Ausgabe Nr. 2461
Internationales Symposium zum Thema Integrität an der Lucian Blaga-Universität
Ein „Integritäts-Summit für eine blühende Entwicklung" (Summitul de integritate pentru prosperitate) wurde am Montag, den 23. November, in der Aula Magna der Lucian Blaga-Universität in Hermannstadt als eine Plattform für Dialog zwischen regierungsunabhängigen Organisationen, Verwaltung, Wirtschaft und Universitäten veranstaltet. Einer der Gedanken, der von mehreren Gästen unterstreicht wurde, war u. a. dass die Korruption vor allem durch die Gesellschaft gestoppt werden kann.
Organisiert wurde die Veranstaltung von Transparency International in Rumänien, Griffiths School of Management von der Emanuel Universität aus Großwardein, dem Rotary Club Cibinium Hermannstadt in Zusammenarbeit mit der Lucian Blaga Universität und der Handelskammer in Hermannstadt.
„Vor zwei Jahren hatten wir mit unserem Hauptpartner Transparency International den Integritätspakt in Bukarest abgeschlossen, den 250 Unternehmen aus Rumänien unterzeichnet hatten. Besprochen wurde die Frage, ob es möglich ist, in Rumänien integer, unbescholten zu sein und gleichzeitig eine blühende Entwicklung zu erreichen“, lauteten die einleitenden Worte von Sebastian Văduva, Mitveranstalter und Dekan der Griffiths School of Management der Emanuel Universität in Großwardein. Meistens gäbe es da einen Widerspruch. Wer sich erfolgreich entwickelt, sei nicht unbescholten und umgekehrt. Als Reaktion auf dieses Problem wurden nun eine Reihe von Veranstaltungen zu diesem Thema in Bukarest, Bistritz, Temeswar und Zillenmarkt geplant. Die fünfte Veranstaltung fand in Hermannstadt statt. Ziel sei der Dialog.
Als Gastgeber gehörte auch der Rektor der Lucian-Blaga Universität, Ioan Bondrea, zu den Rednern. Dieser unterstrich, dass die Universität die Partnerschaft bevorzugt habe durch die es jährlich zu einer Themen-Messe für Bachelor-Arbeiten oder Doktorarbeiten kommt, wodurch das Plagiat-Risiko verringert oder ausgeschlossen wird.
Marian Popa, Direktor von Deutsche Bank Global Technology in Rumänien, der u. a. auch Transparency International vertrat, erinnerte an einige Zahlen, betreffend die Korruption auf Welt- und Landesebene. Laut einer Studie der Weltbank im Jahr 2004, betrug die Korruption 2,5 Prozent des Bruttoweltproduktes, 2011 sei die Zahl auf 5 Prozent des Bruttoweltproduktes angestiegen, was etwa einer Summe von 3.500 Milliarden Dollar entspreche, eine Zahl die von der Größenordnung her dem damaligen Bruttoinlandsprodukt von Deutschland gleiche.
Rumäniens BIP soll 2014 bei 199,9 Milliarden Dollar gelegen haben und die Schmiergeldervergabe sei auf 5,4 Prozent des BIP geschätzt worden, also auf etwa 10 Milliarden Dollar. „Was ich sagen kann, ist, dass kein einziges Ministerium in Rumänien über 5,4 Prozent vom BIP zugewiesen bekommt“, sagte Marian Popa. „Diese Zahl bedeutet jährlich 1.700 Kilometer Autobahn oder etwa 13.000 Schulen".
Die Situation sei aber nicht dramatisch. Im Human Development Index würden die ersten 50 Länder zu den weltweit am besten entwickelten Ländern gehören. Rumänien liege auf Platz 54. Man sei also sehr nahe an der erstrebten Kategorie. Im Corruption Perception Index liege Rumänien auf Platz 64, angestrebt werde ein Platz unter den ersten 50 Ländern. Wann dieses Ziel erreicht werde, sei ungewiss, es liege in der Hand der Gesellschaft. „Die Korruption kann allein die Gesellschaft stoppen“, sagte Popa. Und das sei der Zweck dieser Karawane, die Gesellschaft auf die Bedeutung von Integrität aufmerksam zu machen“.
