Streiflichter vom XXXIV. Volksgruppenkongress in Klagenfurt
Ausgabe Nr. 2891
Der XXXIV. Europäische Volksgruppenkongress hat am 13. und 14. November d. J. in Klagenfurt am Wörthersee, in der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Kärnten, stattgefunden. Daran haben Delegationen aus Rumänien (Hermannstadt, Bistritz und Reschitza) und aus der Ukraine (Czernowitz), genauso wie in den vergangenen Auflagen, teilgenommen. Veranstalter und für den Inhalt verantwortlich war das Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 1 – Landesamtsdirektion / Bereich Volksgruppen, Menschenrechte und regionale Kooperationen. Der Tagungsort war das Konzerthaus Klagenfurt, im Mittleren Saal, die Konferenzsprachen waren Deutsch und Slowenisch, wobei man die Übersetzungen durch Kopfhörer verfolgen konnte.
Das Thema des Kongresses „TRUTH OR FAKE – DER WAHRHEIT VERPFLICHTET?! Herausforderungen für grenzüberschreitenden Journalismus und die Minderheitenberichterstattung im multimedialen Zeitalter sowie der Einfluss der sozialen Medien“ hat man gekonnt aktuell ausgewählt und es hat, neben den Auslandsgästen, zahlreiche lokale Interessenten, besonders Jugendliche aus verschiedenen Schuleinrichtungen Kärntens angezogen. Natürlich waren Vertreter der Landesregierung, Politiker, am Thema Interessierte, Pressevertreter und weitere im Saal anwesend. Die Moderation besorgten diesmal Mag. Peter Karpf, Dr. Wolfgang Platzer, Mag. Dr. Mirjam Polzer-Srienz, Dr. Günther Rautz und Mag. Tanja Malle vonseiten der Organisatoren. Begrüßungsworte sprach der Landesamtsdirektorstellvertreter DDr. Markus Matschek, während die feierliche Eröffnung des Kongresses durch Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser stattfand. Eine Videobotschaft übersandte auch der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher. Weitere Einführungsworte sprachen noch Dr. Daniela Kraus (Generalsekretärin Presseclub Concordia) sowie Dr. Günther Rautz (EURAC, MIDAS – European Association of Daily Newspapers in Minority and Regional Languages).
Es gab einen Einführungsvortrag (Univ.-Prof. Mag. DDr. Matthias Karmasin: „Soziale Medien als Herausforderung für die Minderheitenberichterstattung: Kommunikation zwischen Polarisierung und Manipulation“) und zwei Panels in deutscher und slowenischer Sprache, die den ganzen Vormittag des 13. Novembers ausfüllten. Aus Rumänien war als Referentin die Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, Beatrice Ungar, anwesend, die gekonnt die War- und Ist-Situation der Minderheitenpresse in Rumänien beschrieb und argumentiert über die der Rumäniendeutschen Einzeleinheiten unterstrich. Ihr Vortrag und ihre Stellungnahmen wurden sehr gut angenommen.
Über die Berichterstattung in den Volksgruppenmedien haben innerhalb des ersten Panels Mateja Rihter („Die Menschen und ihre Geschichten der Hoffnung stehen im Mittelpunkt“), Marijan Velik („Die Macht der Bilder am Beispiel des slowenischen TV Magazins Dober dan, Koroška”), Wolfgang Mayr („Vom Versuch, normal zu sein – Zwischen EthnoNische und Mainstream“), Konstantin Vlasich („Mut zu mehrsprachigem, kritischen Journalismus im Volksgruppen- und Minderheitenbereich“) und Beatrice Ungar („Zwischen Pflicht und Kür“) referiert. Innerhalb des zweiten Panels, das der Berichterstattung in den Medien über Volksgruppen gewidmet war, kamen Clara Akinyosoye, MA („Ignoriert und vergessen: Die gesellschaftspolitische Relevanz von Minderheitenberichterstattung“), Christoph Franceschini („Eine Partei, eine Zeitung? Südtirols Medienlandschaft zwischen Monopol und Vielfalt“), Mateja Železnikar („Radiosendung Sotočja – seit über 40 Jahren in Gesellschaft der Slowenen aus den Nachbarländern“) und Mag. Olivera Stajić-Fidler („15 Jahre mediale Diversität in kommerziellen Medien. Am Beispiel der Tageszeitung Der Standard“) sowie Mag. Thomas Čik („Seit 120 Jahren ein Teil der Familie“) zu Wort.
Wie in den vergangenen Jahren gab es auch in diesem Jahr ein Rahmenprogramm als Teil des Volksgruppenkongresses. Am Abend des 14. Novembers nahmen die Delegationen und weitere Interessierte an einem Podiumsgespräch unter dem Motto „TRUTH OR FAKE – Die Verantwortung der Medien“ mit dem 3. Landtagspräsidenten Andreas Scherwitzl in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser, Dr. Karin Moser (Medienhistorikerin, Universität Wien), Mag. Thomas Čik (Mitglied der Chefredaktion, Kleine Zeitung) und Dr. Katja Gasser (Leiterin Literaturressort, ORF) im ORF Theater, ORF Landesstudio Kärnten, teil.
Im Rahmen des Kongressprogramms wurde durch Mag. Peter Karpf der Band „Kärnten Dokumentation 2024, Band 39. Dialog und Kultur. Beiträge zum Europäischen Volksgruppenkongress 2023 und Sonderthemen“ vorgestellt. Im Band findet man auch 3 Beiträge vonseiten Rumäniendeutscher: Maria Junesch („Stand.Punkte der Jugend. Erwartungen und Meinungen Jugendlicher in Rumänien zur Zukunft der deutschen Sprache und der Minderheiten“), Erwin Josef Țigla („Alexander Tietz – eine vielseitig gewürdigte multikulturelle Persönlichkeit des Banater Berglands/Rumänien“) und Frank-Thomas Ziegler („Denkmal, Narativ, Kontext. Kirche als Kulturmittlerin“), der Reihe nach, wie im Buch erschienen.
Für die Delegation aus dem Banater Bergland bestehend aus dem DFBB-Vorsitzenden und seinem Stellvertreter und Jugendreferenten Dr. Ing. Christian Paul Chioncel war es eine Freude, drei Vertretern verbündeter Vereine von deutschen Minderheiten Ost- und Südosteuropas zu begegnen: Veronika Haring, Obfrau des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg an der Drau/Maribor, Slowenien, sowie Inge Wittal, Obfrau des österreichisch-deutschen Kulturvereins in Czernowitz, Ukraine, und ihrem Stellvertreter Paul Pivtorak. Eine Freude für uns war es auch, dem Träger des „Alexander Tietz“-Preises für das Jahr 2014, Mag. Udo Peter Puschnig, und Werner Platzer, BA, beide aktive Freunde in Klagenfurt am Wörthersee, zu begegnen. Es wurden Meinungen und gemeinsame Zukunftspläne ausgetauscht.
Auch darf nicht der Empfang im Rathaus von Klagenfurt am Wörthersee, der Partnerstadt von Hermannstadt, vergessen werden, mit Vizebürgermeister Dr. Alexander Kastner.
Interessant, lehrreich, mit vielen guten anwendbaren Ideen und Vorschlägen für ein besseres Verständnis für die Presse, so könnte man die Bilanz des Volksgruppenkongresses 2024 charakterisieren.
Erwin Josef ȚIGLA