Irrfahrten gestern und heute

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Ausgabe Nr. 2376
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Kulturhauptstadtjahr 2013-Produktion gastierte auch in Hermannstadt

Das Stück „Slobodija Odysseia, mon Amour!“ wurde am vergangenen Mittwoch auch in Hermannstadt aufgeführt. Von Homers Odysee ausgehend wurden die Themen der Flucht, Fremdheit, Suche und Ankunft erforscht, wobei die Irrfahrten und Erzählungen des Odysseus auf der Bühne den Erzählungen heute umherirrender Menschen begegnen. Die Aufführung wurde für die Europäische Kulturhauptstadt 2013 Marseille-Provence bzw. Kosice/Slowakei entwickelt und ist eine Produktion von Bahamut Productions mit dem Sitz in Wien.

Der Gastauftritt kam durch die Zusammenarbeit zwischen der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters und dem Österreichischen Kulturforum zustande. Weitere Aufführungen in Rumänien gab es in Temeswar und in Bukarest. Zu den Ehrenschützern der Produktion gehörten neben dem Österreichischen Botschafter Martin Eichtunger auch Stéphane Hessel (1917-2013), der mit seinem umstrittenen Essay „Empört Euch!" bekannt geworden ist. In einem Brief an die Veranstalter schreibt Hessel im Oktober 2012, die Theaterproduktion unternehme „eine Reise zum Anfang unserer Demokratie, zum Beginn des geschriebenen Wortes in Europa. Sie stellt die Frage, was uns die Menschenrechte heute bedeuten und was die Bedürftigen heute von uns zu erwarten haben."

Mit dem Einverständnis ihres Vaters Zeus schickt die Göttin Athene Telemach auf die Suche nach seinem Vater Odysseus. Athene und der Bote Hermes begleiten Telemach  in wechselnder Gestalt auf seinem Weg. Wie auch Odysseus gerät auch Telemach in einen Sturm und zwar ein Sturm aus Traum und Wirklichkeit.

Gesprochen wurde Deutsch und Französisch, aber auch Englisch. Neben der Dramatisierung und mehrsprachigen Erarbeitung des klassischen Textes Homers erfolgten umfangreiche Recherchen in Österreich und Frankreich, wobei Männer und Frauen aus Afrika und aus Osteuropa von ihren Irrfahrten  erzählt haben.  Um die Situation der Flüchtlinge in Europa zu verstehen und sich mit Vorurteilen auseinanderzusetzen, interviewte das Team von Bahamut Productions Anwälte und Psychologen, nahm an Anhörungen an Asylgerichtshöfen teil und besuchte Roma-Siedlungen.

Musikalisch untermalt wurde die Aufführung von fünf Musikern aus verschiedenen Ländern. Die Musik bestand teils aus moderner Bühnenmusik teils aber auch aus traditioneller Roma-Musik. Schließlich  geht es in einer der Geschichten  die dieses Mal auf der Bühne englisch erzählt wurde, um ein Bauernmädchen das einen Farmer liebte, bei diesem allerdings nur mit einer vom Teufel  gemachten Violine Erfolg hat.  Dafür muss sie allerdings in die Hölle. Die Violine findet dann ein junger Zigeuner.

Der Ausgangspunkt zur Entstehung von  „Slobodija Odysseia, mon amour!“ war nämlich die Abschiebung der Roma unter dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy.

In die verschiedensten Rollen schlüpften Schauspielerinnen und Schauspieler verschiedener Herkunft Sarah Jeanne Babits (Frankreich), Thomas Groß (Deutschland), Tania Sourseva (Frankreich) und Manuel Quero Castellano (Spanien, Tanz). Regie führte Noemi Fischer.

Die Compagnie Bahmut Productions wurde übrigens 2012 von Sarah Jeanne Babits, Noemi Fischer und Thomas Groß gegründet, wobei sich die Künstler als Ziel gesetzt haben, mit internationalen und interdisziplinären Theaterproduktionen auf aktuelle Fragen und Ereignisse zu reagieren und ihnen dadurch Aufmerksamkeit schenken.

Werner FINK

 

Irrfahrten gestern und heute: Die für das Kulturhauptstadtjahr 2013 (das im französischen Marseille-Provence und im slowakischen Kosice gefeiert wurde) konzipierte Produktion „Slobodija Odysseia, mon Amour!" von Bahamut Productions gastierte letzte Woche in Hermannstadt. Unser Bild: Szenenbild mit Tania Sourseva und Manuel Quero Castellano.              

Foto: Cordula TREML

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.