Ausgabe Nr. 2359
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8. Ars Hungarica Festival in Hermannstadt stattgefunden
Vergangene Woche fand das 8. Ars Hungarica Festival in Hermannstadt statt. Ein Höhepunkt des Festivals war die Auszeichnung des Grafikers und Hermannstädter Ehrenbürgers Orth István mit dem ungarischen Verdienstorden das Ritterkreuz im Rahmen der Eröffnungsfeier vergangenen Mittwoch. Persönlich überreicht wurde der Orden vom ungarischen Generalkonsul Magdó János, vergeben wurde der Orden nämlich vom ungarischen Präsidenten Adér János.
„Wir freuen uns, hier zu sein, in Ihrer Stadt, in der Stadt der Hermannstädter Sachsen, und ich habe in meiner ungarischen Ansprache erwähnt, dass diese Stadt über die Jahrhunderte beispielhaft für viele Ungarn gegolten hat", sagte Generalkonsul Magdó János. „Beispielhaft waren die Sachsen in all ihrem Wissen, wie eine Stadt aufgebaut werden kann, wie man wirklich gute Waren herstellen kann, wie man Handel mit der Außenwelt betreiben kann, das waren alles solche Eigenschaften, die wir Ungarn von Ihnen zu jener Zeit erlernen konnten”, fügte er hinzu. Magdó besuchte nämlich als Jugendlicher selber 12 Jahre lang die deutsche Honterusschule in Kronstadt. Hier habe er gelernt, was Genauigkeit, Pünktlichkeit und Termineinhaltung sei. „Dafür bin ich dankbar und ich danke auch seitens der vielen Ungarn, die Sie hier in Ihrer Stadt aufgenommen haben, und die hier gemeinsam mit Ihnen, mit den Deutschen und Rumänen für die ganze Gemeinschaft gearbeitet haben”, sagte Magdó.
Das Verdienstkreuz im Rang eines Ritters erhielt Orth laut Urkunde für „seine hervorragende künstlerische Tätigkeit, seine Tätigkeit als Pfarrer und für seine Treue zur Diaspora-Gemeinschaft in Süd-Siebenbürgen”. Orth sei der Mensch der Gemeinschaft. Varró erwähnte dessen Tätigkeit als Pfarrer, aber seit zwei Jahrzehnten als Hauptkurator. Zur gleichen Zeit sei er auch ein Mensch der Kunst, die in ihm ein zum höchsten Gipfel reichendes „erhabenes und erhebendes schönes Gefühl" entwickelt habe.
Die Laudatio hielt der reformierte Pfarrer Varró Sándor. Varró baute in seine Rede dieselben Worte ein, die Orth auf der Vernissage im Vorfeld sagte: „Wer ich bin, kann ich Gott und der Hermannstädter ungarischen Gemeinschaft verdanken.“
Noch am selben Tag wurde übrigens im Vorfeld die Ausstellung von Orth Istvan, beim Reformierten Zentrum, in der Str. Berăriei 2 eröffnet. Zu sehen war eine Auswahl aus den drei Alben „Hermannstadt", „Tünderkert” (Feengarten) und der dritten Serie „Szentképek” (Heiligenbilder). Im Rahmen der Vernissage übergab der Pfarrer Varró dem Künstler Orth den Raum zur Nutzung.
Eröffnet wurde übrigens das Fest durch den Hauptveranstalter, Serfözö Levente, Leiter des ungarischen Kulturbüros in Hermannstadt, der die Gäste begrüßte. Zu den Ehrengästen gehörten auch Konsul Bitai Levente und der Parlamentarier Fehér László als Vertreter des Kreises Covasna. Nach den Ansprachen der Ehrengäste folgte das Konzert des Ensembles Evilági aus Sankt Georgen. „Evilági“ (Aus dieser Welt) war übrigens der Titel einer 2011 zum 550. Geburtstag des Ortes herausgegebene CD. Im Anschluss lud das ungarische Generalkonsulat zu einem Empfang im Kleinen Saal ein, wo die Anwesenden die Möglichkeit hatten, sich auszutauschen. Hier begrüßte auch Hidvéghi Balázs, Abgeordneter im Ungarischen Parlament, die Gäste.
Noch vor der öffentlichen Eröffnung wurden drei Ausstellungen eröffnet: Im Ratturm die Ausstellung „Kellemetlen szokás az elmélkedés” (die unbequeme Gewohnheit des Betrachtens), der in Hermannstadt geborenen Teddy (Teodora Stefănuță), die Techniken verwendet wie Acryl, Öl und Grafik. Gegenwärtig studiert die 26-jährige an der Kunsthochschule in Budapest; im Bruck-Studio die Ausstellung der in Hermannstadt aufgewachsenen Künstlerin Szegedi Alice Torella zum Thema Frau; ebenfalls im Ratturm Aquarelle des in Großwardein geborenen Künstlers Gavrucza Tibor.
