Konzerte der Extraklasse

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Ausgabe Nr. 2383
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Die erste Auflage des Internationalen Musikfestivals Hermannstadt – ein Erfolg

 

„Wenn es überhaupt Perfektion gibt, dann ist dies Perfektion gewesen“. So kommentierte ein begeisterter Zuschauer und Kenner klassischer Musik das Konzert des Borodin Quartetts aus Russland. Zum ersten Mal besuchten die vier Musiker Rumänien und Hermannstadt, wo sie im Rahmen des Internationalen Musikfestivals, das zwischen dem 24. und 31. Mai stattfand, auftraten. Große Namen der Musikszene waren zu hören und zu sehen und der Eintritt zu allen Konzerten war kostenlos. Organisiert wurde das Festival, das heuer zum ersten Mal stattfand, von der Rumänischen Stiftung für Exzellenz in Musik, unter Initiative des rumänischen Dirigenten Christian Badea.

 

 

Die Stiftung setzt sich für die Förderung junger Talente ein und stellt rumänische Musiker in Verbindung zu Kollegen aus dem Ausland. Daraus entstanden im Laufe der Jahre fruchtbare Zusammenarbeiten. 

Das Internationale Musikfestival in Hermannstadt, das in diesem Jahr Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet war, begann am Samstag, den 24. Mai, mit einem Konzert der Extraklasse: Mozarts Sinfonie Nr. 40 in g-moll, das Flötenkonzert Nr. 2 in D-Dur, und die sogenannte „Prager Sinfonie“. Es spielte die „Mozart Kammerphilharmonie“, die aus jungen Musikern aus Rumänien und dem Ausland gebildet war. Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche am Großen Ring erschien zum ersten Mal zu klein für die Menschenmenge, die sich das Konzert ansehen wollte. Viele bekamen keinen Sitzplatz mehr, blieben aber trotzdem, um dem Konzert beizuwohnen. Star des Abends war der junge italienische Flötist Mario Caroli, der laut „American Record Guide“ „ein beinahe übermenschliches Talent und eine außerordentliche musikalische Intelligenz“ besitze. Im Alter von nur 22 Jahren gewann er den „Kranichsteiner Musikpreis“ in Darmstadt, seitdem begann seine erfolgreiche Musikkarriere. Er wird als „Phänomen“ bezeichnet, der sowohl klassische Stücke als auch moderne Kreationen mit der gleichen Kunstfertigkeit interpretieren kann. In Hermannstadt begeisterte Caroli das Publikum dermaßen, dass er mehrere Zugaben, unter anderem das „Ave Maria“ von Franz Schubert, bot.

Täglich ertönte auch in der Johanniskirche klassische Musik von bester Qualität, darunter ein hervorragendes Cello-Konzert von Tamás Varga, der J.S. Bachs Suite Nr. 2 in b-moll, G. Ligetis Sonata und Z. Kodalys Sonata zum Besten gab.

Höhepunkte des Festivals waren die beiden Auftritte des Borodin Quartetts im Festsaal der Astra-Bibliothek. Das Borodin-Quartett ist ein Streichquartett und wurde im Jahre 1945 in der früheren Sowjetunion als Moskauer Philharmonisches Quartett gegründet. Es ist eines der am längsten existierenden Streichquartette und feierte 2005 sein 60. Jubiläum. Das Quartett hatte engen Kontakt zum Komponisten und Pianisten Dmitri Schostakowitsch, der es regelmäßig beim Komponieren seiner Streichquartette konsultierte.

Auch bei ihrem ersten Konzert ertönten die Streichquartette Nr. 7 fis-moll, op. 108 und Nr. 8 c-moll, op. 110 von Schostakowitsch. Begonnen hatte das Konzert mit Ludwig van Beethovens Quartett Nr. 9, in C-Dur, op. 59 Nr. 3. Etwas sonderbar anzusehen war das Konzert, denn die vier russischen Musiker waren gezwungen in T-Shirts und Jeans aufzutreten. Schuld daran war die Fluggesellschaft, die ihre Koffer verloren hatte. Trotzdem war das Konzert ein Genuss für das Publikum und das Quartett gab Schostakowitschs Elegie für Streichquartett als Zugabe.

Das Festival endete grandios mit dem Requiem in d-moll von W. A. Mozart. Solisten des Konzertes waren: Sidonia Nica (Mezzosopran), Irina Iordăchescu (Sopran), Marius Boloș (Bass Bariton) und Ionuț Popescu (Tenor). Es sang der Chor des Festivals unter der Leitung von Iosif Ion Prunner, die Mozart Kammerphilharmonie wurde von Christian Badea dirigiert. Den Erfolg der Musiker bewies der minutenlange Stehapplaus, mit dem die Hermannstädter die Künstler belohnten. Somit endete eine gelungene erste Ausgabe des Internationalen Musikfestivals Hermannstadt.           

Cynthia PINTER

 

 

Das Borodin Quartett bestand aus (v.l.n.r.) Ruben Agaronian (Geige), Serghei Lomovski (Geige), Igor Naidin (Viola) und Vladimir Balșin (Cello).

Grandios endete das Festival mit dem gut besuchten Requiem von Mozart.                     

Fotos: Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft, Kultur.