Positive Haltung zur deutschen Abteilung

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Pädaschülerinnen und -schüler befragten Passanten in Hermannstadt

Ausgabe Nr. 2915

Die 9D-Klasse bei der Analyse und Interpretation der bei der Straßenumfrage erhobenen Daten.                                                                           Foto: privat

Anfang April führten Schülerinnen und Schüler der IX.D-Klasse der deutschen Abteilung am Pädagogischen Nationalkolleg „Andrei Șaguna“ (kurz: Päda) in Hermannstadt eine Straßenumfrage im Stadtzentrum durch. Ziel war es, die Einstellung der Bevölkerung zur Einschulung der Kinder in die deutsche Abteilung an Grundschulen zu ermitteln. Insgesamt nahmen 56 Personen an der Befragung teil – mit eindeutigem Ergebnis: Eine überwältigende Mehrheit von 47 Personen äußerte sich positiv.

Von den Respondenten waren 44 jünger als 40 Jahre, nur 12 waren älter. Zudem überwog der Anteil weiblicher Personen deutlich: 36 Frauen standen 20 Männern gegenüber.

Die positiven Antworten verteilten sich über beide Altersgruppen, wobei sämtliche sieben negativen Rückmeldungen von jungen Befragten kamen (vier Männer, drei Frauen). Zwei Personen zeigten sich unentschlossen.

Zu den häufigsten Gründen für eine positive Haltung zählten die besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt (insgesamt 14 Nennungen), die Möglichkeit einer Zukunft im Ausland (8 Nennungen), sowie die persönliche Selbstverwirklichung durch das Erlernen der deutschen Sprache (11). Auch die deutsche Tradition in Hermannstadt wurde mehrfach betont (5 Nennungen), ebenso wie die Qualität des Unterrichts in der deutschen Abteilung (7) und familiäre Bindungen zur deutschen Sprache oder Kultur (3).

Die wenigen negativen Rückmeldungen bezogen sich hauptsächlich auf fehlende Sprachkenntnisse im familiären Umfeld, mangelndes Wissen über die deutsche Abteilung, oder eine negative persönliche Erfahrung.

Zwei Unentschiedene unter den 56 Befragten machten ihre Haltung von der zukünftigen Lebenssituation oder der Begabung des Kindes abhängig.

Die Schülerinnen und Schüler ziehen aus ihrer Befragung ein deutliches Fazit: Die Mehrheit der befragten Personen zeigt sich offen dafür, dass Kinder Deutsch lernen – vor allem wegen der heutigen Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen für Bildung und Beruf.

In einer globalisierten Welt, in der viele junge Menschen ins Ausland gehen, gelten Deutsch und Englisch als Schlüsselsprachen für eine erfolgreiche Zukunft.

Gerade in Hermannstadt, einer Stadt mit starkem siebenbürgisch-sächsischen Erbe, ist der Einfluss der deutschen Sprache weiterhin spürbar – deutlich sichtbar an der Existenz mehrerer deutscher Abteilungen und der einzigen pädagogischen Klasse mit Unterricht auf Deutsch als Muttersprache.

Ein zentrales Ergebnis der Schüleranalyse ist, dass praktische Argumente wie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und persönliche Entwicklung deutlich häufiger genannt wurden als familiäre Herkunft oder Tradition. Viele Befragte sehen in der deutschen Sprache ein Werkzeug für ein besseres Leben – sei es für eine spätere Karriere, ein Studium im Ausland oder die Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln. Besonders junge Frauen zeigten sich offen und positiv gegenüber dem Deutschunterricht, während einige junge Männer kritischer waren, oft aus persönlichen Gründen wie Stress, mangelnder Unterstützung oder schlechten Erfahrungen im Schulumfeld. Die wenigen negativen oder unentschiedenen Stimmen basierten häufig auf Unsicherheit oder dem Gefühl, den Kindern mangels eigener Sprachkenntnisse nicht helfen zu können. Einzelne Respondenten schienen Vorurteile oder nationale Identität mit Ablehnung anderer Kulturen zu verwechseln – was von den Schülern kritisch gesehen wurde, besonders im Kontext europäischer Zusammenarbeit.

Die Interpretation der Ergebnisse zeigt insgesamt: Für viele Menschen in Hermannstadt ist Deutsch vor allem ein Vorteil für die Zukunft – weniger ein Zeichen kultureller Zugehörigkeit. Bildung, berufliche Perspektiven und persönliche Weiterentwicklung stehen dabei klar im Vordergrund.

Deutschlehrerin Diana ZOPPELT und die IX.D

Pädagogisches Lyzeum

 

Zusammenfassung der Ergebnisse

Es wurden insgesamt 56 Personen befragt.

Davon 12 über 40 Jahre und 44 unter 40 Jahre alt

20 männliche Personen und 36 weibliche Personen

7 negative Antworten (4 männlich, 3 weiblich; alle jung)

2 unentschieden (1 männlich, 1 weiblich; beide jung)

47 positive Antworten

Argumente für JA:

„Hermannstadt ist eine deutsche Stadt”;

„Hier wird Deutsch gesprochen”;

„Die Stadt wurde von Deutschen gegründet“;

„Mehr Geld verdienen“;

„Breitere Auswahl für Arbeitsstellen“;

„Deutsch ist auf dem Arbeitsmarkt nötig/ ein Vorteil“;

„Deutsch kann in der Zukunft hilfreich sein“;

„Man kann im Ausland arbeiten und leben”;

„Eine Uni im Ausland besuchen”

„Man erlernt eine Fremdsprache, hat dadurch Zugang zu mehr Information und Erfahrung”;

„Deutsch ist eine Sprache, die man kennen soll”;

„Deutsch ist eine sehr bekannte Sprache”;

„Man erweitert seinen Horizont und kann leichter reisen“;

„Es fördert die intellektuelle Entwicklung“;

„Man kann interessante Personen treffen und kennenlernen“;

„Es fördert das Erlernen auch weiterer Fremdsprachen“;

„Hohes Qualitätsniveau des Unterrichts“;

„Bessere Ausbildung“;

„Ich war auch Absolvent der deutschen Abteilung“;

„Ich bin in der deutschen Abteilung“;

„Die deutsche Abteilung bietet viele interessante Lernmöglichkeiten“;

„Ich habe Deutsch in der Schule gelernt und möchte, dass meine Kinder auch Deutsch lernen“;

„Meine Frau ist deutscher Abstammung“;

„Weil in unserer Familie Deutsch gesprochen wird“;

„Meine Muttersprache ist Deutsch“.

Argumente für NEIN:

„Niemand kann in der Familie Deutsch”;

„Ich weiß nicht, was die deutsche Abteilung ist”;

„Weil wir in Rumänien und nicht in Deutschland sind”;

„Mir gefallen die Kollegen aus der deutschen Abteilung meiner Schule nicht“;

„Zu viel Stress und man beginnt die Sprache zu hassen“;

„Es ist zu schwer für mich und ich möchte in die rumänische Abteilung transferiert werden“.

Argumente für UNENTSCHIEDEN:

„Wird von meiner zukünftigen Lebenspartnerin abhängen“;

„Wird vom Interesse und Begabung des Kindes abhängen“.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.