Ausgabe Nr.2568
In Wittstock an der Dosse und in der Botschaft Rumäniens wurden sie gesichtet: Vlad Țepes, das historische Vorbild für Dracula, den Fürsten der Finsternis, und Friedrich der Große. Schuld daran waren Schülerinnen und Schüler der Dr.-Wilhelm-Polthier-Oberschule Wittstock und des Deutschen Lyzeums Mühlbach.
Vor dem Preis kommt bekanntermaßen der Schweiß. Also hieß es: Proben, Proben, Proben. Täglich mindestens 5 Stunden. Und danach natürlich gemeinsam Wittstock entdecken. Es brauchte nicht lange, bis Freundschaften entstanden. Man unternahm alles gemeinsam. Noch in der Woche sagte Daria Răulea, Schülerin der 7. Klasse aus Rumänien: „Ich werde meine neuen Freunde sicher nach dieser Woche vermissen.“
Die Texte hatten die Schüler bereits vor der Probenwoche in Wittstock gelernt. Nach vier Tagen gemeinsamen Proben hieß es, das Premierenfieber in den Griff zu bekommen. Das volle Kino Astoria in Wittstock, wie auch die Besucher der zweiten Premiere in der Rumänischen Botschaft, honorierten die Leistungen mit Stehapplaus. Sie alle hatten sichtlich Spaß am Spiel der Schüler. Am Ende des Stückes überraschte Timon Müller, der Friedrich den Großen exzellent gespielt hatte, das Publikum mit seiner Biografie: „Ich bin 17 Jahre alt, in Cottbus geboren, meine Mutter ist Französin, ich lebe in Rumänien und habe einen Schweizer Pass. Ich will Gleichheit für alle Völker dieser Erde.“
Der Bürgermeister von Wittstock, Herr Gehrmann, der es sich nicht nehmen ließ, gleich an beiden Abenden selbst anwesend zu sein, sagte: „Wir haben die gleichen Ziele wie ihr, liebe Jugendliche.“
Das Stück der beiden Schulen, in dem es um das Kennenlernen ging, wie die Schulpartnerschaft zwischen den beiden Schulen, die im Juli 2017 besiegelt wurde, hat so einige neue Impulse gesetzt. So haben die Brandenburger beschlossen, ihre Schulbücher, die zur Zeit durch einen Lehrplanwechsel getauscht werden, nicht wegzuwerfen. „Bücher wirft man nicht weg“, empört sich eine Schülerin im Stück auf der Bühne. In Brandenburg werden durch die Landesregierung deswegen alle Schule angeschrieben und gebeten, Schülerbücher zu sammeln, die dann deutschsprachigen Schulen in Rumänien übergeben werden sollen.
Die prominenten Gäste der beiden Abende, Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete aus Brandenburg, der Brandenburger Minister für Justiz und für Europa und Verbraucherschutz und Vertreter des Auswärtigen Amtes waren angetan und versprachen, sich noch mehr als bisher für solche Projekte der Begegnung einzusetzen. Wittstocks Bürgermeister lud die Mühlbacher spontan zur Landesgartenschau in Wittstock 2019 ein. Unterkunft und Verpflegung übernimmt die Stadt.
„Besser kann sich ein solches Projekt nicht entwickeln“, sagte der Partnerschaftsbeauftragte Klaus-Peter Krüger.
„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“ Dieser Satz von Antoine de Saint-Exupérys hat die Jugendlichen geprägt und begleitet. Neugierde und ein toleranter Umgang mit dem jeweils Fremden und Unbekannten haben über das gemeinsame Theaterstück hinaus Freundschaften ermöglicht.
Birgit SCHLIEWENZ
Deutsche und rumänische Schüler zeigten gemeinsam einen rumänischen Volkstanz.
Foto: Christian BARK