element, als er seine Spezialität, den traditionellen „Alföldi Csiperkés Marhagulyás” in zwei kleinen Kesseln kochte. Obwohl Regenschauer die Veranstaltung am Sonntag heimsuchten, musste er immerhin etwa fünf Mal neu zubereiten. Das waren laut Veranstaltern dann immerhin 500 Liter…
Werner FINK