Der Kunstschlosser

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Spuren von Rudolf Heinrich Bock in Hermannstadt

Ausgabe Nr. 2884

Das Gebäude der Hermannstädter Allgemeinen Sparkasse am Großen Ring um 1900.                                                                                    
Foto: HZ-Archiv

In Kronstadt wurde am 5. Mai 1858 dem Geometer – also dem Fachmann für Landvermessung – Heinrich Book und seiner Frau Katharina, geborene Welther, ein Sohn geboren, der den Namen Rudolf Heinrich Bock erhielt. Dieser wuchs in Kronstadt auf, wo er eine Schlosserlehre hinter sich brachte. Danach begab er sich auf Wanderschaft. Im Ausland erreichte er die Würde eines Meisters und heiratete Maria, geborene Lange. Sie bekam am 28. Februar in Wien eine Tochter, die auf den Namen Rudolfine Johanna Marie Bock getauft wurde. Danach kehrten sie nach Siebenbürgen zurück und ließen sich in Hermannstadt in der Lederergasse Nr. 2 – in einem Eckhaus an der Burgergasse – nieder.

Hier kamen zu üblichen Arbeiten der Schlosserei auch einige größere Aufträge hinzu, die unserem Handwerker die Möglichkeit gaben, sich als „Kunstschlosser“ zu benennen. Es handelt sich dabei vorwiegend um Verpflichtungen für die „Hermannstädter Allgemeine Sparkasse“.

Diese – gegründet 1841 durch Friedrich Michael Herbert in seinem Wohnhaus an der Wintergasse, unterstützt von 97 gründenden Mitgliedern, mit einem zusammengetragenen Kapital von 1.322 Floren/ also Gulden/ – erwarb nun, 1876, das Gebäude am Großen Ring Nr. 6, dazu im Jahre 1892 auch das den Hof zum Ballgässchen abschließende Gebäude.

Das „HAS“-Emblem am Hoftor des Hauses am Großen Ring Nr. 6.

Das linke Eckgebäude zur Heltauergasse kam im Jahre 1888 in den Besitz der Sparkasse. Es war von einem Vertreter der Familie Conrad von Sonnenstein angekauft worden. Da setzten nun ausführliche Baumaßnahmen ein, die während den Jahren 1893-1894 durchgeführt wurden. Dadurch konnte Carl Wolff bereits im Jahre 1894 seine Dienstwohnung im ersten Stock des Eckhauses beziehen und bis 1919 bewohnen.

Nun wurden drei Baukörper und deren Dächer vereinigt sowie ein Bauteil abgetragen um Raum für den neuen „Römischen Kaiser“ zu schaffen. Deren Bau durch die Sparkasse nach Plänen den Architekten Friedrich Maetz begann am 12.Juni 1894, wobei die festliche Eröffnung für den 7. September 1895 vorgesehen wurde. Diese fand tatsächlich einen Tag später mit Beteiligung der Stadtkapelle statt. Dabei hatte der „Römische Kaiser“ – am 7. November 1895 als „Aktiengesellschaft der Hermannstädter allgemeinen Sparkasse“ eingerichtet- statt einem großen Speisesaal nur einen offenen Arkadenhof.

Das „HAS”-Emblem am Baldachin des Eingangs zum „Römischen Kaiser“.

Bei allen diesen umfangreichen Baumaßnahmen wirkte unser Schlossermeister nicht nur mit üblichen Beschlägen, sondern auch mit größeren Bauträgern aus Metall mit. In Erinnerung an den großzügigen Auftraggeber gestaltete er künstlich das Emblem „HAS“ und brachte es am Hoftor des Hauses am Großen Ring Nr. 6 sowie am Baldachin des Eingangs zum „Römischen Kaiser“ an. Dass der Arkadenhof tatsächlich verschwand und an Stelle am 27. August 1927 der große Speisesaal festlich eröffnet wurde, erlebte unser Schlosser nicht. Rudolf Heinrich Bock starb im Alter von nur 61 Jahren am 4. Dezember 1919 an Lungenentzündung.

Manfred WITTSTOCK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte.