Gottesdienst zum Abschluss des Hochschuljahres am Theologischen Institut
Ausgabe Nr. 2918

Nach der Kreuzübergabe stellte sich Bischof Reinhart Guib (Bildmitte) mit den beiden Absolventinnen Maria Reuss (links) und Ana-Maria Dimitrescu zum Gruppenbild vor dem Altar der Johanniskirche auf.
Foto: Hans KÖNIGES
Wie jedes Jahr verabschiedete Bischof Reinhart Guib Ende Juni in einem Gottesdienst in der Johanniskirche in Hermannstadt zum Ende des Hochschuljahres die Absolventen, in diesem Jahr zwei Absolventinnen, des Studiengangs Protestantische Theologie an der Lucian Blaga-Universität. Gemeinsam mit dem Professor in aktiver Rente, Dr. Stefan Tobler, gestalteten sie diesen Abschlussgottesdienst am Samstagabend.
In seiner Predigt wies Bischof Guib darauf hin, dass ein Theologiestudium gute Möglichkeiten biete, um zu wachsen, um danach „mit großer Kraft in der Kirche, im Gemeindedienst zu wirken”. Nicht jeder sei ein geborener Redner. Aber es gehe hier nicht um eine menschliche Gabe. Der Bischof weiter: „Die Apostel waren keine rhetorisch geschulten Redner. Ihre Kraft kommt aus der Geistgabe. Ihr Zeugnis ist die Frucht dieser Gabe Gottes. Erst wo der Geist wirkt, entfaltet sich die große Kraft des Evangeliums. Das erlebe ich immer wieder bei Gemeindebesuchen, bei Rüstzeiten und Treffen und sogar in Gesprächen, wo Bereitschaft existiert zu hören und sich bewegen zu lassen.“ Auch im Laufe eines Studienjahres oder eines Studiums könne sich wohl jede und jeder der geisterfüllten Momente erinnern, die stets motivierend zum Weitermachen gewirkt haben, um sich noch mehr zu engagieren.
Studienleiter Dr. Johannes Klein beglückwünschte danach die beiden Absolventinnen Ana-Maria Dimitrescu und Maria Reuss. Erstere engagiert sich schon einige Jahre im Religionsunterricht und in der Kinderarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Bukarest. Reuss erzählte stolz, dass sie nun ihr drittes Studium absolviert habe.

Mario Alexandru Bibolariu.
Foto: privat
Insgesamt zog Studienleiter Dr. Klein eine zufriedenstellende Bilanz des abgeschlossenen Studienjahres, man habe immerhin eine „Stabilität auf niedrigem Teilnehmerniveau“ erreicht, habe auch jetzt in jedem Studienjahr zwei Studierende, und erfreulich sei die hohe Zahl der Gastprofessoren, die zum Teil online, zum Teil vor Ort, ihre Vorlesungen abhielten. Das Ökumenesemester besuchten diesmal gleich fünf Teilnehmer, und den Sprachkurs belegten neun Studenten.
Im Rahmen dieses Gottesdienstes zeichnete Prof. Tobler zwei Schüler aus, die sich durch ihre ehrenamtliche Arbeit im christlichen Umfeld besonders engagiert haben. Das Theologische Institut in Hermannstadt vergibt nämlich seit 2020 jährlich den Drei-Königs-Preis an Schüler, unbhängig von ihrer Konfession, die ein Projekt vorweisen können, in dem sie gezeigt haben, wie sich Ehrenamt und christlicher Glauben verbinden lassen.
Der erste Preisträger heißt Mario Alexandru Bibolariu, ist Schüler der 10. Klasse an dem „Diaconovici-Tietz”-Nationalkolleg in Reschitza und engagiert sich in dem Verein ATOR BM (Asociația Tinerilor Ortodoxși Români din Banatul de Munte/Verein der orthodoxen Jugendlichen aus dem Banater Bergland), der Hilfsprojekte für bedürftige Jugendliche in der Region organisiert. Eines der bekanntesten Projekte ist „Der Stiefel des Nikolaus“. Der Verein schaffte es, in der Vorweihnachtszeit rund 125.000 Lei einzusammeln und damit 575 Paar Stiefel inklusive weiteren Dingen, die hilfsbedürftige Kinder brauchen, an diese zu verschenken. Der Preisträger schreibt in seiner Bewerbung: „Das war eine wirkliche Freude für mich, zu sehen, wie sich Kinder über die Geschenke freuten. Das erfüllte mich mit dem Gefühl alles richtig gemacht zu haben und für andere da sein zu können. Ich beschloss in dem Moment, dass ich mich mit Sicherheit auch in weitere gemeinnützige Aktionen dieser Art einsetzen werde und alles machen werde, um bedürftigen Menschen zu helfen, denn das Gefühl, das man dabei empfindet, wenn man die Freude anderer erleben und spüren darf, ist unbeschreiblich schön. Ich bin sehr froh, auch Teil dieser Kampagne gewesen zu sein und so viel über Nächstenliebe gelernt und erlebt zu haben. Es ist ein einzigartiges Gefühl, dass ich gerne wieder spüren würde und dass ich nie missen möchte.”

Dominik Stecz.
Foto: privat
Der zweite Preisträger kommt aus Mediasch und heißt Dominik Stecz. Er hat sich Verdienste erworben, indem er zunächst mit seiner Mutter und auch der Mediascher Chorleiterin Edith Toth, und danach gemeinsam mit weiteren Jugendlichen, das Altenheim in Hetzeldorf zu neuem Leben erweckte. Das Ganze fing harmlos an mit gemeinsamem Singen in der Adventszeit und setzte sich dann in größerem Stile im Frühjahr fort mit einer Entrümpelungsaktion von alten, kaputten, unbrauchbaren Gegenständen, bei der Stecz weitere Jugendliche motivieren konnte, mitzumachen.
Im nächsten Schritt half er dann bei der Sanierung des Gebäudes. Und im vergangenen Herbst half die ganze Klasse bei der Neugestaltung des Altenheim-Gartens mit. Stecz schließt seine Bewerbung ganz emotional: „All diese Erlebnisse haben mein Leben bereichert. Das Altenheim ist zu meinem zweiten Zuhause geworden, aus den stillen, zurückgezogenen Senioren sind für uns liebevolle Omas und Opas geworden, die uns begeistert erwarten, um von ihrer Kindheit zu erzählen und sich emotional daran zu erinnern. (…) Meine Arbeit hier ist noch lange nicht zu Ende.“
Leider konnten die beiden Ausgezeichneten bei der Preisverleihung in Hermannstadt nicht dabei sein. Ja, die Ferien werfen so manche Terminpläne über den Haufen.
Hans KÖNIGES