Günter Czernetzky beim EAS-Männerfrühstück
Ausgabe Nr. 2504
Am Samstag, dem 22. Oktober d. J., sprach beim Männerfrühstück der Evangelischen Akademie Siebenbürgen Günter Czernetzky zum Thema: „Sieben Jahre Projektarbeit in Siebenbürgen“. Czernetzky versteht sich als „Filmermöglicher“, was für ihn bedeutet, dass er Filme zu bestimmten Themen überhaupt erst möglich mache. Als Regisseur verantwortete er in den vergangenen Jahren Dokumentarfilme zur Zeitgeschichte, unter anderem zur Geschichte seiner rumänischen Heimat.
In den späten 1970-ern wurde er, nach mehrmaligen Anläufen, an der Bukarester Filmhochschule aufgenommen. Bereits nach einem Semester erhielt seine Familie in Schäßburg die Dokumente, die ihr die Ausreise nach Deutschland ermöglichte. Trotz der einmaligen Chance seines Studiums, schloss er sich an und setzte sein Filmstudium schließlich an der Hochschule für Film und Fernsehen in München fort. Günter Czernetzky ist seit sieben Jahren wieder in Siebenbürgen aktiv.
Beispielsweise hat er die Betreuung von Filmseminaren an der Journalistik der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt übernommen. In diesem Rahmen entstanden Dorfportraits, kurze Dokumentarfilme über Dörfer im Karpatenbogen, gedreht von den Studierenden. Einige Filme sorgten für Kontroversen. „Diese Machwerke sind Operationen am offenen Volkskörper der Siebenbürger Sachsen“, hätte er daraufhin unter anderem als Kritik erhalten, wie er berichtete. Dennoch seien, so Czernetzky, die kontroversen Arbeiten die nachhaltigsten. Nur Filme, die provozieren, seien gesprächsanregend und würden damit etwas bewegen. Zu seinen gegenwärtigen und zukünftigen Zielen zähle der Ausbau des Evangelischen Medienzentrums in Martinsberg/Șomartin. Dort plane er in Zukunft Raum zu bieten für Ausstellungen und Seminare. Der Verein des Zentrums kooperiere aber noch nicht mit der Landeskirche.
In der nachfolgenden Diskussion ging Günter Czernetzky darauf ein, was ihn bewegt habe, Filme über die Geschichte seiner Heimat zu drehen: er habe Bischof a. D. Christoph Klein in dessen aktiver Dienstzeit bei einer Visitationsreise begleitet. Die besuchten Gemeinden zeigten deutliche Spuren der Auswanderung, nur noch wenige Sachsen waren geblieben. Auf einem Dorf habe eine Frau dem Bischof deutlich gemacht, die klein gewordene Gemeinde wolle nicht, dass die Kirche schließe. Wenn das ihr Wille sei, hätte der Bischof geantwort, bliebe die Kirche erhalten. Dieses Erlebnis habe ihn tief berührt, berichtete er, und sei für ihn gleichzeitig Motivation gewesen, sich wieder aktiv und vor Ort in die Gemeinschaft einzubringen.
Manuel STÜBECKE
Günter Czernetzky, Michael Kothen und Dietrich Galter (v. l. n. r.)