Rekordteilnahme bei dem 17. Artmania Festival auf dem Großen Ring
Ausgabe Nr. 2876

Leadsänger Jonathan Davis von der Band „Korn“ heizte den 10.000 Fans so richtig ein. Foto: Cynthia PINTER
So voll und so laut war es selten auf dem Großen Ring: Die 17. Ausgabe des Artmania-Festivals hat dieses Jahr einen wichtigen Rekord gebrochen – zum ersten Mal war es an einem der Tage sold out. Kein Wunder, bei den 25.000 Fans, die die 14 Konzerte besucht haben. Ohne Frage machte die amerikanische Band „Korn“, die am Samstag Abend aufgetreten ist, den Unterschied und lockte auch die jüngste Generation an, denn 10- bis 14-Jährige kamen in Scharen an. 100 Freiwillige machten dieses Jahr mit.
Mit der schwedischen Progressive-Rock-Band „The Flower Kings“ begann Artmania direkt in kräftigem Ton, denn die Band mit einer langen Karriere, angeführt vom legendären Gitarristen und Songwriter Roine Stolt, war zum ersten Mal in Rumänien zu sehen. Die 1994 gegründete Band hat sich einen Namen gemacht, „mit ihrem melodischen Feingefühl, ihren komplexen Texten und ihrer Vielfalt an musikalischen Einflüssen, die von Rock’n’Roll-Elementen bis hin zu klassischen Noten und Jazz-Akkorden reichen“, so die Organisatoren. Tatsächlich traten Roine Stolt (Gitarre, Gesang), Hasse Fröberg (Gitarre, Gesang), Michäel Stolt (Bass, Gesang), Lalle Larsson (Klavier) und Mirko De Maio (Schlagzeug) in Hermannstadt entspannt auf und boten eins der besten progressive-Rockkonzerte an, die man bisher bei Artmania sehen konnte. Wie die Zuschauer nostalgisch sagten: „Solche Musik wird heutzutage nicht mehr gemacht.“

In der ersten Reihe erfreuten sich die härtesten Fans der Musik.
„Alpha Q“ war die einzige Hermannstädter Band, die im Hauptprogramm von Artmania stand. Die charmante Leadsängerin Mee Rah begeisterte am Freitag mit ihrem Gesang. Vor allem zu dem bekanntesten Lied „Unbreakable“ klatschten viele im Publikum den Takt mit. Die Band verdankt ihren vielseitigen Sound ihrem ebenso mannigfaltigen Musikgeschmack, der sich nicht auf ein bestimmtes Subgenre des Rock oder Metal beschränkt. Schwere Gitarrenriffs, energiegeladener und kraftvoller Schlagzeugsound, explosive Gitarrensoli oder Gesangslinien sind alle Teil des „Alpha Q“-Sounds, der bei „Artmania“ wie die Faust aufs Auge passte.
„Igorrr, eines der wichtigsten experimentellen Metal-Projekte der Musikszene war Headliner am ersten Abend und wärmte sich für seine Europatour „Spirituality and Distortion“ im August richtig auf, was die Zuschauer so richtig begeistert anerkannten. „Igorrr“ ist ein Projekt, das nach dem Namen der Rennmaus des Gründers Gautier Serre benannt wurde und überrascht mit den vielen Einflüssen, die in der Metalszene einmalig sind: von Chopin bis Bach, von Meshuggah bis Cannibal Corpse, und sogar die Rumänische Roma-Band „Taraf de Haidouks“ runden ihr Universum auf. Einmalig ist auch ihre Sängerin, die Mezzo-Sopranistin Marthe Alexandre, die von den tief dröhnenden Rocktönen bis zu den hellsten Operntönen die ganze Stimmbreite abdeckt – eine Leistung, die kaum überschreitbar ist. Gautier Serre befand sich mit seinem Mischpult eher im Hintergrund der Szene, war mit seinem Auftritt – zum Teil auch Solo – im Mittelpunkt des Konzertes und bewies mehrmals, warum „Igorrr“ unvergesslich ist.
