Ausgabe Nr. 2366
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Gespräch mit Judith Urban, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland
Judith Urban ist die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland für Siebenbürgen. In Hermannstadt ist die Konsulin seit Ende 2012, seit Anfang dieses Jahres wurde das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt in ein Konsulat umgewandelt. Über den Posten in Rumänien sprach Judith Urban mit HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u.
Eigentlich bin ich wieder in Rumänien, denn Anfang der 2000-er Jahre war ich bereits in der Deutschen Botschaft Bukarest auf Posten, zuständig für die Angelegenheiten der deutschen Minderheit. Gekommen sind wir diesmal aus dem Nahen Osten.
Einige Infos zu Ihnen?
Ich bin verheiratet, habe eine Tochter, und wir sind natürlich froh, wieder da zu sein, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen, aber auch zu sehen, wie viel sich alles entwickelt hat in den letzten fünf Jahren. Wir waren in den letzten fünf Jahren in Jordanien, und es ist hier ein ganz anderes Lebensgefühl…
Welche Aufgaben haben Sie jetzt in der Hermannstädter Auslandsvertretung, die seit Anfang des Jahres nicht mehr ein Generalkonsulat ist?
Ein Generalkonsulat hat eine breitere Aufgabenstellung, man hat hier auf einige Kernaufgaben reduziert. Wir haben an Zuständigkeiten, wie zum beispiel ein Großteil der Verwaltung – nach Bukarest abgegeben. Wir konzentrieren uns auf vier Kernaufgaben, die uns wichtig sind. Wir haben an Zuständigkeiten, wie zum Beispiel ein Großteil der Verwaltung – nach Bukarest abgegeben. Wir konzentrieren uns auf vier Kernaufgaben, die uns wichtig sind. Als erstes ist natürlich der Kontakt zu der deutschen Minderheit. Siebenbürgen ist eines der Hauptsiedlungsgebiete der deutschen Minderheit, und hier den Kontakt zu halten und im Austausch zu bleiben ist sehr, sehr wichtig.
Die zweite Aufgabe ist, den Kontakt zur deutschen Wirtschaft zu halten. Gerade in Siebenbürgen ist diese sehr aktiv, wir haben vier Wirtschaftsklubs, die sehr aktiv sind, und dort die Kontakte zu halten und auf die Erfahrungen der Leute zurück zu greifen ist die zweite Aufgabe.
Die dritte Aufgabe, die sehr schön ist und auch Hand in Hand mit der ersten Aufgabe geht, betrifft die Kultur, kulturelle Ereignisse zu unterstützen. Wir haben Mittel, um ein ganz breites Spektrum an Kulturveranstaltungen mit zu unterstützen, auch wenn wir leider dieses Jahr durch die Haushaltsvorgaben der Bundesrepublik Deutschland – nach den Wahlen – ein bisschen eingeschränkt sind.
Last but not least, wir sind da, auch hochrangige Besucher aus Deutschland zu unterstützen und zu betreuen. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe in meinen Augen, und ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Jahren auch sehr viele hochrangige Besuche haben werden. Es ist sehr wichtig, dass Politikerinnen und Politiker aus Deutschland hierher kommen und sich ein eigenes Bild von Rumänien und Siebenbürgen machen.
Liegt Ihnen eine Aufgabe besonders am Herzen?
Wenn man bedenkt, dass die Bandbreite bereits reduziert wurde, kann ich sagen, dass mir alle Aufgaben gleichermaßen am Herzen liegen. Ich werde mich bemühen, alle in gleichem Maße besonders intensiv zu erledigen. Besonders freue ich mich auf die weiteren Begegnungen und den intensiven Austausch mit den Angehörigen der deutschen Minderheit im Amtsbezirk. Es war sehr schön für mich zu erleben, wie freundlich und vertrauensvoll ich nach den Jahren der Abwesenheit hier sofort wieder aufgenommen wurde.
Auch die Kontakte zur deutschen Wirtschaft sind wichtig. Ich freue mich z. B. sehr, dass die deutschen Investoren sich hier bemühen, auch Ausbildungsangebote zu schaffen. Firmen brauchen gute IT-Techniker und Ingenieure, aber sie brauchen auch Facharbeiter, die gut ausgebildet sind, und ich glaube, dass die deutsche Wirtschaft einen guten Weg geht, indem sie das Aufleben der dualen Ausbildung unterstützt. Man muss hier den alten deutschen Grundsatz vermitteln, dass auch Handwerk einen goldenen Boden hat.
Sehr am Herzen liegt mir auch die deutsche Unterrichtssprache hier in Siebenbürgen. Das ist ein Schatz und ein unglaublich verbindendes Element, und auch für den europäischen Arbeitsmarkt eine Zusatzqualifikation. Überall höre ich, dass die Nachfrage nach Unterricht in deutscher Sprache größer ist als das vorhandene Angebot.
Deswegen freue ich mich, dass es inzwischen eine „Gemischte Kommission zur Förderung der deutschen Sprache im rumänischen Bildungssystem” gibt und aus den wichtigsten Trägern des Bildungssystems zusammengesetzt ist. Wenn wir aber alle an einem Strang ziehen, kommen wir – langfristig natürlich – zu einer Lösung.
Bringt Rumänien besondere Herausforderungen mit?
Wir wissen, dass der Ruf Rumäniens im Ausland relativ selektiv wahrgenommen wird. Die Berichterstattung konzentriert sich meistens auf bestimmte Themen, die manchmal auch verzerrt wahrgenommen werden. Hier ist sicherlich viel Arbeit zu leisten, damit dieses Bild objektiver gestaltet wird. Genauso wichtig ist es, das deutsche Bild objektiver zu gestalten, denn auch Deutschland werden vielleicht zu viele positive Seiten angedichtet. Hier einen Ausgleich zu schaffen, ist eine wichtige Aufgabe.
Kommen wir noch einmal zurück zu Ihnen. Was fehlt ihnen aus Jordanien? Was finden Sie besonders schön in Rumänien?
Schön war es, als wir zum ersten Mal an einem Morgen, kurz nachdem wir in Hermannstadt angekommen sind, Kirchenglocken gehört haben. Das hat uns in Jordanien ein bisschen gefehlt. Wir genießen das kulturelle Angebot in Hermannstadt und Umgebung, und es ist schön, wenn wir das zum Teil mitfinanzieren können. Aber mit meinem Mann lieben wir es, in die Umgebung fahren zu können, das machen wir gerne am Wochenende. Zum Thema fehlen: Ich muss sagen, ich bin ein bekennender Wärmefan und vermisse die Wärme. Da scheint mich aber Petrus gehört zu haben und hat bisher den Winter milder gestaltet als den vorherigen…
Vielen Dank für das Gespräch.
Ruxandra STẰNESCU
Konsulin Judith Urban an ihrem Schreibtisch.
Foto: Ruxandra STẰNESCU