Ausgabe Nr. 2880
Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Als die Kindergärtnerin zu mir kam und mich fragte: „Ihr Kind singt so schön. Wollen Sie es nicht im Kinderchor der evangelischen Kirchengemeinde mit ihm versuchen?” erwiderte ich „Aber wir sind orthodox.” Darauf beruhigte sie mich „Das hat doch mit der Sache nichts zu tun.”
Mein Sohn geht jetzt in die 10. Klasse. Seit über 12 Jahren nimmt er regelmäßig an den Chorproben teil, sein kleiner Bruder seit 10 Jahren auch. Nicht selten hört man von den Kindern die Ausreden: „Bin zu müde für Basketball. Heute kein Bock auf Programmierkurs.” Aber wenn es um die Chorproben ging, war das in all den Jahren noch nie der Fall.
Was kann ein Kind dazu bewegen, stundenlang mit einem Chor zu proben? Die Freude am Singen! Diese Frage beantworten mir meine Kinder, indem sie manchmal sogar zu Hause mit ansteckender Freude ein Chorlied anstimmen. Ich erlebe es selbst auch, wenn ich im Bachchor im Gottesdienst mitsinge. Allein Musik zu hören, verführt uns in einen Zustand der Gemütsruhe und Gelassenheit, das Mitsingen aber wird zum Mitgestalten und Mitwirken, zum Geben und Nehmen zugleich, zum eigentlichen Erleben des Göttlichen. Singen beschert uns Seelenfrieden und ein unerschütterliches Glücklichsein.
Das Wort „Freude” wird neben Begriffen wie Liebe, Gottes Segen, Güte, Trost, Dank, Licht und Leben im Evangelischen Gesangbuch oft erwähnt. So schwingt mein Herz beim „In Dir ist Freude”, das Lied Nr. 361 im Evangelischen Gesangbuch immer mit, unlängst habe ich es beim Chortreffen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien in Großau erlebt.
„In Dir ist Freude in allem Leide, oh Du treuer Jesu Christ./Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halleluja!/Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben,/Dein Macht dort droben mit Herz und Munde. Halleluja!”
Im vergangenen Schuljahr klagte mein Sohn: „Letzte Woche konnte ich nicht zum Chor gehen, zu viel los in der Schule. Mann, ich bin ganz ‚ungesungen‘!”.
Irina MILEA