„Sächsisch ist nicht gleich sächsisch”

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Gespräch mit der Kronstädter Hobby-Kunsthandwerkerin Manuela Ivan
Ausgabe Nr. 2493
 
 

4-Manu&Cata

Das Ehepaar Manuela und Cătălin Ivan lebt in Kronstadt, teilt auch die Liebe für die traditionelle Kunst und bereitet sich zur Zeit fleißig für den Jahrmarkt der Handwerke vor, der dieses Wochenende im Freilichtmuseum stattfindet, und zwar zum 33. Mal. Die Diplom-Ökonomin bemalt nämlich kleine Möbelstücke mit siebenbürgisch-sächsischen Motiven. Ein großer Teil der Gegenstände werden von ihrem Ehemann, der eigentlich gelernter Koch ist, hergestellt. Mit Manuela Ivan sprach HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u.

 

Was bringen Sie am Wochenende mit ins Freilichtmuseum?

Eine Truhe, einen Kinderstuhl und noch weitere kleine Möbelstücke, natürlich bemalt. Leider nicht so viele Stücke, wie ich wollte, aber die Zeit ist immer sehr knapp…

Sie haben eine regelrechte Leidenschaft für die siebenbürgischen Motive entwickelt, insbesondere für die sächsischen.

Ja, tatsächlich mag ich die traditionellen Motive sehr. Vor etwa fünf Jahren habe ich begonnen, mich für die traditionelle Malerei zu interessieren, einfach aus Leidenschaft. Zusammen mit meinem Mann sind wir durch die Dörfer gefahren, ich habe mit Kunsthandwerkern vor Ort gesprochen, alte Möbelstücke besichtigt, kleine und große Museen besucht und fast alle Bücher zu diesem Thema gesammelt. Wie der Zufall es auch wollte, habe ich dann auch eine Meisterin gefunden, die mir seit vier Jahren nicht nur die Maltechnik beibringt, sondern auch die dazugehörige Geschichte vermittelt, die regionalen Unterschiede.

Sie sind sehr strikt, was die Motive betrifft…

Ja, ich respektiere vollständig die Tradition, die Art, die Farben, einfach alles. Wenn ich etwas bemalen will, wähle ich die Modelle aus, passe sie von der Größe an, respektiere allerdings ganz genau, dass nicht nur die Modelle stimmen – also nur traditionelle Motive – sondern auch die Farben.

Und wenn der Kunde eine rosa Küche hat?

(lacht) Na ja, dann kann es passieren, dass wir uns nicht einigen, wenn in dem bestimmten Dorf, woher die Motive stammen, rosa als Hintergrund nicht üblich war.

Werden sächsische Motive gesucht?

Ja, sicher, wenn nicht auch immer gekauft. Siebenbürgisch-sächsische Möbelstücke sind eigentlich reich verziert, in kleinen Wohnungen kann man nicht immer Platz dafür finden, aber es passiert oft, dass die Leute diese erkennen und sich auch freuen, dass die Traditionen weitergeführt werden. Und ich erzähle gerne mit jedem darüber, auch wenn die Kunden nicht kaufen wollen.

Gibt es Kurse für siebenbürgisch-sächsische Malerei?

Nein. Es gibt noch Meister, die ihre eigene Kundschaft haben und dann bereit sind, einige Techniken weiter zu geben. Dafür gibt es Symposien und Workshops, wie zum Beispiel ein Symposium für bemalte Möbelstücke, das Anfang September in Hermannstadt stattfindet. Willkommen sind nicht nur Künstler, sondern auch Sammler und Museographen und auch das breite Publikum.

Organisieren Sie solche Kurse?

Eigentlich nicht, denn ich bin einfach nicht so weit, ich muss selber noch so Vieles lernen. Für das Symposium bereite ich allerdings eine Arbeit vor.

Ist die siebenbürgisch-sächsische Möbelmalerei eine vom Aussterben bedrohte Kunst?

Hoffentlich nicht. Ich habe auch die Hoffnung, dass die Künstler die Traditionen respektieren und nicht sehr freizügig adaptieren, auch wenn die Kunden vielleicht den Unterschied zwischen den Blumen nicht sehen – denn die Nelke aus dem Katzendorf/Caţa im Kreis Muresch sieht ganz anders aus als die Nelke aus dem 12 Kilometer entfernten Meeburg/Beia. Sächsisch ist eben nicht gleich sächsisch und die Motive sind so schön und so unterschiedlich, dass man sie nicht vereinfachen, verallgemeinern und vereinheitlichen sollte.

Warum haben Sie sich für sächsische Motive entschieden?

Weil sie eine Herausforderung darstellen. Da gibt es so viele Möglichkeiten, eine Blume darzustellen, da gibt es auch so Vieles zu lernen… Die siebenbürgisch-sächsische Kunst ist reich, die Proportionen und Farben sind phantastisch und erfreuen meine Augen und meine Seele. Auch die Kronstädter Malerei gefällt mir, aber da fehlen mir die Feinheit und Genauheit, die ich so liebe.

Ihr Mann ist mit von der Partie.

Wir waren überall zusammen, wir sind in diesem Bereich zusammen gewachsen und sprechen da einfach die gleiche Sprache. Er ist auch sehr geschickt, und was er selber anfertigen kann, macht er auch sehr gerne.

Kann man davon leben?

Im Prinzip ja, wenn man die richtigen Kunden findet. Für uns reicht es eigentlich nicht, denn da haben wir kein konstantes Einkommen, denn mit kleinen Möbelstücken geht man auf kleine Märkte, wo die Kunden gewöhnlich nicht dazu bereit sind, viel Geld auszugeben. Da hat man aber die Chance, auch richtige Kunden zu finden, vielleicht Besitzer oder Betreiber von Pensionen, die dann mehr bestellen.

Wie finden Sie Ihre Kunden?

Hauptsächlich auf den Märkten – so habe ich zum z. B. eine Bestellung für bemalte Truhen für das Astra-Museum erhalten, aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich bin natürlich auch telefonisch und per E-Mail erreichbar unter ivan_manuela_maria@yahoo.com bzw. 0726-10.70.80.

Sicher ist sicher: Wir sind von Freitag bis Montag im Freilichtmuseum bei unserem Stand zu finden und freuen uns, unsere Werke zu präsentieren, und ausgiebig über die siebenbürgisch-sächsische Malerei zu erzählen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Manuela und Cătălin Ivan mit ihrem neuesten Auftrag: Eine Wiege.

Foto: Privat

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.