Die progressive Metal-Band „Lavina“ aus Serbien trat am Freitag zum ersten Mal in Rumänien auf und zog das Artmania-Publikum mit einer intensiven Mischung aus melodischen und harten Elementen in ihren Bann.

Mezzo-Sopranistin Marthe Alexandre deckte von tief dröhnenden Rocktönen bis zu den hellsten Operntönen die ganze Stimmbreite ab. Gautier Serre, der Gründer der Band „Igorrr“ ist an seinem Mischpult im Hintergrund zu sehen.
Fotos: Cynthia PINTER
Ein Gemisch aus verschiedenen musikalischen Richtungen, die alle in ihrem 2022 veröffentlichten Album „Odyssey“, enthalten sind, waren auf der kleinen Bühne (Voice of People) zu hören.
Bei jeder Show, die sie während ihrer Promo-Tournee in ganz Europa spielten, schaffte es „Lavina“, das Publikum mit ihrer fesselnden Verschmelzung der härteren Eigenschaften des Metals mit melodischen Passagen und Rhythmen, die von östlicher Musik beeinflusst sind, und manchmal mit dramatischen Auftritten von Orchesterinstrumenten oder Chören zu überraschen. Diese exotische, harte und kraftvolle Mischung hat die Fans während ihres Auftritts beim Artmania Festival mitgerissen.
Der Auftritt der Norweger von „Satyricon“ war das Highlight des Freitagabends. Sigurd Wongraven, (Künstlernamen „Satyr“) ist zusammen mit Kjetil-Vidar Haraldstad, (Künstlername: „Frost“) Mitbegründer der Osloer Black Metal Band, die es seit 1991 gibt. Über den Musikstil der Band sagte Frontmann Satyr 2002 in einer Pressemitteilung und in der Biografie auf ihrer Homepage: „Die Musik ist rockig, aber extremer; es ist Black Metal, der die Grenzen überschreitet, die mit Bands wie „Venom“ und „Bathory“ begannen. Unsere Philosophie ist es, uns neu zu erfinden, aufbauend auf einer Grundlage von rockorientiertem Black Metal.“ 2022 veröffentlichten „Satyricon“ ihr zehntes Album „Satyricon & Munch“, von dem Songs auf der Artmania Bühne zu hören waren.
Mit der Metal Band „Awake The Demons“ aus Constanța wurde der zweite Festivaltag eröffnet. Auf der kleinen Bühne auf dem Großen Ring konnte man der 2016 gegründeten Band zuhören, die schon bei mehreren Festivals in Rumänien und Bulgarien aufgetreten ist.

Steinar Gundersen und Sigurd Wongraven von der Band „Satyricon”.
Auf der großen Bühne folgten die Norweger von „Borknagar“, eine 1995 als Black-Metal-Formation gegründete Progressive-Metal-Band, die von Øystein Brun ins Leben gerufen wurde. Der Stil der Band verbindet Black Metal und Folk Metal mit progressiven und melodischen Elementen. Die Texte von „Borknagar“ befassen sich oft mit Philosophie, Heidentum, Natur und dem Kosmos. In Hermannstadt boten sie zusammen mit der rumänischen Band „Taine“ die Erwärmung für die bekannteren Rocker von „Spiritbox“.
„Spiritbox“ aus Kanada waren nun zum ersten Mal in Rumänien, eine relativ junge Band – gegründet 2016 – die allerdings mit ihrem fast klassischen Metal-Sound bereits viele Herzen erobert hat und dieses Jahr bei den Grammy Awards 2024 in der Kategorie „Best Metal Performance“ sowie zweimal bei den Juno Awards nominiert wurde. Auf den Großen Ring in Hermannstadt brachte „Spiritbox“ eine zweite kräftige Frauenstimme: Courtney LaPlante, die mit dem Gitarristen Mike Stringer die Band gegründet hat, der sich Josh Gilbert (Bass) und Zev Rose (Schlagzeug) angeschlossen haben.
