Törnen war erstmals Gastgeber beim Fest des Neppendorfer Gemeindeverband
Ausgabe Nr. 2546
Am Tag des Gemeindefestes war es heiß, der Himmel wolkenlos. Der Pilgerweg hoch zur weißen Kirche ist aus plattgetretenem Gras. Einen Turm gibt es nicht, die Glocken müssen von Hand geläutet werden. Frauen und Männer sitzen getrennt. Risse zeigen sich in der weiß gestrichenen Kuppel. Ausgetretene Teppiche bedecken flachgetretene Holzdielen. Zwei Besen lehnen direkt neben der Eingangstür und statt auf der Orgel, begleitet Pfarrer Dietrich Galter den Gesang auf seinem Keyboard.
Aber selten wird die kleine Kirche wohl einen so gut besuchten und enthusiastischen Gottesdienst erlebt haben. „Hier bekommt Familie eine umfassendere Bedeutung“, sagte der Pfarrer in seiner Predigt, in der er die Gemeinden beschwört, zusammenzuhalten trotz Unterschieden und aufeinander zu achten und sich gegenseitig zu schützen.
Törnen ist eine der deutschen evangelischen Kirchengemeinden, die schon seit langem zu klein sind um einen eigenen Pfarrer zu haben. Sie besteht aus nur noch 32 Leuten. Nachdem sie mehrere Jahre vom Gemeindeverband Hermannstadt größtenteils vernachlässigt worden war, gehört sie seit 2016 zum Gemeindeverband Neppendorf und die Törner sind ganz begeistert von der Menge an Events, die ihnen plötzlich zuteil werden.
Darunter auch das jährliche Gemeindefest durch das der Gemeindeverband Neppendorf vermeiden will, dass die kleinen Gemeinden sich wie überflüssige Anhängsel fühlen, jede der Gemeinden soll gleich wichtig sein.
Keine leichte Aufgabe. Um den sonntäglichen Gottesdienst überall möglich zu machen, verbringt Pfarrer Dietrich Galter den ganzen Tag damit von Ort zu Ort zu fahren. Die Gemeinden liegen teilweise weit auseinander und sind sehr unterschiedlich. Manche bestehen nur noch aus drei Leuten. Die größeren Gemeinden müssen die kleinen Gemeinden, die praktisch keine Einnahmen haben, subventionieren.
Durch das Gemeindefest können die Menschen sich besser kennen lernen, alte Kontake werden gepflegt und ein Gemeinschaftsgefühl wird aufgebaut zwischen den sechs Gemeinden: Großau, Hamlesch, Kleinscheuern, Neppendorf, Reußdörfchen und Törnen. Dazu trifft man sich nach dem sonntäglichen Gottesdienst, anschließend zu einem Festessen in dem geschmückten Dorfsaal, zum reden, trinken, essen und singen.
Bei dem Gemeindefest in Törnen am vergangenen Sonntag gab es Kartoffel-Tokana, Krautsalat und einen Teller Kuchen, der zusammengemischt war aus all den süßen und salzigen Sachen, die die Frauen mitgebracht hatten. Es wurden alte deutsche Volkslieder gesungen, Pfarrer Dietrich Galter unterhielt sich mit seinen Schäfchen und zwei Kinder führten eine Stepptanz-Einlage auf (wenn auch ohne Begleitmusik). Zum Abschluss standen alle auf, hielten sich an den Händen und sangen das Siebenbürgenlied. Dann brachte der Bus nachmittags alle wieder nachhause, eine Gemeinde nach der anderen.
Hannah GLONING
Foto 1: Im Gottesdienst waren alle Generationen vertreten.
Foto: die Verfasserin
Foto 2: Beim Gemeindetreffen der von Dechant Dietrich Galter (rechts) betreuten Evangelischen in Neppendorf am ersten Sonntag im September war auch eine Gruppe aus der Partnergemeinde Barby/Sachsen-Anhalt mit ihrem Pfarrer Björn Teichert dabei, genauer aus den Kirchengemeinden Barby, Glinde, Pömmelte und Tornitz. Die Predigt im Festgottesdienst hielt die aus Neppendorf stammende Theologin Angelika Beer. Unser Bild: Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Pfarrer Björn Teichert (links) die Anwesenden und erinnerte daran, dass er während seiner Studentenzeit erstmals in Reußdörfchen gepredigt hatte.
Foto: Beatrice UNGAR