Ausgabe Nr. 2360
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Feierstunde im Spiegelsaal zum 90. Geburtstag des DFDR-Ehrenvorsitzenden
„Ich wünsche dem Jubilar beste Gesundheit im Kreise seiner Lieben, damit sich die Schublade, in der so manches Manuskript auf die Veröffentlichung wartet, leert". Mit diesen Worten eröffnete der DFDR-Landesvorsitzender Dr. Paul Jürgen Porr die Feierstunde zum 90. Geburtstag des DFDR-Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Dr. h. c. Paul Philippi am Samstag im Spiegelsaal des Forums.
Nicht mehr von seinesgleichen beurteilt werden zu könnnen, das sei der Nachteil, wenn man so ein fortgeschrittenes Alter erreiche, betonte Paul Philippi in Anlehnung an den berühmten Spruch von Johann Wolfgang von Goethe – „Der Alte verliert eines der größten Menschenrechte: Er wird nicht mehr von seinesgleichen beurteilt." – in seiner kurzen Dankesansprache, die zugleich eine zum Denken anregende Ansprache war, für alle Anwesenden. So fragte Philippi rhetorisch in die Runde, wer denn wirklich etwas mit der Tatsache anfangen könne, dass er, Philippi, Untersturmführer der Waffen-SS gewesen ist. Philippi sinnierte: Weder jene, die ihm daraus einen Strick drehen möchten, noch jene, die es aus (falsch verstandenem) Respekt verschweigen würden, lägen damit richtig, denn „Was, wie, warum, das weiß keiner von euch". Deshalb bitte er alle, ihn „gelten zu lassen, so wie ich bin oder mich zu meiden".
So gab es keine Laudatio, sondern die beiden Festredner kamen dem Wunsch des Jubilars entgegen, man solle über die Dinge nachdenken, die ihn bewegt haben: der christliche Glaube in seiner kirchlichen Umgebung bzw. die sächsische Existenz in ihrer siebenbürgischen Umklammerung.
Dem erstgenannten Bereich widmete sich der emeritierte Bischof D. Dr. Christoph Klein in seiner Festrede. Eingangs sagte er: „Wer so alt wird, der muss sich auch gefallen lassen, gefeiert und geehrt zu werden". Schließlich hätten viele das Bedürfnis, ihm, Prof. Philppi, zu danken und Bilanz zu ziehen. Dabei sei eine Lebens- statt einer Leistungsbilanz engemessen. Der Jubilar habe nämlich den christlichen Glauben als Auftrag und Lebensthema betrachtet und die Kirche sei ihm für seinen „umfassenden Einsatz im geistigen und theologischen Dienst dankbar". Philippi denke und wirke „grenzüberschreitend", dabei ergänzten sich „konfessionelle Identität und ökumenische Offenheit". Nicht zuletzt habe Prof. Philippi als Mitbegründer des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e. V. eine „neue Plattform zur Erforschung unserer Kirche" geschaffen.
Der stellvertretende Vorsitzende dieses Arbeitskreises und amtierende Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Dr. Harald Roth, beleuchtete in seiner Festrede zur „sächsischen Existenz und ihrer siebenbürgischen Umklammerung" die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und schlussfolgerte, dass diese ohne Siebenbürgen offensichtlich „nicht existent" sind. Die Sachsen müssten ihrem Namen „Siebenbürger" vorausstellen, um ihre Identität wahrnehmbar zu machen. Insofern bestätigte der Historiker Dr. Roth, was Dr. Philippi als Historiker immer betont hatte, dass nämlich die sächsische Geschichte nur in Siebenbürgen zu verorten ist, allerdings auch hier und jetzt.
Erwähnt hatte Dr. Porr eingangs auch, dass Prof. Philippi maßgeblich beteiligt war an der 1996 erfolgten Neugründung des Siebenbürgischen Karpatenvereins und 1995 an jener des Rotary Clubs in Hermannstadt.
Ein Nachtrag ist angebracht: Am Montag ehrten und feierten ihn denn auch die Hermannstädter Rotarierfreunde angemessen. Prof. Philippi, der seit 1978 Rotarier ist, sei der Dienstälteste des Districts Rumänien Republik Moldova, betonte der amtierende Präsident Lucian Chirilă. Eine Überraschung hatte Heiner Kranz vom Partnerclub Waldorf-Schwetzingen, dessen Ehrenmitglied Prof. Philippi ist, vorbereitet. Beim Meeting am Dienstag der Vorwoche erstellte er eine Videoaufnahme als Geburtstagsgruß, auf der die ehemaligen Kollegen des Jubilars zuletzt ein „Happy Birthday" sangen.
Beatrice UNGAR
Der Jubilar Paul Philippi im Gespräch mit Karl Singer, Vorsitzender des Regionalforums Banat.
Foto: Fred NUSS