Noch am Donnerstag wurde das Theaterstück „Bernarda Alba Háza", (Bernarda Albas Haus) von Theater-Studenten des Masterstudiengangs in Neumarkt aufgeführt. Im Werk des spanischen Autors Federico García Lorca wird vor allem die Unterdrückung der Frau im Spanien der 30-er Jahre hervorgehoben. Regie führte Hochschullehrerin Patkó Éva, die dem Stück eine neue Farbe gibt. Eingebaut sind der Flamencotanz- sowie Gesangpassagen, wobei Hochschullehrer Strausz Imre István, der kurz auch in die Rolle Prudentias steigt, am Klavier begleitet und musikalisch untermalt.
Ein Höhepunkt am Freitag war die Vorstellung des Buches „Magyar művelődési élet a Cibin partján – A nagyszebeni magyar közoktatás törtenetéböl (1947-2012)” (Aus dem ungarischen Kulturleben am Zibin- Aus der Geschichte der ungarischen Schule), in dem der ehemalige Ungarischlehrer und langjährige Schuldirektor Józsa Benjamin, vor allem auf die Geschichte der ungarischen Schule in Hermannstadt zwischen den Jahren 1947 und 2012 eingeht. Józsa war nämlich als Lehrer ab 1958 in Hermannstadt tätig. 1998 ging er in Rente, war aber noch zehn Jahre lang aktiv. Einige Aspekte seien weggeblieben, beispielsweise, dass Bolyai Farkas seine Dramen hier herausgegeben habe u.a., die er allerdings in einer nächsten Auflage zu ergänzen versprach. „Es kann vorkommen, dass Sie den Eindruck haben, dass ich die ungarische Schule idealisiere“, sagte Józsa. „Und Sie haben Recht, denn ich habe versucht, die positiven Aspekte hervorzuheben“. Józsa geht im letzten Kapitel auch auf das Kulturleben ein.
Balázs D. Attila stellte das Album Erdély Anno 1895-1944 und den Kalender Erdély Anno für das Jahr 2014 vor. Das Album geriet in die Finale des Wettbewerbs Szép Magyar Könyv (Schönes Ungarisches Buch) in Ungarn. Im Album werden nicht nur Fotos von Siebenbürgen aneinandergereiht, sondern werden verschiedene historische Aspekte anhand von alten Postkarten gezeigt. Für das Deckblatt des Kalenders 2014 wurde übrigens eine Postkarte gewählt, auf der der Ratturm in Hermannstadt vom Kleinen Ring aus zu sehen ist. Balázs ist aber nicht nur Redakteur der Bände und Kalender und Postkartensammler, sondern auch talentierter Musiker. Am Sonntagabend begleitete er die Hermannstädter Gesangsschülerin Bajka Brigitta am Klavier.
Das Monodrama „Én, szegény Sudár Anna” nach einem Roman der Ungarin Jókai Anna wurde von Gazdag Erzsébet aus Mediasch aufgeführt. Im Roman wie auch in der Aufführung werden die Schwierigkeiten des Lebens in Siebenbürgen in den 80-er Jahren hervorgehoben. Die Zuschauer hatten anschließend die Möglichkeit, auch mit der Regisseurin Scarlat Anna zu sprechen.
Der Samstag wurde der „Siebenbürgischen Bürgerakademie“ gewidmet. Hier sprachen Architekt Guttmann Szabolcs über die Sanierung der öffentlichen Räume, und der siebenbürgische Volkskundler Pozsony Ferenc über die Elemente der Volkskultur im Aufbau lokaler Feste und Festivals.
Währenddessen zeigte im Kleinen Saal Demeter Ferenc den Kindern die Geschichte von János Vitéz, geschrieben von Petőfi Sándor. Die Kinder durften dabei aktiv mitmachen und den Husaren, denen sich János vorher angeschlossen hatte, selber zum Sieg verhelfen. János Vitéz kommt nach unzähligen Abenteuern ins Feenland wo er seine Iluska wieder vom Tode wecken konnte.
Ein Höhepunkt des Festivals war der Auftritt des bekannten Bródy János, Komponist, Texter, Gitarrist und Sänger, Mitglied der Rockband Illés und Fonográf. Er ist beispielsweise der Autor des Textes der bekannten Rockoper „István a Király”, den er anhand des Dramas „Ezredforduló" (Jahrtausendwende) von Boldizsár Miklós geschrieben hatte. Im Rahmen des Auftrittes sang Bródy viele, unter den Ungarn gut bekannte Lieder wie „Ha én rózsa volnék” u.a. die er meist selbst geschriebenen hatte. Seine einzige Begleitung war dabei seine Gitarre, die völlig auszureichen schien.
Auch wenn es im Atrium Cafe abends eng wurde, fehlte es nicht an guter Stimmung. Jeden Abend überraschte eine andere Band, mit einem ganz anderen Stil als am Vorabend die Gäste, die sich hier verwöhnen ließen.
Werner FINK
Bildtext: Der Geehrte Orth István (links) präsentiert sein Verdienstkreuz im Rang eines Ritters, das ihm im Namen des ungarischen Staatspräsidenten der Generalkonsul Magdó János (rechts) überreichte. Foto: Werner FINK