Streiflichter vom traditionellen Weihnachtskonzert des Hermannstädter Bachchors
Ausgabe Nr. 2895
Das Weihnachtskonzert des Hermannstädter Bachchors unter der Leitung von Musikwart Jürg Leutert war an beiden Abenden sehr gut besucht. Sowohl bei der öffentlichen Generalprobe am Samstag, dem 14. Dezember, als auch bei dem Konzert am Sonntag, dem 15. Dezember, war die evangelische Stadtpfarrkirche in Hermannstadt bis auf den letzten Platz besetzt. Es erklangen Johann Kuhnaus (1660–1722) „Magnificat C-Dur” und Johann Sebastian Bachs (1685-1750) sechste (und letzte) Kantate aus seinem Weihnachtsoratorium.
Bach war in Leipzig der Nachfolger von Kuhnau. Damit erlebten die Anwesenden Meisterwerke zweier Thomaskantoren in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche. Beide Werke sind identisch orchestriert: Trompeten, Pauken, Oboe, Chalumeau, Streicher, Fagott, Kontrabass und Orgel erzeugen eine breite Klangpalette, die den Chor unterstützen.
Dazu erklärte Musikwart Jürg Leutert: „Kuhnaus ‚Magnificat in C-Dur‘ ist nach seiner Wiedererweckung anfangs der 2000er Jahre zu seinem bekanntesten Großwerk geworden. Die vier eingefügten weihnachtlichen Einlagesätze, welche den klassischen Lobgesang Marias ergänzen, bieten stimmungsvolle Anknüpfungspunkte für die Zeit, in der wir uns gerade befinden. Das lateinische Wort Magnificat ist das erste des Lobgesanges der Maria (Lukas 1,46-55), den sie anstimmte, nachdem ihr der Engel Gabriel während ihres Besuches bei ihrer Cousine Elisabeth verkündete, dass sie den Heiland gebären werde.
Bach schließt sein Weihnachtsoratorium ebenfalls mit eindrücklichen Klangmalereien. Der Besuch der Weisen aus dem Morgenland verlangt einerseits eine klangvolle, fast lärmige Inszenierung: Die Weisen werden teilweise als Könige bezeichnet, sie begegnen dem König Herodes; sie suchen nach etwas Königlichem. Andererseits treffen sie im Stall auf das in Windeln gewickelte Kindlein, das ganz natürlich die entsprechende Ruhe und Innigkeit erzeugt, die Bach klanglich so wunderbar umsetzt.
Beide Werke leben durch große, eindrückliche, farbenreiche Kontraste zwischen laut und leise, hoch und tief, hell und dunkel, böse und lieb, Reichtum und Armut, Stall und Palast; Stärke und Schwachheit.”
Mitgewirkt haben vier in Hermannstadt bereits bekannte Solistinnen und Solisten, die diese Szenerien mit ihren Stimmen unterstützten: Melinda Samson, Elisa Gunesch, Nicolae Simonov und Horațiu Coman, begleitet von einem kleinen Orchester, gebildet aus Musikerinnen und Musikern der Hermannstädter Staatsphilharmonie.
Das Projekt wurde möglich durch eine Zusammenarbeit zwischen der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde A. B. und dem Hermanstädter Bachchor mit der Hermannstädter Staatsphilharmonie und der Unterstützung des Hermannstädter Bürgermeisteramtes.
B. U.
Wer mehr wissen will darüber, wie schwer es seinerzeit für Johann Sebastian Bach und seine Familie in Leipzig war, das Weihnachtsoratorium gegen den Widerstand des Stadtrats zur Aufführung zu bringen, sollte sich den Fernsehfilm „BACH – Ein Weihnachtswunder“ nicht engehen lassen. Der historische Event-Familienfilm – auf ARD am Mittwoch erstmalig ausgestrahlt – erzählt von der Entstehung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in den Tagen vor Heiligabend 1734. Neben Devid Striesow in der Rolle des Leipziger Kantors spielt Verena Altenberger als gesanglich ausgebildete Ehefrau Anna „Magdalena“ eine Hauptrolle. Eine besondere Würdigung findet Bachs talentierter, erwachsener Sohn Emanuel – besetzt mit Striesows Sohn Ludwig Simon -, der später an die Bekanntheit des Vaters heranreichte. Drehbuchautor Christian Schnalke richtet den Fokus auf den nahbaren Bach, der inbrünstig davon überzeugt ist, den Gläubigen die Geschichte von der Geburt Jesu mit Musik viel besser näherbringen zu können, als es das Wort jemals vermochte. Der Name Bach steht hier nicht nur für den genialischen Patriarchen, der den weltlichen Machtanspruch der Kirche infrage stellt, sondern auch für dessen musische Familie. Der Film ist in der ARD Mediathek zu finden.
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