Erasmus+ Projekt war ein Erfolg
Ausgabe Nr. 2884
Mitte September startete die erste große Erasmus+-Exkursion des Göttenbach-Gymnasiums in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) – ein echtes Abenteuer für 13 Schülerinnen und Schüler mit ihren begleitenden Lehrkräften Angela Schumacher und Frederick Fisher, die sich auf den Weg nach Hermannstadt am Rande der beeindruckenden Karpaten machten. Ziel der Reise war es, die atemberaubenden Landschaften und faszinierenden Naturphänomene der Region hautnah zu erleben und zu erforschen. Vor Ort erwartete sie eine große Anzahl an Tag- und Nachtfaltern, die zum Hauptbestandteil des Projekts werden sollten. Erasmus+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, welches Schulen innerhalb der EU finanziell unterstützt, um Exkursionen wie diese ins Ausland zu ermöglichen.
Gleich zu Beginn stand ein herzlicher Empfang im Festsaal der rumänischen Partnerschule, dem Hermannstädter Pädagogischen Lyzeum „Andrei Șaguna“, auf dem Programm. Von Seiten der Gastschule hatten Dr. Georgiana Andronic, Dr. Adela Dinu, sowie die Schulleitung Mihaela Filip und Andreea Micu das gemeinsame Erasmus+-Projekt vorbereitet.
Zunächst tauchten die Teilnehmenden – alle aus der Klassenstufe 11 und 12 – tief in die Kultur und Geschichte des Landes ein. Bei einer spannenden Stadtrallye durch Hermannstadt konnten die Schülerinnen und Schüler die Altstadt erkunden und erste Eindrücke sammeln. Ein besonderes Highlight war der Besuch der Katakomben unterhalb des ehemaligen Schulgebäudes, die exklusiv für Besucher geöffnet wurden. Im Freilichtmuseum erhielten sie weitere Einblicke in die lokale Geschichte, besuchten eine orthodoxe Holzkirche und durften typische rumänische Gerichte probieren. Weitere Höhepunkte der Reise waren die Besichtigung von Attraktionen wie dem Aussichtspunkt auf dem Hammersdorfer Berg, der einen beeindruckenden Blick über die gesamte Stadt bietet.
Die Biodiversität, ihre Bedeutung und ihr drohender Verlust bildeten nun den thematischen Rahmen eines kleinen Forschungsprojektes. Die Alte Mühle in Holzmengen wurde für zwei Tage sozusagen zum Basislager für die jungen Forscher. Die Artenvielfalt der Nacht- und Tagfalter ist in Rumänien so groß wie in fast keinem anderen europäischen Land. Highlight der gesamten Exkursion war die Untersuchung der Nachtfalterfauna bei Holzmengen mit Professor Rakosy (Uni Klausenburg/Cluj), von dem die Schüler viele interessante Informationen erhielten. Durch das Aufstellen von Lichtfallen vergleichend in einem Hudewald und einem dichteren Laubwald konnten insgesamt 33 verschiedene Arten bestimmt werden. „Hudewald“ – davon hörten die Päda-Schüler der XI. D aus Hermannstadt und die Schüler aus Idar-Oberstein zum ersten Mal. Auf ihrer Wanderung durch diese Weidelandschaft mit alten, einzelnstehenden Laubbäumen erfuhren sie, dass sie ein wertvoller Lebensraum für besonders viele Tier- und Pflanzenarten, so auch für viele Tag- und Nachtfalter sind. Außerdem nutzen die Schafhirten mit ihren umherziehenden Herden diese zaunlose, weitläufige Landschaft. Begleitet wurden die jungen Forscher von zwei Studenten des Umweltcampus Birkenfeld (in der Nähe von Idar-Oberstein), der zusammen mit der Universität Klausenburg ein Projekt zur nachhaltigen Nutzung der Hudewälder Siebenbürgens leitet. Sie dokumentierten die Exkursion mit ihrer Videokamera und Fotodrohne.
In der Alten Mühle wurde die Gruppe über die Initiative „Peisaj Deschis“ – „Offene Landschaften“ informiert. Sie setzt sich unter anderem aktiv gegen die Umnutzung der landwirtschaftlichen Flächen bis hin zum Landgrabbing durch großindustrielle Agrarunternehmen ein. Durch die Haltung von nicht-heimischen Angus-Rindern auf riesigen umzäunten Weiden wird die einzigartige, mosaikartige Kulturlandschaft sowie die Artenvielfalt der Hudewälder immer mehr zerstört. Elektrozäune hindern wandernde Großsäuger wie Braunbär, Luchs und Wolf daran, ihre angestammten Wege zu ziehen und drängen sie zunehmend in die Nähe der Dörfer. Es wurde allen bewusst, dass die Erhaltung der Hudewälder und der kleingliedrigen Kulturlandschaft im Allgemeinen somit essentiell ist.
Schlussendlich durfte der geografische Teil des Projektes nicht zu kurz kommen, weshalb der vorletzte Tag der Projektreise zur Erkundung der Karpaten, eines der faszinierendsten Gebirge Europas, genutzt wurde. Vor Ort lernten die Teilnehmenden spannende Fakten über die Auffaltung der afrikanischen und der eurasischen Platte. Des Weiteren nahmen sie einen der bekanntesten Seen Rumäniens in den Blick, den Buleasee/Bâlea Lac. Obwohl das erhoffte Panorama aufgrund einer dicken Nebeldecke nur kurz zu erahnen war, erhielt die Exkursionsgruppe faszinierende Einblicke in die geologische Geschichte der Karpaten, welche die Region maßgeblich geprägt hat. Am Ende der Reise waren sich alle Schülerinnen und Schüler einig: Nach dem Abitur würde es eine erneute Reise nach Hermannstadt geben. Die unvergesslichen Erlebnisse – von der Erforschung der Nachtfalter bis hin zu den beeindruckenden Spaziergängen durch die Hudewälder – hinterließen bleibende Eindrücke. Dank des Erasmus+ Programms erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, nicht nur neue Kulturen und Landschaften zu entdecken, sondern auch wertvolle internationale Kontakte zu knüpfen. Der interkulturelle Austausch stärkte das Bewusstsein für gemeinsame europäische Themen und hinterließ bei allen Beteiligten den Wunsch, ähnliche Projekte in der Zukunft fortzusetzen. So bleibt nun die Vorfreude auf den Gegenbesuch der Gruppe vom Pädagogischen Lyzeum „Andrei Şaguna“ in Deutschland.
Dr. Georgiana ANDRONIC