Save the best for last, heißt ein englischer Spruch und das Beste kam zum Schluss: Die lang erwarteten Rocker von Korn (meist KOЯN geschrieben) betraten die Bühne. Tausende von Fans – einige von weither gereist – drängten sich nach vorne, um die Stars aus Bakersfield, Kalifornien, hautnah zu erleben. Für einige Zuschauer – jene etwa 40-Jährige – war es wie eine Reise in die Vergangenheit. Die meisten kannten auch die Texte ihrer Hits „Freak On A Leash“, „Coming Undone“ und „Blind“ und sangen mit. Die jüngeren Generationen reagierten bei den Songs „Y’all Want A Single“ und „Good God“, als sie bei den Refrains richtige Moshpits bildeten und aufeinander zustürmten, sich durch die Musik angeheizt einander anrempelten, was bei manch einem zu blauen Flecken führte, aber nicht weiter ausartete.
Jonathan Davis (Gesang), James „Munky“ Shaffer (E-Gitarre), Brian „Head“ Welch (E-Gitarre), Reginald „Fieldy“ Arvizu (E-Bass) und Ray Luzier (Schlagzeug) heizten den etwa 10.000 Fans auf dem Großen Ring richtig ein.
Der Auftritt von „Korn“ war das wohl gelungenste Konzert aller Zeiten bei „Artmania“, das sagten nicht nur die Zahlen – das erste ausverkaufte Konzert – sondern auch die Atmosphäre im Publikum. Zwei Mal noch kamen die Musiker zur Zugabe auf die Bühne, einmal spielte Frontmann Jonathan sogar auf seinem Dudelsack (eines der Markenzeichen der Band), jedoch ohne den ihm typischen Schottenrock anzuziehen. Die Fans waren begeistert und dieses Konzert konnte das Programm am Sonntag nicht übertrumpfen, als auf der Bühne im Hof des Historischen Museums die moldauischen Bands „SPD“, „Denorm“, „Alternosfera“ und die Hermannstädter Band „Revolter“ auftraten.
Neu eingeführt wurde dieses Jahr die Registrierung der Eintrittskarte – ein Armband, wie in den letzten Jahren – auch beim Ausgang. Grund war wahrscheinlich, die mehrfachen Eintritte mit einem Armband zu stoppen. Ohne diese Maßnahme konnte ein Zuschauer, der bereits drinnen war, sein Armband abstreifen und hinaus schmuggeln lassen, damit der Nächste freien Eintritt mit dem gleichen Armband hat.
Die erste Auflage des Artmania-Festivals hat 2006 stattgefunden, Headliner waren „HIM“, „Amorphis“, Carmen Gray und „Silentium“. 7.000 Zuschauer waren dabei und ließen sich von den insgesamt 60 Musikern begeistern. Bei der 2. Auflage – als Hermannstadt Kulturhauptstadt war – haben die meisten Konzerte auf dem Großen Ring gefunden, u. a. mit „Haggard“, „Anathema“, „My Dying Bride“ und „Within Temptation“, aber auch auf der Michelsberger Burg wurde ein akustisches Gitarrenkonzert mit „Anathema“ organisiert. 2007 hat ein Abo 120 Lei gekostet, das Festival hat Mitte Juni stattgefunden.
Die 18. Ausgabe des Artmania-Festivals soll vom 25. bis 26. Juli 2025 stattfinden. Abonnements für die Ausgabe 2025 sind bereits zu einem Sonderpreis auf www.artmaniafestival.ro erhältlich – Super Early Bird 390 Lei. Zwar weiß man noch nicht, wer auftreten wird, doch für jeden Geschmack wird sicher was dabei sein, wie in den letzten Jahren auch. Und sicher ist das eine gute Investition, denn dieses Jahr hat die Karte für Freitagabend 350 Lei gekostet, für Samstag 600 Lei und für das ganze Festival 650 Lei.
Ruxandra STĂNESCU
Cynthia PINTER