Gutes Jahr für Hermannstädter Germanistik

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Ausgabe Nr. 2365
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Gespräch mit Dr. Sunhild Galter von der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt

 

Das Jahr 2013 sei für die Hermannstädter Germanistik ein ausnehmend gutes Jahr" gewesen, sagt Dr. Sunhild Galter, Dozentin für neuere deutsche Literatur an der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt. Im Folgenden können Sie das Interview lesen, das Dr. Galter der HZ-Chefredakteurin Beatrice U n g a r kurz nach Jahreswechsel gewährt hat.

 

Wie ist das Jahr 2013 im Rückblick für die Hermannstädter Germanistik?

Nun, 2013 war ein ausnehmend gutes Jahr für den Germanistik-Bereich der Lucian Blaga-Universität. Wir konnten nach einer gewissen Durststrecke wieder mehr Absolventen für unsere zwei Bachelor-Studiengänge, Germanistik und Angewandte Fremdsprachen, gewinnen und auch die Masterstudiengänge fortführen.

Sie bieten also Bachelor- und Masterstudien an?

Ja, aber nicht nur. Da wir in Frau Professor Dr. Maria Sass  auch eine inzwischen schon erfahrene Doktormutter im Bereich Literatur und Interkulturelle Studien haben, können wir im Bereich Germanistik auch das dritte Bologna-Modul, das Doktorat, anbieten. Für Themen im Sprachbereich haben wir dank einer langjährigen Institutspartnerschaft schon seit vielen Jahren in Herrn Professor Dr. Heinrich Dingeldein aus Marburg einen wertvollen Mitarbeiter, der seit einigen Jahren von der zuständigen rumänischen Behörde ebenfalls als Betreuer von Dissertationen zugelassen wurde. Allein in diesem Herbst wurden bei uns fünf Dissertationen verteidigt, einige davon brachten ganz neue Forschungsansätze in die rumänische Germanistik ein.

Was empfinden Sie als Vorteile des Studienorts Hermannstadt?

Es kommt natürlich auch auf die innere Ausrichtung potentieller Studierender an. Wer das Großstadtleben sucht, wird sicherlich enttäuscht. Andererseits bietet Hermannstadt (und das sage ich jetzt bewusst als Lokalpatriotin) eine unnachahmliche Mischung von überschaubarer, gemütlicher, mittelalterlicher Stadt und einem so reichhaltigen Kulturleben, dass manche Großstadt sich ein Stück davon abschneiden kann. Das heißt, man hat von beidem die positiven Aspekte in einem Ort vereint.

Auch wenn es nach Eigenlob klingt, muss ich doch auch auf die äußerst gut bestückte, moderne Bibliothek verweisen, die außer dem vollständig elektronisch erfassten Buchbestand auch PC-Arbeitsplätze und eigene Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen, Workshops anbietet.

Besonders will ich noch darauf hinweisen, dass wir landesweit eines der besten Angebote an Wohnplätzen in Studentenheimen haben, sowohl zahlenmäßig, als auch bezüglich des Komforts. Und unsere Mensa wurde schon in einem Restaurantführer durchaus positiv besprochen!!!

Es wird in den letzten Jahren immer mehr Wert auf Forschung, bzw. möglichst international vernetzte Forschungsprojekte gelegt. Wie sieht das bei Ihnen aus?

2013 hatten wir so viele wie noch nie, nämlich vier große Tagungen mit zahlreicher internationaler Beteiligung, davon drei in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern. Einen Tagungsband konnten wir in Deutschland veröffentlichen. Auch arbeiten einige der Kolleginnen an mehrjährigen europäisch vernetzten Projekten mit.

Im vorigen Jahr haben wir auch zwei internationale Sommerschulen veranstalten können, was zwar nicht unmittelbar mit Forschung zu tun hat, aber unseren Studierenden die Möglichkeit gibt, sich für spätere Vorhaben mit Kollegen aus anderen Ländern zu vernetzen.

Und da muss ich auch mit der Selbstkritik ansetzen. Wir meinen, dass die Studierenden noch zu wenig in Forschungsarbeiten eingebunden sind, wofür sich natürlich eine Menge Ausreden wie Zeitmangel, Mangel an Interesse usw. finden ließen, aber tatsächlich ist auch das Angebot gering. Und das möchten wir ab heuer verbessern.

Sie sehen die Zukunft der rumänischen, und vor allem der Hermannstädter Germanistik also optimistisch?

Ja!!! Die humanistischen Fachbereiche sind im Laufe der von extremem Pragmatismus geprägten kapitalistischen wie sozialistischen Zeiten immer wieder als „unproduktiv“ abgetan worden, inzwischen begreifen immer mehr Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik, dass auch, oder gerade moderne Wirtschaftsfachleute, Ingenieure, Politiker usw. als so genannte global player über Kompetenzen wie Fremdsprachkenntnisse, Kenntnisse zu Landeskunde, interkulturellen Aspekten verfügen müssen. Und das sind Kompetenzen, die unsere Studiengänge vermitteln.

Ja, ich bin optimistisch und hoffe, dass sich diese Erkenntnis bald auch in unseren Breiten durchsetzt, sowohl bei Lyzeumsabsolventen, als auch in Politik und Wirtschaft.

Danke für das Gespräch.

 

Dr. Sunhild Galter.

Foto: Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.