Ausgabe Nr. 2340
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Zur sechsten Sommerspielzeit am Gong-Theater
Puppentheater vom Feinsten für Klein und Groß konnte man am Wochenende in Hermannstadt sehen. Das Gong Kinder- und Jugendtheater organisierte vom 5.-7. Juli die sechste Auflage der „Sommerspielzeit“. Weil es zurzeit in Hermannstadt Mode ist, dass alles als Festival betitelt wird, ist auch die Sommerspielzeit ein Internationales Festival der Animation. Teilweise stimmt die Bezeichnung ja auch. Denn die Ensembles waren größtenteils von auswärts angereist. So traten Bulgaren, Franzosen, Deutsche, Österreicher, Griechen und Moldauer auf die beiden Bühnen des Gong-Theaters.
„Aladin“ und seine Wunderlampe durfte den Anfang machen. Die einzigen Puppenspieler aus Rumänien kamen aus Temeswar und begeisterten die Kleinen mit Spezialeffekten wie Schwarzlicht und Theaterrauch (wobei der Rauch die Kinder in der ersten Reihe etwas störte). Das Theater Merlin brachte zwar typisches Puppentheater auf die Bühne, trotzdem unterschied sich die Vorstellung durch Kreativität von den anderen. Die Puppen waren verschieden groß: der Flaschengeist war riesig aber dennoch freundlich und kaum ein Kind erschreckte sich vor ihm. Witzig anzusehen waren auch die vier Begleiterinnen von Jasmin, die öfters Bauchtänze vorführten. Der Auftritt des bösen Hexenmeisters wurde von einem Stroboskop beleuchtet, so dass alles, was er tat, die Kinder ein bisschen gruselte.
Kaum begeistert waren die Kinder vom nächsten Stück: „Die Gurken des Königs“ vom Théatre La Chouette aus Rennes, Frankreich. Die Idee, aus Obst und Gemüse Puppen zu basteln, ist genial und sehr schön anzusehen. Madeleine Briand führte als einzige diese Puppen und war gezwungen, manchmal zu improvisieren. Zum Beispiel verlor der König auf einmal sein Nelkenauge, so war er bis Ende des Stücks nur noch von der anderen Seite gezeigt. Es war für einen Erwachsenen interessant zu sehen aus welchen Gemüse- und Obstsorten man Puppen basteln kann: Aus Lauch allein entstand eine Puppe, die den Gärtner und späteren Prinzen darstellte. Der König trug eine Artischocke als Krone, ein Apfel diente als Kopf und ein Wirsingkohl als Körper. Sehr einfallsreich und schön. Trotzdem gefiel den Kindern das Stück nicht recht. Es könnte daran gelegen haben, dass das Französische simultan übersetzt wurde und die Kinder keine Geduld mehr hatten, bis die Übersetzung kam. Sehr viel Dynamik war auch nicht zu sehen. Was die Vorstellung zum Schluss rettete war eine leckere Gemüsesuppe, die Madeleine Briand vorher gekocht hatte und von der alle Kinder am Ende des Stücks probieren durften.
Die Österreicher vom Theater Feuerblau zeigten die Geschichte vom „Kaiser Tunix“, der – wie der Name schon sagt – nichts tut und sich bedienen lässt. Zum Schluss wird er allerdings dazu gezwungen, selbstständig zu werden.
Der erste Tag endete mit der Vorstellung „Götter, Glocken, Gläubige“ des Theaters am Barg, das vorher auf Tournee durch Siebenbürgen unterwegs war. Schauspielerin Christiane Hess verkörperte alleine über 32 Rollen. Das Stück lief am Abend im Gong-Theater und war ab 16 Jahre freigegeben.
Am Samstag waren drei Kindertheaterstücke und ein Stück für Erwachsene im Programm. Nach dem Kinderbuch „Die Geggis“ von Mira Lobe und Susi Weigel inszenierten die Schauspielerinnen vom Theater ASOU aus Graz ein Theaterstück für Kinder ab 3. Die Bulgaren vom Vessel Theater aus Tarnovo zeigten ein Puppenspiel nach dem berühmten Märchen von Hans Christian Andersen „Der standhafte Zinnsoldat“. Am meisten gefielen den Kindern allerdings die vielen bunten Tiere in „Wie der Löwe von der Angst befreit wurde" des Drama Puppet Theater Ivan Dimov aus Haskovo Bulgarien.
Das Erwachsenenstück „Dracula M“ der Griechen von der Theater Kompanie Splish-Splash aus Athen hatte die Lacher auf seiner Seite. Pantomime vom Feinsten boten die vier griechischen Schauspieler, die ihre Inspiration im vergangenen Jahr fanden, als sie die Törzburg besuchten. Zum Gruseln war diese Variante von Dracula nicht gerade, eher zum Lachen. Im Hintergrund lief auf einer Leinwand der Dialog der Protagonisten, wie in einem Stummfilm. Sogar die Kleider und die Schminke der Schauspieler waren schwarz-weiß und erinnerten an die erste Verfilmung von Bram Stokers Roman, die den Titel „Nosferatu“ trug.
Am Sonntag waren die ersten beiden Stücke „Ein Knopf für einen Traum“ des Staatspuppentheaters aus Sliven und „Ich und die Marionette“ des Theater Arlechino aus der Republik Moldova sehr gut besucht. Am Abend wurde die bulgarische Variante von „Dornröschen“ ebenfalls vom Staatstheater aus Sliven gezeigt.
Die Sommerspielzeit endete mit dem Stück „Der König stirbt“ von Eugen Ionesco des Théatre La Chouette aus Rennes, Frankreich.
Am Ende jedes Theaterstückes wurde den Zuschauern ein Wahlzettel ausgehändigt. Dem Publikum zufolge war das bulgarische Stück „Wie der Löwe von der Angst befreit wurde“ das schönste und interessanteste, das fanden sowohl Erwachsene als auch Kinder.
Cynthia PINTER
Foto 1: Szenenfoto aus „Dracula M".
Foto 2: Madeleine Briand und ihre Puppen aus Gemüse und Obst.
Fotos: Cynthia PINTER