„Gemeinsam gegen den Fortschritt“

Teile diesen Artikel

Ausgabe Nr. 2366
 >

Proben für europäische Koproduktion am Radu Stanca-Nationaltheater

 

 

Die Proben zu der Inszenierung Gegen den Fortschritt” nach dem Stück des Katalanen Esteve Soler, eine internationale Koproduktion der deutschen Ableilung des Radu Stanca-Nationaltheaters Hermannstadt mit dem österreichischen Theater Ecce und dem Odeion Kulturforum Salzburg, haben in Hermannstadt begonnen.

 

 

Es ist die erste Koproduktion der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters mit dem Theater Ecce, nicht aber die erste Zusammenarbeit. Fast auf den Tag genau im Februar 2013 war die deutsche Abteilung bereits mit einer ihrer Inszenierungen zu Gast am österreichischen Partnertheater. Unter großem Publikumsinteresse wurde das „Tagebuch eines Wahnsinnigen” von Nikolai Gogol als Gastspiel gezeigt. Die Regie führte hier Daniel Plier, Ensemblemitglied der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters. In der Hauptrolle war der Salzburger Wolfgang Kandler zu sehen, der seit vier Jahren festes Ensemblemitglied der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters ist. Wolfgang Kandler wird, neben seinen Ensemblekollegen Johanna Adam, Daniel Bucher und Daniel Plier, auch in „Gegen den Fortschritt" zu sehen sein.

Geprobt wird das Sück zur Zeit in Hermannstadt, wo es am 10. Februar in der Regie von Reinhold Tritscher, Bühnenbild Alois Ellmauer, Kostüme Elisabeth Strauss, in einer Voraufführung gezeigt wird. Die Premiere findet am 15. Februar am Odeion Kulturforum Salzburg statt.

Der 1976 in Katalonien geborene und in Barcelona lebende Autor stellt in „Gegen den Fortschritt” in sieben absurd-komischen Schauspielminiaturen mit frecher Leichtigkeit und grotesker Übertreibung existenzielle Fragen unseres Seins, die mit heiter-boshaftem Blick unsere allernächste Gegenwart beleuchten.

In den sieben in sich abgeschlossenen Alltagsszenen bricht jeweils ein skuriller Störfaktor in den Alltag der Figuren hinein. Soler stellt sie vor die Frage, wer sie sind oder wie sie als Mensch leben wollen. Von Szene zu Szene wird ihre Realität Stück für Stück weiter ins Irreale gedreht und so der Begriff des „Fortschritts” subtil ironisiert. Schlägt der Fortschritt bereits zurück? Sind wir ihm noch gewachsen? Wohin entwickelt er sich? Sind wir schon am Ende der menschlichen Zivilisation angelangt?

Ob ein hungerndes Kind live aus dem Fernseher kriecht, Tiere über die Menschheit philosophieren oder sich uns die Frage stellt, ob unsere Liebe inzwischen so durchrationalisiert ist, dass sie eher einem Vertrag gleicht, als einem Gefühl – Esteve Soler legt den Finger gezielt in die peinlichen Wunden unserer Fortschrittsgesellschaft und regt mit einem leicht listigen Lächeln zum Nachdenken an.

Hier ein Beispiel: „Freund 2: 'Und was ist der Sinn des Lebens?' Freund 1: 'Ich kann nicht glauben, dass du den Sinn des Lebens nicht kennst; du hast doch Wirtschaft studiert. ' Freund 2: 'Aber was ist der Sinn des Lebens für alle, die nicht Wirtschaft studiert haben?'"

Fortschrittlich im europäischen Sinn gehen die Kooperationspartner dabei nicht nur im Austausch von Gastspielen und Koproduktionen voran. Zum ersten Mal wird die „Against-Triologie” von Esteve Soler in allen drei Teilen, als rein rumänische, rein österreische und als rumänisch-österreichisch Koproduktion, an einem Theaterabend, in Salzburg zu sehen sein. Nicht nur eine Premiere der  Aufführungs-Triologie kann also gefeiert werden, sondern auch eine Premiere des kulturellen Reichtums zwischen Rumänien und Österreich,  im Austausch und in der Kombination von künstlerischen Handschriften.

Die Trilogie beginnt mit „Gegen den Fortschritt" in der Regie von Reinhold Tritscher (Österreich) mit dem Ensemble der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Theaters. Sie wird fortgesetzt mit der Premiere der österreichischen Produktion „Gegen die Liebe" in der Regie von Marie Hoppe und endet mit der Hermannstädter Produktion „Gegen die Demokratie" in der Regie von Alexandru Dabija.

Zu sehen ist die „Against-Trilogie” am 15. und 23. Februar im Odeion Kulturforum Salzburg (Tel. 0043 (0662) 660 330-30, Normalpreis 30 Euro, ermässigt 20 Euro).

Maren SIMONEIT

Gastdramaturgin

 

Szenenbild aus Gegen die Demokratie" mit Emöke Boldizsár, Ali Deac und Daniel Bucher (v. l. n. r.).                                                  

Foto: TNRS

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.