„Nachgerade ein prophetisches Projekt“

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25. Gründungsjubiläum der Evangelischen Akademie Siebenbürgen
Ausgabe Nr. 2499
 

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Es war nachgerade ein prophetisches Projekt, wenn hier auf den Trümmern einer zusammengebrochenen kommunistischen Gesellschaft und Planwirtschaft, deren katastrophale geistige Folgen, Auswirkungen und Konsequenzen bis heute in dem hierzulande üblichen öffentlichen politischen und gesellschaftlichen Diskurs zu spüren sind, ein Forum des Dialogs, des wissenschaftlichen Austausches und ja auch der Ökumene geschaffen wurde.“ So beschrieb der vormalige Akademieleiter Dr. Jürgen Henkel die vor 25 Jahren erfolgte Gründung der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, die am Wochenende im Hans-Bernd-von-Haeften-Tagungshaus gefeiert wurde.

 

„Totgesagte leben länger“ stellte der amtierende Vorstandsvorsitzende der EAS, Dechant Dietrich Galter, in seinem Vortrag „Von der Idee zur Gegenwart. 25 Jahre Evangelische Akademie Siebenbürgen“ eingangs fest. Am 16. Mai 1991 wurde die Gründung der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) durch den Hermannstädter Gerichtshof bestätigt. Es war die Geburtsstunde einer Einrichtung, die innerhalb der rumänischen Zivilgesellschaft nach 1989 eine Innovation darstellte. Die beiden Initiatoren, das Ehepaar Gerhard Möckel und Dorothea Koch-Möckel, schwammen von aller Anfang gegen den Strom mit der Idee, in einer Zeit des Aufbruchs nach Westen, als in Siebenbürgen die Mehrheit der Evangelischen auf gepackten Koffern saß, eine Neugründung zu etablieren. Unvergessen bleiben die ersten Tagungen, bei denen „heiße Eisen“ aufs Tapet kamen wie z. B. die Umweltverschmutzung am Fallbeispiel Kleinkopisch oder die Haltung der Kirche(n) gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die Aufarbeitung der jüngeren Geschichte, die Stellung der Roma im Kontext der Kulturen Siebenbürgens, um nur einige Themen zu nennen. Und es gelang nicht nur, Tagungen zu veranstalten sondern 1997 konnte der Grundstein gelegt werden für ein eigenes Tagungshaus, das 2001 unter dem Namen Hans Bernd von Haeften eröffnet wurde, auch dank der evangelischen Kirchengemeinde Neppendorf, die ein Grundstück dafür zur Verfügung gestellt hatte sowie vieler Spender, deren Namen auf einer Gedenkplatte neben dem Eingang zu lesen sind. Die Plattform für den ökumenischen, interethnischen und interdisziplinären Dialog hatte ein eigenes Haus und bekam und bekommt Unterstützung von dem Evangelischen Freundeskreis Siebenbürgen e. V., der das Projekt von Anfang an mit Rat aber vor allem mit Tat begleitet hat.

Alle Vorträge hier anzuführen, würde den Rahmen eines Berichts sprengen. Sie können bald in der EFS-Publikation Zugänge gelesen werden.

Das breite Spektrum der Vorträge allerdings zeugte davon, dass auch hier an der EAS ein Generationenwechsel stattfindet, für den Projektmanager Roger Pârvu, Referent Manuel Stübecke und die rührige Buchhalterin und Verwalterin Angela Conțiu stehen.

Stetige Begleiter der EAS waren und sind auch die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) und das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR). Bei den Feierlichkeiten sprach DFDR-Ehrenvorsitzender Paul Philippi denn auch den Wunsch aus, die EAS und das DFDR mögen enger zusammenarbeiten. Die EKR vertrat Bischof Reinhart Guib, der auch im Festgottesdienst am Samstag die Predigt hielt.

In diesem Festgottesdienst wurde mit Dr. Andreas Möckel ein langjähriger treuer Begleiter, Unterstützer und Impulsgeber der EAS mit der EAS-Ehrenmedaille geehrt. Die Laudatio hielt Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli. Er wies auf das Bestreben des Geehrten hin, „Menschen zu bilden, die Gesellschaft aufmerksam zu machen auf den Nächsten, der anders ist“ sowie auf dessen Pionierleistungen im Bereich der Sonderpädagogik. Möckel selbst sagte, der Gedanken an den Namensgeber des EAS-Tagungshauses, Hans Bernd von Haeften, sei für ihn immer eine „wichtige Orientierung für ein christliches Profil in schweren Zeiten“ gewesen.

Beatrice UNGAR

Dietrich Galter, Dr. Andreas Möckel und Dr. Daniel Zikeli bei der Übergabe der Ehrenmedaille der EAS (v. l. n. r.).  

Foto: Manuel STÜBECKE

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.