Feinheit und Eleganz

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Ausgabe Nr. 2423
 

Die Ausstellung Linearitäten" von Lidia Crainic im Brukenthalpalais

 

Freunde, Bekannte, ehemalige Kollegen die die Künstlerin Lidia Crainic noch aus ihrer Hermannstädter Zeit kannten und bei der Vernissage dabei waren, mögen erst gedacht haben, dass die Künstlerin gewiß eine Tapisserie-Ausstellung bringt. Diesmal überraschte Lidia Crainic allerdings mit einer Grafik-Ausstellung, genannt „Linearitäten“. Diese kann im Stichekabinett im Brukenthalpalais bis zum 3. Mai besichtigt werden. Kuratorinnen der Ausstellung sind Daniela Moroşan und Iulia Mesea.

 

„Mit Sicherheit haben Sie zwei der Haupteigenschaften der Grafikwerke von Lidia bemerkt“ sagte Iulia Mesea im Rahmen der Vernissage. Feinheit und Eleganz seien die zwei Haupteigenschaften die das Werk der Künstlerin im Allgemeinen und besonders das Grafik-Werk kennzeichnen.

Linien die sich intuitiv und spontan zu einer freien Komposition gestalten, Linien die kreuz und quer verlaufen wobei figurative aber auch abstrakte Motive entstehen und wobei die Farbe nur sparsam verwendet wird, setzen die Fantasie des Betrachters in Bewegung. „Die Bündelung der Linien setzt daraus resultierende Zeichnungen frei – als Radierung, als Acrylarbeit auf Kokospapier oder als pure Strichzeichnung -, die für mich zum ständigen Kunstvokabular geworden sind und meine künstlerische Identität begleiten und unterstreichen”, schreibt die Künstlerin auf ihrer Homepage www.lidia-crainic.com.

Tonangebend für diese Ausstellung im Brukenthalpalais ist die Serie „Maritime Linearitäten”. Deutlich erkennbar sind Takelungen von Schiffen. Der gegenwärtige Aufenthaltsort der Künstlerin ist übrigens Bremen wo sie nah am Meer ist.

Erkennbar ist in Werken auch die Architektur der deutscher mittelalterlichen Städte. „Mit Sicherheit“, antwortete Lidia Crainic auf die Frage ob sie auch die Stadt Hermannstadt speziell inspiriert hat. „Vor allem die Spitzbögen, der gotische Stil, dessen Rhythmus.“

Weitere Werkgruppen die zur Ausstellung gehören sind Werke, in denen die Künstlerin Themen aus der Natur aufgreift oder die Werke in denen die Leinwand dargestellt wurde, was den Zusammenhang mit der Zeit vermuten lässt, als sie in Hermannstadt Tapisserien gestaltete.

Lidia Crainic ist 1943 in der Ortschaft Valea Putnei in der Bukowina geboren. Nach Abschluss des Studiums in Klausenburg war sie zwischen 1968 und 1987 Produktionsdesignerin, Produktionsmanagerin bei der Kunsthandwerksgenossenschaft Arta in Hermannstadt. Zwischen 1987 und 1989 war sie Leiterin der Filiale Hermannstadt des Rumänischen Künstlerverbands. In Hermannstadt gestaltete sie vor allem Tapisserien. „Es gefiel mir großartig“, erinnerte sich Lidia Crainic an die Zeit in Hermannstadt. Ihre Werkstatt befand sich am Großen Ring, wo sie zusammen mit zwei Weberinnen arbeitete. Unter anderem wurden bei ihr auch Bestellungen für Jagdhütten gemacht.

1989 reiste sie nach Deutschland  aus, wo sie die Verwandten ihrer deutschstämmigen Mutter warm empfingen. Allerdings musste sie sich von der Kunst der Tapisserie trennen, da es hier keine große Nachfrage für Textilien gab. Sie fing mit Grafik und Malerei an.

Heute ist sie Mitglied im BBK-Oldenburg und gleichzeitig im Rumänischen Künstlerverband (UAP).

Lidia Crainic hat sich nun vorgenommen in zwei Jahren falls es möglich ist mit ihren Kollegen aus Deutschland eine Malereiausstellung nach Hermannstadt zu bringen.

Werner FINK

 

Das Werk „Maritime Linearitäten I” (an der Wand) möchte Lidia Crainic dem Brukenthalmuseum schenken.                               

Foto: der Verfasser

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.