Sieben Fragen an die FSJ-lerin Katja Folberth
Ausgabe Nr. 2491
Die 21-jährige gebürtige Baden-Württembergerin Katja Folberth absolviert gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Mediasch bei der evangelischen Kirchengemeinde. Nach dem Abitur hat sie sich im Herbst 2015 in die schöne Stadt an der Kokel aufgemacht. Moni Schneider-M i l d hatte die Gelegenheit, mit der sympathischen jungen Frau zu sprechen und ihr einige Fragen zu ihren Motiven und Einsichten zu stellen.
Wie kam es dazu, dass du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden hast? Und warum gerade Mediasch?
Für ein FSJ habe ich mich entschieden, um zwischen dem Schulabschluss und dem anstehenden Studium etwas von der Welt zu sehen und viele Erfahrungen zu sammeln. Schon Jahre vor meinem Schulabschluss hatte ich in einem Heft gelesen, dass es möglich ist, in Siebenbürgen ein FSJ zu machen. Als es dann so weit war, die Entscheidung zu treffen, wie es nach dem Abitur für mich weitergehen soll, ist mir dieser Artikel wieder eingefallen und so habe ich mich beworben.
Warum ich mich gerade für ein Auslandsjahr in Siebenbürgen so interessierte, lag daran, dass mein Vater gebürtiger Agnethler ist und ich deshalb schon viel von Siebenbürgen gehört hatte. Und nun wollte ich mich auf den Weg machen, Siebenbürgen selbst zu erkunden. Es stellte sich nur noch die Frage, wohin genau meine Reise mich führen sollte: Hermannstadt, Kronstadt oder Mediasch? Für Mediasch habe ich mich aus mehreren Gründen entschieden. Vor allem die Stelle in der Kirchengemeinde hat mir sehr gut gefallen, da ich später Religionspädagogik und Gemeindediakonie studieren möchte und so einen genaueren Einblick in das Gemeindeleben und das Arbeiten in einer Kirchengemeinde erlangen konnte.
Und der zweite Grund ist dieser: mein Großvater war ein echter Mediascher. Jeden Tag passiere ich auf meinem Weg ins Kirchenkastell sein Vaterhaus und die ehemalige Arztpraxis meines Urgroßvaters Dr. Günther Folberth.
Welche Vorstellungen, welche Erwartungen hattest du im Vorfeld? Haben sich diese bestätigt bzw. erfüllt?
Auch wenn ich im Nachhinein nicht mehr genau sagen kann, wie ich mir z. B. Siebenbürgen landschaftlich vorgestellt hatte, weiß ich, dass ich es mir ganz anders vorgestellt habe.
Auch das Mediascher Kirchenkastell hat mich überrascht. Es ist viel größer und schöner, als ich dachte. Ich kannte das Kirchenkastell schon von einem Bild, das in der Wohnung meiner Großmutter hängt. Aus dem Winkel, aus dem das Bild aufgenommen wurde, konnte ich aber nicht sehen, was sich hinter den Mauern des Kastells verbirgt.
Auf meine Aufgaben hinter diesen Mauern in der Mediascher Kirchengemeinde konnte ich mich im Vorfeld gut einstellen, da ich die vielen Berichte, die meine Vorgängerinnen geschrieben haben, lesen konnte. So gab es keine größeren Überraschungen, was meine Arbeitsstelle angeht.
Wie würdest du deine Erfahrungen hier in Mediasch beschreiben? Was gefällt dir besonders?
Mein Jahr in Mediasch hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn ich konnte hier sehr viele verschiedene und vor allem schöne Erfahrungen sammeln. Ob beim Backen der Honigplätzchen, auf verschiedenen gemeinsamen Unternehmungen, während Kirchenführungen oder anderen Aktivitäten in der Gemeinde. Vor allem die familiäre Atmosphäre in der Kirchengemeinde in Mediasch ist ganz besonders und so habe ich mich hier sehr wohlgefühlt.
Die Zeit hier vor Ort neigt sich für dich langsam dem Ende hin. Wird es etwas geben, was du vermissen wirst, wenn du im August zurück nach Deutschland fährst?
Es wird ganz schön viel geben, was ich vermissen werde, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin. Die Dienstagnachmittage, die ich mit den Frauen des Frauentreffs verbracht habe, um gemeinsam zu basteln. Die saftgrünen Hügel mit den vielen Schafen. Manch eine leckere Suppe, die die Diakonieküche kocht. Und auf Baumstrietzel und Mici muss ich wohl bis Dinkelsbühl warten.
Vor allem aber werde ich die lieben Menschen vermissen, die ich hier in Mediasch kennenlernen durfte. Es wird nach meiner Abreise ganz bestimmt nicht mein letztes Mal in Mediasch gewesen sein.
Welchen Tipp kannst du jungen Leuten geben, die über ein FSJ in Siebenbürgen nachdenken?
Ich kann es jedem nur empfehlen, ein FSJ in Siebenbürgen zu machen. Man erlebt so Vieles und kann Siebenbürgen in seiner Vielfältigkeit sehr viel intensiver erleben, als wenn man nur für ein paar Wochen zum Urlaub machen her kommt.
Wer über ein FSJ in Siebenbürgen nachdenkt, kann sich einfach im Internet über die verschiedene Organisationen informieren, die Stellen in Siebenbürgen anbieten.
Ich mache einen „Freiwilligen Ökumenischen Friedensdienst“ und wurde von der evangelischen Landeskirche Baden entsandt. Sie bietet unter anderem verschiedene Stellen (Arbeit mit Senioren, im Kindergarten, im biodynamischen Garten oder Gemeindearbeit) in Hermannstadt, Kronstadt und Mediasch an.
Bewerben für einen „Freiwilligen Ökumenischen Friedensdienst“ kann sich jeder, der bei Antritt mindestens 18 Jahre alt und höchstens 27 Jahre alt ist.
Einen kleinen Tipp habe ich noch: Bewerbt euch rechtzeitig. Meistens enden die Bewerbungsfristen ungefähr ein Jahr vor dem Antritt.
Wie geht es für dich in Deutschland weiter?
Zurück in Deutschland werde ich erst einmal meine letzten zwei Wochen „in Freiheit“ genießen, bevor ich mit meinem Studium beginne. Schon vor meinem Jahr in Mediasch wollte ich Religionspädagogik und Gemeindediakonie in Freiburg studieren und in diesem Jahr konnte ich meinen Wunsch noch einmal überprüfen und bestätigen.
Bevor ich mich aber auf den Weg nach Freiburg mache, werde ich erst mal viele Freunde und Verwandte besuchen, die ich teilweise mehr als ein Jahr nicht mehr gesehen habe.
Jetzt jedoch genieße ich noch meine letzten Wochen und Tage in Mediasch.
Besten Dank für dieses Interview, Katja, und alles Gute für dich!
Katja Folberth vor der Margaretenkirche.
Foto: Moni Schneider-Mild