Von Flamenco bis Klezmer

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Ausgabe Nr. 2358
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Siebente Auflage des World Music Festivals im Gong-Theater

 

Was hat World Music (Weltmusik) zu tun mit den Traditionen der nationalen Minderheiten? Die Antwort auf diese Frage erhielten die Anwesenden an zwei Abenden des dreitägigen World Music Festivals, das am vergangenen Wochenende seine siebente Auflage im Gong-Theater feierte. Am Samstag konnte man ein Ensemble der im Donaudelta lebenden Lipowener-Russen erleben und am Sonntag die Klezmer-Band Mazeltov" der jüdischen Gemeinde aus Klausenburg.

Dabei wurde jedem klar, dass diese Ensembles durchaus in der Lage waren, auf bestem Niveau russische bzw. jiddische Musik zu spielen. Bei den vorherigen Auflagen hatten nämlich Gruppen aus dem Ausland diese Musiksparte bedient. Man muss also nichts importieren, wollte Festivalsdirektor Konstantin Hilarius Schmidt zeigen, wir haben in Rumänien alles. Hier leben schließlich ca. 20 nationale Minderheiten. Und auch Neusiedler wie die aus Südamerika stammende feurige und rhythmusbewusste Flamenco-Sängerin und -tänzerin Pilar Diaz Romero, die ebenfalls am Sonntag im Duo „Sentir Flamenco" mit dem rumänischen Gitarristen Tiberiu Gogoanţă auftrat.

World Music bedeutet also nicht unbedingt, dass eine Gruppe musikalisch aus allen Weltregionen schöpft sondern vor allem, dass sie spezifische Regionen musikalisch darstellt, mit traditionellen Instrumenten und in modernen Arrangements. Das zeigten auch die „Holunderbrüder" wie das tschechische Sextett „Bezobratri" auf Deutsch heißt, die slowakische und mährische Volkslieder und Moritaten mit viel Schwung interpretierte. Die aus Mähren stammenden Musiker waren mit viel Herzblut bei der Sache und ernteten dementprechend tosenden Applaus. Begeistert hat die Zuschauer auch die begabte junge Panflötenvirtuosin Cornelia Tihon aus der Republik Moldova. Sie spielte allerdings auch auf anderen weniger bekannten traditionellen Blasinstrumenten wie der „tilinca", dem „căuc", der Okarina am E-Klavier begleitet von dem Virtuosen Daniel Bădoi.

Am zweiten Abend trat zuerst das Ensemble Landas der Lipowener-Russen auf die Bühne, wobei die fünf Damen, allesamt im Lehramt beschäftigt, in bunten eleganten Trachten auch einige Volkstänze vorführten. Die Begleitung besorgten Pimon Bejenaru an der Ziehharmonika (Harmoschka) und Alexandru Mălai an der großen Trommel, wobei sie bewiesen, dass man auch mit zwei Instrumenten Stimmung machen kann.

Den Höhepunkt des Abends und des Festivals bestritt das Quartett des Flamenco-Weisen Bartholo Claveria und würdigen Nachfolger des legendären Paco di Lucia mit dem Projekt „Flamenco Experience".

Am letzten Abend war Klezmer angesagt, spritzig und voller Begeisterung dargeboten von dem Klausenburger Ensemble „Mazeltov" (was so viel bedeutet wie „Frohes Fest"), wobei sich die Solistin Sulamita Socea auch als Ansagerin hervortat.

Es folgte wieder Flamenco, diesmal bestritten von Pilar und Tiberiu, dann krönte die ungarische Band „Fabula rasa" mit viel Leidenschaft den Abend und das Festival.

Beatrice UNGAR

Foto 1: Wer Flamenco mag, war bei dieser Auflage des World Music Festivals gut bedient. Unser Bild: Die in Rumänien lebende Südamerikanerin Pilar Diaz Romero und der rumänische Gitarrist Tiberiu Gogoanţă, der in Barcelona studiert hat, traten am Sonntag als Duo Sentir Flamenco" auf.                                     

Foto 2: Landăş (Maiglöckchen) heißt das Folklore-Ensemble der Lipowener-Russen aus Sarichioi im Kreis Tulcea, das bekannte und weniger bekannte russische Volkslieder schwungvoll und klar vortrug.                         

Fotos: Fred NUSS

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.