Zukunft der Industrie im Fokus

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Delegation der HTW Berlin erneut zu Gast in Hermannstadt

Ausgabe Nr. 2908

Beim Empfang durch Vizebürgermeister Helmut Lerner und Stadtrat Wolfgang Alexander Guib im Sitzungssal des Stadtrates im Rathaus am Großen Ring. Foto: Presseamt der Stadt

Mitte März war es wieder so weit: Wie in den Vorjahren reiste eine Delegation der renommierten Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin aus der deutschen Hauptstadt nach Hermannstadt, um vor Ort die wirtschaftliche Entwicklung Siebenbürgens zu erkunden. In diesem Jahr nahmen 18 Studenten und zwei Professoren aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen teil.

Ziel für die angehenden Wirtschaftsingenieure war es, Chancen und Herausforderungen des Nearshoring zu analysieren – ein Trend, der durch globale Krisen wie Pandemie und geopolitische Spannungen stark an Bedeutung gewonnen hat. Die Studenten konnten Brücken zwischen Theorie und Praxis schlagen. Neben Fachgesprächen standen daher auch zahlreiche Betriebsbesichtigungen auf dem Programm.

Zehn Betriebe, ein Eindruck: Rumänien ist Zukunftsstandort. Die Studiengruppe hatte, mit Unterstützung von Stadtrat Wolfgang Alexander Guib, Gelegenheit, insgesamt zehn Unternehmen in und um Hermannstadt, größtenteils Mitglieder des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen, zu besuchen. Darunter waren namhafte internationale Konzerne wie Continental, Marquardt, Thyssenkrupp Bilstein, mittelständische Firmen wie Gühring, Fritzmeier, Wenglor, Euchner, Lanco, Paderteg Kabeltechnik – und mit ProMold Sib auch ein junges Start-up aus der Nachbarschaft.

Gruppenbild mit Gästen und Gastgebern vor dem Hauptgebäude der Continental-Niederlassung im Industriegebiet West. Foto: Continental Sibiu

Besonders beeindruckend war die große Bandbreite: Vom hochautomatisierten Stoßdämpferhersteller über die Sensorikentwicklung bis zur handgefertigten Kabelkonfektion boten die Betriebe einen authentischen Einblick in die industrielle Vielfalt der Region. So produziert Paderteg in Kleinkopisch/Copșa Mică wöchentlich bis zu 300.000 Kabelsysteme – mit großem Anteil an manueller Fertigung. Lanco zeigte großformatige Zelte und modulare Hangars für Armee und Katastrophenschutz. Und ProMold Sib, gegründet von einem ehemaligen Werkstattleiter, gab der Gruppe ganz persönliche Einblicke in rumänisches Unternehmertum.

Neben den Unternehmensbesuchen bot das Rahmenprogramm Einblicke in die lokale Politik und Geschichte. Beim Empfang im Rathaus wurden den Studenten wirtschaftspolitische Strategien der Stadt vorgestellt – mit Raum für kritische Fragen. Eine Stadtführung durch die historische Altstadt und ein Gespräch zu der politischen und wirtschaftlichen Situation rundeten das Programm ab.

Auch kulturelle Elemente kamen nicht zu kurz: Ein Ausflug zu einer siebenbürgisch-sächsischen Wehrkirche verdeutlichte die kulturelle Vielfalt Siebenbürgens. Die enge Verbindung von Vergangenheit und Zukunft war für viele Teilnehmer ein zentrales Motiv dieser Reise.

„Besonders spannend war für uns der direkte Vergleich zwischen verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen“, sagte ein Student. Von Hightech-Sensorik bis zu industriellen Zeltlösungen bekamen die Teilnehmer einen facettenreichen Eindruck der rumänischen Wirtschaft.

Die HTW Berlin zieht nach der Woche in Hermannstadt erneut ein durchweg positives Fazit. Viele Unternehmen präsentierten sich offen, engagiert und zukunftsorientiert. Auch die Studenten waren beeindruckt – nicht nur von den Technologien, sondern auch von der Gastfreundschaft. Bereits jetzt ist klar: Eine weitere Reise in die Region ist für das kommende Jahr geplant. Denn Hermannstadt hat sich nicht nur als attraktiver Studienstandort etabliert – sondern auch als Ort, an dem die wirtschaftlichen Antworten auf globale Herausforderungen entwickelt werden.

Leonhard VORTMANN

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.