Fotografie als Ergänzung

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Ausgabe Nr. 2391
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Friedrich Miess im Kronstädter Kunstmuseum

 

 

Wer die Retrospektive Friedrich Miess (1854-1935) besucht, die am 25. Juli im Kronstädter Kunstmuseum eröffnet wurde und dort bis zum 28. September d. J. zu sehen ist, besucht, erkennt sofort: Die Fotografie, die für viele der Künstler seiner Zeit als Bedrohung empfunden wurde, verwendet der Maler und Graphiker sozusagen als Unterstützung, als Herausforderung.

 

Dies unterstreicht auch das Ausstellungskonzept des Kurators Radu Popică, der sich schon seit mehreren Jahren, darum bemüht, siebenbürgisch-sächsische Künstler und Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts und beginnenden 20. Jahrhunderts erneut in das Bewusstsein des kunstinteressierten Publikums zu bringen. Neben einigen der ausgestellten Gemälden, die aus den Beständen des Kronstädter Kunstmuseums, des Hermannstädter Brukenthalmuseums, des Museums der Evangelischen Kirche A. B. im Teutsch-Haus und aus Privatsammlungen stammen, sind Fotos angebracht, die Miess selbst von den Motiven gemacht hat, die seinem Werk zugrunde lagen. Es handelt sich um Landschaftsbilder, ein Frauenbildnis u. v. a. m. Allerdings hat der als erster Freischaffender unter den Siebenbürger bildenden Künstlern in die Kunstgeschichte eingegangene Maler auch seine eigenen Werke fotografiert. Wie Popică bei der Vernissage sagte, befänden sich in dem Nachlass des Künstlers ca. 550 Fotoplatten.

Bei allem Realismus sind die Bilder des Kronstädter Malers keine Nachahmungen. Ihnen wohnt eine gewisse Ruhe inne, man könnte bei manchen allerdings sagen, es handle sich um die Ruhe vor dem Sturm der Moderne, der Miess allerdings nicht aus der Ruhe gebracht hat.

Man darf sich auf den Ausstellungskatalog freuen, der zur Finissage der Ausstellung Ende September vorliegen wird.

Beatrice UNGAR

 

Dieses Selbstbildnis von Friedrich Miess aus der Sammlung des Brukenthalmuseums ist auch in der Ausstellung zu sehen.

 

Ausstellungskurator Radu Popică (rechts außen) stellte dem Vernissage-Publikum Leben und Werk des Kronstädters Künstlers Friedrich Miess vor. 

Foto: Beatrice Ungar

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.