Iulia Coşpănaru, stellvertretende Direktorin von Transparency International Rumänien, stellte die Organisation vor. Sie selber habe sich dieser Bewegung angeschlossen, da ihr vor 11 Jahren während des Jurastudiums mitgeteilt wurde, dass die einzige Chance, die sie habe, als Juristin oder Anwältin zu arbeiten, sei, einem Anwaltsbüro mehr oder weniger formal eine bestimmte Summe zu zahlen. So schloss sie sich der Transparency-Bewegung erst als Volontärin an. Coşpănaru unterstrich in ihrer Rede die Bedeutung der Verantwortung einer jeden Person, eines jeden Unternehmens. Transparency International bietet verschiedene Programme an. Es hilft u. a. Firmen, Politiken zur Bekämpfung der Korruption zu definieren, was auch als „Integritätszertifizierung“ bezeichnet wird. Desgleichen gibt es das Programm für Ethik und Konformität sowie das Programm für Antikorruptions-Rechtsberatung für Bürger „ALAC“ (Asistenţă legală Anticorupţie pentru Cetăţeni). Durch das Programm ALAC bietet Transparency International Rumänien jedem Bürger die Möglichkeit, einen Korruptionsfall zu melden und in den weiteren Schritten betreut zu werden.
Zu den Erfolgen von Transparency International Rumänien zählen die fünf Integritätspakte, die Ende 2013 unterzeichnet wurden. Außerdem nahmen über 4.000 Personen an von Transparency organisierten Kursen teil, acht öffentlichen Institutionen soll das Ethik- und Konformitätsprogramm zugute gekommen sein und 6.000 Bürger sollen sich in Korruptionsfällen an die Einrichtung gewendet haben.
Bürger, die in Korruptionsfälle verwickelt werden, können genauere Infos unter www.alacromania.ro oder unter 0316-60.60.07 erhalten.
Heutzutage können die Angestellten von öffentlichen Institutionen nicht entlassen werden, wenn sie einen Korruptionsfall melden. Dies wurde im Gesetz 571 im Jahr 2004 durch die Mitwirkung von ALAC fest verankert, nachdem Grenzwächter einen Korruptionsfall dem Transparency International meldeten und sie dann den drauffolgenden Prozess gewannen. Das erste ALAC-Zentrum sei 2003 in Rumänien eröffnet worden.
Viorel Lefter, Bildungsexperte und Präsident des Dachverbands der Hersteller von Erneuerbarer Energie in Rumänien (PATRES) unterstrich, dass der Staat den Bürgern gegenüber Respekt zeigen müsse.
Sebastian Văduva ist übrigens noch als Jugendlicher mit seiner Familie in die USA ausgewandert, wo er mit 17 Jahren sein eigenes Geschäft auf die Beine stellte, um leben zu können. Er verkaufte Fleisch in einer großen Halle. Um sich überhaupt halten zu können, verstieß er selber gegen Integritätsregeln, indem er zwei Jahre lang keinerlei Buchhaltung führte, bis er merkte, dass das so nicht weitergehen kann. Integrität sei aber vor allem kurzfristig sehr teuer.
Er forderte die Studenten auf, eigene Unternehmen zu gründen und sich durch Kreativität und Innovation gegenüber der Konkurrenz auszuzeichnen. Er wies darauf hin, dass die Auswanderung keine Lösung sei. Viele Leute würden sich vornehmen, im Ausland an Kapital und Erfahrung zu kommen und zu Hause dann später was damit anzufangen. Theoretisch würde es funktionieren, praktisch aber nicht. Statistiken würden zeigen, dass 90-95 Prozent der Ausgewanderten nicht mehr zurückkehren und die Ergebnisse der rumänischen Unternehmenschaft im Ausland auch nicht besonders glänzend seien. Die meisten Ausgewanderten würden nicht eigene Geschäfte betreiben und würden sich auch keines besonders hohen Lebensniveaus erfreuen.
Werner FINK
Gruppenfoto mit Referenten und Organisatoren.
Foto: der Verfasser